Überstimulation

#1
Nachdem ich nach Einsetzen des Defis zwei Jahre Ruhe hatte kam heute eine böse Überraschung bei der Auslesung:

Der Defi meldete eine erfolgreiche Terminierung einer anhaltenden Tachykardie mit 226 BPM durch Überstimulation am 10.4. um 10.42 Uhr! Und der für mich größte Witz: Ich habe weder was von der Tachykardie noch irgendwas von der Überstimulation mitbekommen. Nichts!

Und deshalb würde mich mal echt interessieren, wie Eure Erfahrungen mit Überstimulationen sind.

Re: Überstimulation

#3
jutta43 hat geschrieben:
25. Juni 2018, 21:13
Was ist denn eigentlich eine Überstimulation?
Überstimulation ist das anti-tachykarde Pacing (ATP), mit dem "moderne"
Defis vor dem Schock Tachykardien beenden können. Dies funktioniert salopp
so, daß der Defi als (kräftiger) Schrittmacher die Tachykardie überrennt in dem
schnellere Pulse gegeben werden. Damit soll die Selbststimulation (Re-Entry)
der Kammertachykardie unterbrochen werden.

Daß man das (tagsüber) nicht merkt, wundert mich allerdings auch. Ich merke
jedenfalls sogar die (schwächeren) Pacing Eingriffe bei Bradykardie im Zwerchfell.

Re: Überstimulation

#4
Moin,
hinzufügen kann man noch, das einige Defi's die Überstimulation mit mehreren verschiedenen Puls-Mustern abgeben können, die nacheinander durchprobiert werden, um die Rhythmusstörung zu beenden. Erst wenn das keinen Erfolg bringt "knallt's". Ich merke die Überstimulation auch, weil ich i.d.R. auch schon die Tachykardie merke.

Beste Grüße

Thorsten

Re: Überstimulation

#5
Liebe Defi_Gemeinde,

habe eine Frage:

bei einer Überstimulation, die Ihr wahrgenommen habt, geht Ihr da zum Arzt?

Folgender Fall: Bin heute morgen vollkommen aus dem Off eine wahnsinnshohe Treppe im Sprint zur S- Bahn hochgerannt, um diese noch zu erreichen. Kam dann schnaufend an und merkte direkt, nachdem ich mich völlig fertig auf einen Platz fallen ließ, wie eine irre schnelle Tachykardie über mich erging, gefolgt von ein, zwei deutlichen Impulsen.
Abseits der Tatsache, dass ich ein, zwei Stationen brauchte, um mich von dem Sprint zu erholen (darf man an sich nicht bei HCM und eigentlich kann ich es auch gar nicht vom Belastungsniveau), bin ich dann normal zur Arbeit gefahren und es geht mir gut.
Hatte beim Rhythmologen angerufen, aber da war heute keine Zeit. Sollte zum Implantationskrankenhaus zum Auslesen fahren. Das war aber zu kompliziert (Anfahrt etc), so dass ich`s erst mal gelassen habe. Ist das zu tolerieren, was meint Ihr?
Hatte erst eine Überstimulation (vor 1 Jahr), noch keinen Schock glücklicherweise.

Seid gegrüßt, Freda

Re: Überstimulation

#6
Liebe Freda,
ich habe von mehreren Ärzten des Herzzentrums und ebenso in der Defigruppe gehört, dass es nach einmaligem Schock in der Regel ausreicht, sich um einen zeitnahen Auslesetermin zu kümmern. Nur bei mehrfachen Schockabgaben wäre es angeraten, sich am selben Tag beim Arzt vorzustellen. Begründung: der Defi hätte seine Arbeit ja getan !
Eine erfolgreiche Überstimulation ( der bekanntermaßen kein Schock folgte ) müsste demzufolge auch kein Grund für eine Akutvorstellung sein. Wenngleich man sich sicher Gedanken zu den Ursachen dieser macht.
Ich habe aufgehört, mich bei den vielen Tachykardien im 200 bpM- Bereich, die alle symptomatisch sind, mich in der Klinik vorzustellen.
Dort wird dann auch bloß ausgelesen und gesagt, dass der Defi diese richtig erkannt und gegebenenfalls auch richtig reagiert hätte.
Wenn jemand allerdings „ Defianfänger“ ist oder extrem verunsichert, würde ich auch raten, sich zeitnah beim Arzt vorzustellen.

Dir erst einmal alles Gute und noch einen schönen Feiertag.
Grüße von Anett

Re: Überstimulation

#7
Danke, Anett. Das beruhigt mich. Da ich am 4.12. einen Auslesetermin habe, warte ich bis dann sonst geht' s mir gut.
Leider ist der Buß- und Betttag hier on Berlin kein Feiertag.... aber jetzt ist trotzdem Entspannungszeit :) Feierabend.
Lieben Gruß Freda

Re: Überstimulation

#8
Hallo in die Runde,
meine Frage passt hier vielleicht ganz gut rein: Mein Vater hat vor zwei Jahren einen Defi gesetzt bekommen. Er hatte 1996 und 2003 insgesamt 3 Infarkte und war dann vor zwei Jahren eingeliefert worden, weil er über Stunden hinweg eine Kammertachykardie mit ca 160 Schlägen hatte. Er war bei vollem Bewusstsein, aber ihm war schwindelig. Nach mehreren Stunden, kurz bevor er einen Elektroschock hätte bekommen sollen, hörte die VT von allein auf, aber er bekam einen Defi gesetzt. Da beim Auslesen des Defi seitdem nie etwas festgestellt wurde, wurde auch das Amiodaron nach etwa einem Jahr komplett abgesetzt.

Vorgestern hatte er also plötzlich Schwindel und sein Puls war sehr schnell. Er hat sich dann mit so einer Pulsuhr ins Bett gelegt, die wohl immer mal wieder 160 anzeigte (sie ist aber leider ohnehin nicht besonders genau). Dies ging wohl über Stunden, bis es sich wieder gelegt hat. Also folgende Fragen:

Eigentlich müsste doch der Defi bei so etwas stimulieren, oder? Mein Vater meint, er hätte nichts gemerkt. Der Defi kann das doch nicht über einen so langen Zeitraum ignorieren? Funktioniert er vielleicht nicht richtig?
Was würdet Ihr jetzt machen? Er war gerade erst beim Auslesen, nächster Termin ist erst wieder im Sommer. Würdet Ihr mal dort hin?
Wie würdet Ihr akut in so einer Situation agieren? Abwarten und Beruhigungstee trinken? Der Krankenhausaufenthalt damals vor zwei Jahren war total schlimm (Pflegenotstand!), sodass mein Vater jeglichen Kontakt dorthin eigentlich meidet.

Danke für Eure Hilfe!

Re: Überstimulation

#9
Ein Puls von 160 ohne Belastung ist zwar sehr hoch, aber bei mir würde der Defi da auch noch nicht stimulieren. Meiner stimuliert erst ab 182 und bei 222 würde er schocken.
Schau doch mal auf die Einstelldaten seines Defis - normalerweise erhält man bei der Kontrolluntersuchung einen Zettel mit den aktuellen Werten. Bei mir (Biotronik) steht die Stimulationsfrequenz unter "VT1" und die Schockfrequenz unter "VF". Ich weiß aber nicht, ob das bei jedem Defi gleich ist.

Ich würde ansonsten versuchen, bei meinem Kardiologen kurzfristig einen Termin zu machen. Ins Krankenhaus würde ich nur gehen, wenn der Pulsschlag sicher über der Stimulationsfrequenz lag und ich befürchten müsste, dass der Defi defekt ist.

Gruß - Ulf

Re: Überstimulation

#10
Danke für die Info! Ich habe gerade mal geschaut: bei der Programmierung steht VF Bereich ab 270 (ms), VT-Erkennung ab 320. Heißt das, das Ding erkennt erst bei einem Puls von 270, dass es eine Tachykardie ist? Das wäre doch verrückt? Selbst bei seiner anhalten VT 2016 hatte mein Vater "nur" einen Puls von etwa 160, aber eben aus der Kammer und über mehrere Stunden.
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