Reduktion unnötiger Schocks bei Patienten mit Brugada Syndrom

#1
Hallo,

hier mal was Interessantes über die Defi- Programmierung speziell für Brugada- Patienten!!!

Gruß
R.

Clin Res Cardiol 97- Suppl 1


V764 - Reduktion inadäquater ICD Therapien durch Ein-Zonenprogrammierung mit hoher VF-Detektionsgrenze bei Patienten mit Brugada Syndrom

C. G. Veltmann1, R. Schimpf1, J. Kuschyk1, F. Streitner1, A. Krey1, S. Spehl1, M. Borggrefe1, C. Wolpert1

1I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim

Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) sind bei Hochrisikopatienten mit Brugada Syndrom indiziert. Supraventrikuläre Tachyarrhythmien (SVT) treten bei ca. 20% der Patienten mit Brugada Syndrom auf. 10-30% der Patienten mit Brugada Syndrom und ICD erleiden inadäquate ICD Schocks aufgrund von SVTs.

Ziel der vorliegenden Studie war es, Effektivität und Sicherheit einer hohen Detektionszone von 222/min zur Vermeidung inadäquater ICD Therapien zu untersuchen.
Patienten und Methoden: Zwischen 2000 und 2007 wurde 32 Patienten (24 Männer; mittleres Alter 40 ± 12 Jahre) zur Primärprophylaxe (n=28) und zur Sekundärprophylaxe (n=4) ein ICD implantiert. Alle ICDs waren 1-Kammer Systeme (n=20 St. Jude Medical; n=10 Medtronic; n=1 Guidant; n=1 Biotronik) und wurden mit einer Detektionszone von 222/min und einer Therapie von maximal 6 Schocks bei höchster Energie programmiert.
Ergebnisse: Während einer Nachbeobachtung von 40 ± 12 Monaten überlebten alle Patienten. Kein Patient erlitt eine Synkope. 3 Patienten hatten 6 Kammerflimmerepisoden und erhielten adäquate ICD-Schocks. 1 Patient (3 %) erlitt einen inadäquaten ICD-Schock bei schnell übergeleitetem Vorhofflimmern. Nach Chinidingabe und Programmierung der Detektionsgrenze auf 231/min traten keine weiteren inadäquaten Therapien auf.
Schlussfolgerungen: 1) Während einer mittleren Nachbeobachtung von 3,5 Jahren trat bei nur einem Patienten (3 %) ein inadäquater ICD-Schock aufgrund einer supraventrikulären Tachyarrhythmie auf. 2) Kein Patient mit einer hohen VF-Detektionszone erlitt eine Synkope. 3) Im Vergleich zur Literatur reduziert eine hohe VF-Erkennungsgrenze relevant die Anzahl inadäquater ICD-Schocks bei Patienten mit Brugada Syndrom von 10-30% auf 3%.

http://www.abstractserver.de/dgk2008/ft/abstracts//V764.htm



Meine Fragen, Antworten, Vorschläge, Einwände etc. sind nicht bindend, sie ersetzen auch keine ärtzliche Empfehlung!
Ich bin selber kein ICD- Träger. Ich bin familiär betroffen und interessiere mich von daher für die Defi- Welt. Nicht mehr und nicht weniger.
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Re: Reduktion unnötiger Schocks bei Patienten mit Brugada Syndrom

#2
Ich editiere dann nochmal mein ärztliches Schreiben hinzu, weil ja einiges verloren gegangen ist und ich den letzten Satz so auch nur bedingt in der Fachliteratur wiederfinde :


Sehr geehrter Herr Kollege,
ich berichte über .... blablabla ....

Diagnose:1:) Brugada.Syndrom Typ I
-Induktion schneller Kammertachykardien (Zykluslänge ca.200ms) 06/07
  • Synkope am 25.05.07 mit Verletzungsfolge
  • Implantation eines 1-Kammer ICD 06/07
  • funktionelle bikuspide Aortenklappe
  • reszidivierende supraventrikuläre Tachykardie mit inadäquater
Schockabgabe 01/09



Beim duschen und im stehen sind mehrfach Schockabgaben aufgetreten, ohne dass der Patient bewusstlos wurde. Im Episodenzähler des Defibrillators sieht man wiederholt Tachykardien mit regelmäßigem Kammerkomplexen , die nicht durch die Schockabgaben terminiert wurden. Hierbei handelt es sich um supraventrikuläre Tachykardien, der langsame Frequenzanstieg und Abfall spricht ebenfalls dafür. Anhand der elektrophysiologischen Untersuchung war ebenfalls eine funktionelle Längsdissoziation im AV-Knoten gesehen worden, vom Bild her und den fehlenden erfolgreichen Überstimulationsversuchen des Defibrillators spricht die vorliegende Rythmusstörung aber eher für eine Sinus- oder ektope Tachykardie. Da es sich hier um eine primär prophylaktische Defibrillatorimplantation handelt und in der elektrophysiologischen Untersuchung nur sehr schnelle ventrikuläre Tachykardien erzielt wurden, wurde daher hier die Erkennungszone erhöht, so dass keine inadäquate Schocktherapie bei supraventrikulären Tachykardien mehr auftreten sollte. Bei erneuter Schockabgabe bitten wir um erneute Vorstellung des Patienten.
Supraventrikuläre Tachykardien sind auch als Teil des Brugada-Syndroms bekannt, so dass es sich hier nicht um einen gänzlich ungewöhnlichen Befund handelt.

Ich verbleibe mit herzlichen Gruß
Prof. med ....


Mit sinus-, und ektoper Tachykardie wird gemeint, dass es keine " lebensbedrohlichen" Rythmusstörungen waren, aber ektope kommt mir immer noch ein bisschen spanisch vor, weil damit eigentlich nur Rythmusstörungen bei Kleinkinder bis zum 6.Lebensmonat bezeichnet werden.



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Re: Reduktion unnötiger Schocks bei Patienten mit Brugada Syndrom

#3
    Zitat: Pardon
    ... reszidivierende supraventrikuläre Tachykardie mit inadäquater
    Schockabgabe 01/09

    Im Episodenzähler des Defibrillators sieht man wiederholt Tachykardien mit regelmäßigem Kammerkomplexen , die nicht durch die Schockabgaben terminiert wurden. Hierbei handelt es sich um supraventrikuläre Tachykardien, der langsame Frequenzanstieg und Abfall spricht ebenfalls dafür.

    ...Erkennungszone erhöht, so dass keine inadäquate Schocktherapie bei supraventrikulären Tachykardien mehr auftreten sollte.
Hallo Pardon,

immer wenn man in Studien zu Brugada & Co. liest, findet sich eine nicht zu unterschätzende hohe Anzahl inadequater Schockabgaben.

Die häufigste Ursache für inadequate Schockabgaben stellen supraventrikuläre Rhythmusstörungen dar.
Auch wenn es sich bei der Indikation zum Defi um eine Primärprevention gehandelt hat, stellt sich die Frage, welcher Defi wurde implantiert?

Zweikammer oder nur (weil Primärprophylaxe) Einkammer- Defi.
In den USA werden fast ausschließlich Zweikammer- Defis implantiert, um unnötige Schocks zu vermeiden...

Es ist bekannt, dass ein Zweikammer- Defis aufgrund der vorhandenen Vorhofsonde Sinus- bzw. Supraventr. Tachykardien besser erkennen und entsprechend berücksichtigen also zB NICHT gleich Schocks abgibt.

Bei Einkammer- Defis sollte man zumindest eine ICD- Modell auswählen, welches eine Morphologie- Erkennung an Bord hat zB "Wavelet" von Medtronic, da Supraventr. Tachykardien auch die selben Frequenzen erreichen können wie schnelle Tachykardien oder Kammerflimmern.

Ab wann ist denn der Defi "scharf" 270ms, 300 ms -siehe Ausweis?

Welcher Defi ist denn eingebaut?

Gruß
R.



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Ich bin selber kein ICD- Träger. Ich bin familiär betroffen und interessiere mich von daher für die Defi- Welt. Nicht mehr und nicht weniger.
Für Fragen, die an mich gestellt werden, trage ich keine Haftung! Meine Informationen, die ich hier im Forum mitteile habe ich auschließlich aus dem Internet oder aus Defi- Büchern.

Re: Reduktion unnötiger Schocks bei Patienten mit Brugada Syndrom

#4
1-Kammer-Defi Maximo VR 7232 Cx von Medtronic
Nach der Implantation war der Defi wie folgt eingestellt :

Tachykardie Interventionsfrequenz (1/min) Therapie

Kammerflimmern (VF) 200 V/ 20 J
schnelle VT (FVT) 171 ATP / CV
ventrikuläre Tachykardie (VT) 140 keine

Anfang 2008 hab ich mich dann über häufiges Herzrasen beschwert, worauf eine Monitorzone eingerichtet wurde.
September 2008 wurde mein Aggregat mit " Lead Integrity Alert" upgedated.
Januar 2009 dann die vier Schockabgaben.

Kammerflimmern (VF) 214 V/ 20 J
schnelle VT (FVT) 187 ATP/ CV
ventrikuläre Tachykardie (VT) 140 keine

Dann im Februar nach dem Gespräch mit Prof.med.


Kammerflimmern (VF) 222 V/ 20J
schnelle VT (FVT) 200 ATP / CV
ventrikuläre Tachykardie (VT) 140 keine


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