Sepsis, Blutvergiftung - Defi und Elektroden extrahiert

#1
Hallo Forumsfreunde,

dass ich mich in den letzten Wochen nicht im Forum gemeldet habe, hatte leider einen Grund, über den ich euch nun berichten möchte.

Am Freitag, den 12.06 befand ich mich auf der Autorückreise einer Geschäftsreise. Eine gute Stunde vor der Heimkunft merkte ich, wie meine Temperatur anstieg. Daheim lag sie dann bei 39 Grad. Verdammt, dachte ich noch, das hast du dir doch ne Sommergrippe eingefangen.

Hinzu kam dann stetig steigende Gliederschmerzen, die sich über den ganzen Körper verteilten.

Am Samstag, immer noch im festen Glauben an die Grippe, mit klassischen zB Wadenwickel) versucht das Fieber zu senken, ohne Erfolg.

So langsam wurden die Schmerzen unerträglich, trotzdem wollte ich mich zum Montag hinhangeln, um dann zum Hausarzt zu gehen.

Am Sonntag eskalierte dann die Situation. 41 Grad Fieber, unerträgliche Schmerzen. Nachmittags dann beim Versuch aufzustehen, die erste Schockabgabe.
Das war dann der Zeitpunkt RTW und Notarzt zu rufen.

Im Beisein des Notarztes, der über eine Stunde brauchte mich zum Transport zu stabilisieren, 3 weitere Schockabgaben.
(Exkurs: es mag an meiner Situation gelegen haben. Aber, ich war überrascht wie „harmlos“ ich die Schocks empfunden habe. Keine starken Schmerzen, keine Ohnmacht, einfach nur ein Art harmloser Tritt vor die Brust)

Im Uniklinikum wurde dann verzweifelt nach Gründen gesucht. Mir tat alles so schrecklich weh.

Die Diagnose: Sepsis, mit septischen Schocks (Blutvergiftung)

Ich hatte also einen Bakterienherd im Körper, der einmal quer durch den Körper gestreut hatte und überall für Entzündungen gesorgt hat. In den Knien, der Leiste, den Schultern, an den Organen… einfach überall waren Foki, die in der Folgezeit nach und nach bekämpft wurden. Entweder durch Operationen (Knie, Leiste) oder durch massiven Einsatz von Antibiotika.

Die Schmerzen der ersten Wochen wurden teilweise mit Morphium gelindert.

Liegen war nur auf dem Rücken möglich, alles andere zu schmerzhaft.

Von den ganzen Medikamenten begannen meine Nieren zu versagen.
17 Tage lag ich auf der Intensivstation, danach die Verlegung auf eine Normalstation.

Da im Schluckecho (TEE) ein Schatten auf der Herzsonde gesehen wurde, erfolgte die Verlegung auf die kardiologische Station zur Vorbereitung der vollständigen Entfernung meines Defi-System, sprich Defi und Elekroden wurden mit Hilfe eines Lasers entfernt.
Post operativ wurde mir eine Life-Vest verpasst.

6 Wochen nach Einlieferung waren alle Bakterienherde erfolgreich bekämpft. Meine Blutwerte deutlich verbessert.

Der Soziale Dienst plante eine AHB in einer Orthopädischen Klinik. Es ist erstaunlich, die schnell der Körper Muskeln abbaut. Durch die beiden Knie OPs und das ständige Liegen auf dem Rücken konnte ich nichts mehr. Weder Stehen, noch Laufen, ja noch nicht mal ohne Hilfe auf die Bettkante setzen.
25 Kg Gewichtsabnahme sprechen da für sich.

Völlig überraschend dann die Information, dass ich in meinem bettlägerigen Zustand nicht AHB fähig bin. Erst müsste eine Grundmobilität wieder hergestellt werden, Also, selbständig zur Toilette gehen.
Da das Uniklinikum aber eine Akutklinik wäre, müsste ich entweder heim oder in ein anderes Krankenhaus, Diese Entscheidung sollte ich innerhalb weniger Stunden treffen.

Was tun ? in einer hilflos erscheinenden Situation so eine Entscheidung. Nach 6 Wochen Krankenhaus in ein anderes Krankenhaus. Warum, Was würde da besser oder gemacht ?

Nach intensiver Beratung mit meiner Frau die Entscheidung, nach hause.
Sie bereitete alles vor (Krankenbett, Hilfsmittel beschaffen) , Terminabsprache Hausarzt zum Hausbesuch, Physiotherapie usw). .

Hier liege ich nun seit 2 Wochen im Wohnzimmer daheim.
Meine Frau leistet eine unglaubliche Arbeit, denn ich bin immer noch sehr immobil. Alle zwei Tage kommt die Krankengymnastik, mehr ginge wegen meiner Kraft gar nicht. Das doppelt operierte Knie ist wieder beweglich, gestern konnte ich die ersten 5 Meter gehen. Es geht deutlich bergauf, nur alles viel langsamer und schwieriger als ich je gedacht hätte,

Am 07.09. muss ich wieder ins Krankenhaus, da wird mir ein neuer Defi
implantiert.

Ich bin froh alles überstanden zu haben. Die Chance lag bei 30 %.
Definitiv habe ich gelernt, dass ich beim nächsten Mal sofort ins Krankenhaus gehe.

Gruß
Dieter


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Dilatative Kardiomypathie, non-compaction Kardiomyopathie, linker ventrikel stark vergrößert, KHK ausgeschlossen, EF 20, Defi Empfänger März 2011. Insulin pflichtiger Diabetes Mellitus.

Re: Sepsis, Blutvergiftung - Defi und Elektroden extrahiert

#3
Oh...
Ganz viel Kraft wünsche ich dir! Alles Gute für den erneuten Eingriff!

Evi


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Sepsis, Blutvergiftung - Defi und Elektroden extrahiert

#4
Lieber Dieter !

Du machst ja Sachen - Hals über Kopf den Berg hinunter !
Ich hoffe, dass alles gut zusammenwächst und du bald wieder auf den Beinen bist. Auch ganz herzliche grüsse an deiner lieben und starken Frau. Schwinden mögen alle Schmerzen, Nöte, Sorgen und Beschwerden. Wichtig ist: Gesund zu werden !

Liebe Grüsse
Myriam



1989 Sabrina
1992 Leticia
1994 Nicole
1996 Sven
2014 LQTS
Viele Menschen treten in dein Leben, aber nur wenige hinterlassen Spuren in deinem Herzen.

Re: Sepsis, Blutvergiftung - Defi und Elektroden extrahiert

#6
Hallo Dieter,
wie geht es Dir inzwischen? Konntest Du schon eine Reha machen? Dein Bericht war sehr heftig! Ich gehe lieber 1 x zuviel zum Arzt als zu wenig. Mir hat man damals bei der Implantation des Defi gesagt, ich solle immer sofort zum Arzt gehen, damit sich möglichst keine Bakterien im Körper festsetzen - ich habe auch noch 2 künstliche Kniegelenke, da darf sich auch nichts festsetzen.
LG Jutta


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Jutta43

Re: Sepsis, Blutvergiftung - Defi und Elektroden extrahiert

#7
Moin,

Wieder daheim und nun stolzer Träger eines Medtronic Evera MRI.
Bin also schneller zu einem MRT fähigen Defi gekommen als gedacht und gewollt.

Letzte Woche Mittwoch ist mir das neue System implantiert worden. Diesmal auf die rechte Seite. Alles ist gut. Die Schmerzen sind im normalen Rahmen. Jetzt habe ich mir 14 Tage totale schonung der rechten Seite auferlegt, damit Sonden und Gerät ihren Platz festigen. Danach geht es natürlich noch ein paar Monate mit Obacht weiter. Also nichts schweres heben und nicht so viel Armstreckungen.

So langsam sehe ich also wirklich Licht am Ende des Tunnels. Nächste Woche will ich wieder arbeiten gehen (Büro). Und dann beginnt hoffentlich wieder das "normale" Leben , so wie es es mit unserer Krankheit möglich ist.

Gruß
Dieter


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Dilatative Kardiomypathie, non-compaction Kardiomyopathie, linker ventrikel stark vergrößert, KHK ausgeschlossen, EF 20, Defi Empfänger März 2011. Insulin pflichtiger Diabetes Mellitus.

Re: Sepsis, Blutvergiftung - Defi und Elektroden extrahiert

#8
Moin,

ich möchte euch noch über eine neue Erfahrung berichten, eventuell vor allem wichtig für neue DEFI-Träger.

Als Folge meines langen Liuegens im Krankenhaus habe ich mit die Ellennerven gequetscht. Das führt zu einem permanenten Kribbleln in beiden kleinen Fingern und der Handkante, strahlt dann teilweise noch in den Ringfinger.

Nichts wirklich schlimmes, aber halt unangenehm, weil permanent 24/7 vorhanden.

Also bin ich mal zum Neurologen.

Pflichtgemäß natürlich als erste über die Tags meiner Krankheiten informiert, was ich bei einem Erstbesuch immer für wichtig halte. (also Defi Träger, Marcumar Patient, Diabetiker).

In der Untersuchung wurden mir - so habe ich es empfunden - durchaus massive Stromstöße durch den Arm gejagt.

Und das mir, als Angstpatient, der ja seinerzeit auch jede Info zum Thema "Unverträglichkeit mit einem Defi" gelesen und aufgesogen hat.
(von wegen keine Körperfettwagen, keine elektr. ZÄune usw.)

Es wurde mir versichert, dass es keine Gefahr mit meinem Defi gibt. Und so war es auch.
Also mal wieder vergebens Angst gehabt.

Gruß und alles Gute
Dieter


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