Behindertenausweises Vor- oder Nachteil bei Bewerbung?

#1
Hallo!

Ich komme mir mit meinem "Anliegen" schon ein wenig komisch vor, aber vielleicht ist das alles ja gar nicht so "komisch", wie es mir erscheint :-) Ich erzähle einfach mal ein bischen von mir, damit klar wird, worauf ich überhaupt hinaus möchte...

Also, ich bin 23 Jahre alt und Studentin. Den Defi habe ich erst seit letztem September. Ich war vorher eine ganze Weile lang müde und schlapp, war oft in den Semesterferien im Krankenhaus... ihr kennt das wahrscheinlich ja :-) Jetzt habe ich aus den vergangenen Studienjahren kaum etwas "besonderes" vorzuweisen, denn 1. brauche ich länger, als die Regelstudienzeit und 2. habe ich kaum Praktika, o.ä. vorzuweisen.

Jetzt stehe ich aktuell vor dem Problem, dass ich für eines meiner Studienfächer ein Pflichtpraktikum absolvieren möchte. Bei einer Stelle zum Beispiel (die im Bewerbungsformular Angaben zur Gesundheit gefordert hatten) kam die Antwort, dass es ihnen leid täte, aber sie mich aufgrund meiner ja offensichtlich nicht gegebenen körperlichen Belastbarkeit, nicht annehmen können. Bei den anderen, weiß ich nicht woran es gescheitert ist. Möchte da auch nicht mutmaßen.
Dieses Praktkum ist aber eben auch nur 1 Beispiel von mehreren, wo ich vorschnell "beurteilt" wurde...

Ich glaube, dass ich, trotz "Krankheit" ein unheimliches Glück gehabt habe so fit zu sein, wie ich es bin. Und glaube auch, dass ich mich in Bezug auf die Belastbarkeit (außer im Sport) in keiner Weise von anderen unterscheide. Leider erkennen die Leute das immer erst, im perslönlichen Gespräch. Und in ein persönliches Vorstellungsgespräch muss man es ja erst einmal schaffen! Nächstes Jahr bin ich mit meinem Studium fertig und muss mich bewerben. Bei einigen Stellen wird "körperliche Belastbarkeit" vorausgesetzt. Damit stehe ich wieder vor dem gleichen Problem...

So und jetzt komme ich auch endlich auf den Punkt :-) Also:

Jetzt wurde mir von Freunden geraten, dass ich einen Behindertenausweis beantragen soll, weil ich dann wohl (zumindest in Behörden) zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden muss. Dann hätte ich zumindest die Chance mich vorzustellen und von mir zu überzeugen! Ansonsten hätte ich für den Ausweis keine Verwendung. Ich weiß auch gar nicht genau, was einem das bringt...

Wie seht ihr das? Kann das auch Nachteile haben, so einen Ausweis zu beantragen? Habt ihr dahingehend Erfahrungen gemacht?

Ach ja, und wenn ihr mir ein Praktikum für mein Zwei-Studienfach Geographie (darf auch etwas Didaktisches sein) anbieten könnt, dürft ihr mir selbstverständlich auch gerne antworten! :-)

Viele Grüße Anni



Re: Behindertenausweises Vor- oder Nachteil bei Bewerbung?

#2
Hallo Anni,
soweit ich es mitbekommen habe, wird im Öffentlichen Dienst auf soetwas, wie das Einhalten einer bestimmten "Quote" von Schwerbehinderten geachtet.
Ich meine, ich habe auch in Stellenanzeigen in Zeitungen gelesen, dass bei gleicher Qualifikation der schwerbehinderte Bewerber "vorgezogen" würde. Bin gespannt, ob Forentilnehmer genauere Aussagen machen können.
Tschüß
Horst



Re: Behindertenausweises Vor- oder Nachteil bei Bewerbung?

#3
Ich kann zu dem Thema auch nur allgemeines sagen. Zu Deiner Frages des Vorteils eines solchen Ausweises. Da kommt es natürlich auch entscheidend auf den Grad der Behinderung an. Lediglich 50 wg. des Defis sollten wohl kaum Vorteile bringen, abgesehen von einem Umstand, der zu berücksichtigen ist: Das Alter. Man kann 2 Jahre früher in ungekürzte Altersrente gehen. Da dein Berufsleben aber noch vor dir liegt (und die Rente fern), würde ich den Ausweis nicht empfehlen, denn für die sogenannte freie Wirtschaft stellt er ein Hindernis dar. Was nun Behörden betrifft..... die schreiben zwar alle positives, aber ob es auch so ist? Keine Ahnung. Und ganz im allgemeinen: Mit Geografie wirds schwer. Habe 10 Jahre Kartografie gemacht. Da besteht jetzt in der Wirtschaft ein Monopol. Schwer reinzukommen und die Ämter stellen auch kaum noch ein. Gruss Michael



Re: Behindertenausweises Vor- oder Nachteil bei Bewerbung?

#4
    Zitat: Anni
    Ich glaube, dass ich, trotz "Krankheit" ein unheimliches Glück gehabt habe so fit zu sein, wie ich es bin. Und glaube auch, dass ich mich in Bezug auf die Belastbarkeit (außer im Sport) in keiner Weise von anderen unterscheide. Leider erkennen die Leute das immer erst, im perslönlichen Gespräch. Und in ein persönliches Vorstellungsgespräch muss man es ja erst einmal schaffen! Nächstes Jahr bin ich mit meinem Studium fertig und muss mich bewerben. Bei einigen Stellen wird "körperliche Belastbarkeit" vorausgesetzt. Damit stehe ich wieder vor dem gleichen Problem...

    So und jetzt komme ich auch endlich auf den Punkt :-) Also:

    Jetzt wurde mir von Freunden geraten, dass ich einen Behindertenausweis beantragen soll, weil ich dann wohl (zumindest in Behörden) zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden muss. Dann hätte ich zumindest die Chance mich vorzustellen und von mir zu überzeugen! Ansonsten hätte ich für den Ausweis keine Verwendung. Ich weiß auch gar nicht genau, was einem das bringt...

    Wie seht ihr das? Kann das auch Nachteile haben, so einen Ausweis zu beantragen? Habt ihr dahingehend Erfahrungen gemacht?
Hallo Anni,
Nachteile hat es nicht, wenn Du einen Ausweis beantragst. Ob mit oder ohne Ausweis, Du hast die Einschränkung, amtlich also die Behinderung oder modern das Handycap.
Der ganze Umgang mit dem Thema bei Bewerbungen ist grenzwertig. Normalerweise darf ein Arbeitgeber gar nicht danach fragen, es sei denn, es ist für die Sicherheit des Arbeitsplatzes bzw. dessen Umgebung zwingend notwendig. Sollte Dir aus nicht ersichtlichen Gründen diese Frage gestellt werden, kannst Du es verneinen, Du kannst Dich dann aber auch nicht mehr darauf berufen. Denn das würde wiederum auf vorsätzlichen Betrug herauslaufen. Aber wie gesagt, es gibt keine pauschale Antwort.

Der Ausweis verhilft Dir zu einigen Sondervergünstigungen den sog. Nachteilsausgleichen für Menschen mit Behinderung. Die sind abhängig vom Grad der Behinderung (mit Defi grundsätzlich schon mal 50). Eine der Vergünstigungen ist, wie schon beschrieben, die bevorzugte Behandlung bei Bewerbungen im öffentlichen Dienst. Man "muss" dann zwar nicht automatisch zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden, die Behörde muss Dich aber, wenn eine gleiche Eignung der Bewerber vorliegt, bevorzugen. Solltest Du Dich hier bei einer Bewerbung benachteiligt fühlen, gibt es die/den Gleichstellungsbeauftragte/n, bei dem Du dann Widerspruch einlegen könntest. Genaueres findest Du unter "Tipps" im Hauptmenü bzw. unter http://www.defibrillator-forum.de/tipps/tipps.htm. Dort sind auch weiterführende Links zu Broschüren etc.

Besten Gruß
Thorsten



Re: Behindertenausweises Vor- oder Nachteil bei Bewerbung?

#5
http://www.myhandicap.de/behinderung-bewerbung-job.html

wird Dir letztlich such nicht weiterhelfen, der Tipp lautet nämlich 'nach dem eigenen Gefühl' zu handeln.
Ich bin selbst im öffentlichen Dienst behindert geworden und denke, wenn Du darein kommen könntest,hätte es divers Vorteile.

Letzlich sehe ich es als Frage der eigenen Idendität, wie mit der eigenen Behinderung umgegangen wird......

Alles Gute Axel