Brauche dringend aufmunternde Worte

#1
Hallo allerseits,

zuerst eine kurze Zusammenfassung meiner (Krankheits-)Geschichte: ich habe einen komplexen, angeborenen Herzfehler, bin schon mehrmals operiert worden, hab aber bisher eigentlich ein normales Leben führen können (bin jetzt 28 Jahre). Vor 2 1/2 Monaten hatte ich dann völlig unerwartet einen Herzstillstand, sogar Untersuchungen einen Monat davor waren noch vollkommen in Ordnung. Ich hatte wahnsinniges Glück, dass zufällig ein Arzt in der Nähe war als mir das passierte, und ich wurde wiederbelebt bis die Rettung eintraf. Danach war ich ein paar Tage im künstlichen Tiefschlaf und anschließend noch einen Monat im Krankenhaus mit Amnesie und keinerlei Ahnung wo ich bin und was mir passiert ist. Hab zu Anfang nicht mal meinen Bruder erkannt. Sie haben mir dann gleich einen Defibrilator implantiert, aber von dem Ganzen hab ich gar nichts mitbekommen (oder auch einfach wieder vergessen). Das ganze ist mir in Barcelona passiert, wo ich gerade dabei war meinen Doktor in Physik zu machen. Nun bin ich wieder zu Hause in Österreich, um mich zu erholen und auf eine Neuroreha zu warten. Mein Gehirn hat ja doch einige Zeit keinen Sauerstoff abbekommen, und dadurch hat es leider doch gelitten. Auch mein ganzes Wissen von meinem Studium ist so gut wie weg...

Nun war ich erst ein paar Wochen zu Hause und schon dabei mich langsam wieder etwas normaler zu fühlen und habe eine Freundin besucht. Dann ganz plötzlich und aus heiterem Himmel wieder Kammerflimmern. Mein Defi hat Gott sei Dank gleich eingesetzt und außer einem kleinen Schlag auf den Kopf ist mir nichts passiert. Ich war schon Bewusstlos bevor ich irgendwas davon mitbekommen habe. Danach war ich wieder einige Tage im Krankenhaus, ohne irgendwelche Auffälligkeiten in meinem EKG etc.
Nach diesem Vorfall hab ich mein Vertrauen in meinen Körper vollends verloren und kämpfe seitdemher mit Panikattacken. Zudem fühle ich mich körperlich einfach unwohl und ständig schwindlig von den Betablockern (Concor, 2.5 mg, Dosis soll aber noch erhöht werden) die ich nehmen soll und hab selten Lust außer Haus zu gehen.
Bis gestern hatte ich noch die Hoffnung, dass es eine Möglichkeit gibt, herauszufinden, woher diese plötzlichen Arythmien stammen, und dass man die Ursache beheben kann. Nun wurde mir von meinem Arzt sehr nüchtern erklärt, dass es bei Herzfehlern meiner Art einfach sehr wahrscheinlich ist, dass ich derartige Rhytmusstörungen bekomme, und ich damit eben leben lernen muss. Für den Notfall hätte ich ja den Defi, was mich aber eigenartigerweise nicht wirklich so beruhigt, wie es sollte. Ich hab auf jeden Fall keine Lust darauf, jetzt jeden zweiten Monat Kammerflimmern zu bekommen und irgendwo umzukippen.

Ich weiß, dass ich wohl oder übel damit leben muss - die Alternative ist ja nicht die verlockendste, und deswegen habe ich gehofft, ob mir hier irgendjemand vielleicht Ratschläge geben kann, wie er/sie damit umgegangen ist, welche Gedanken geholfen haben, ob man sich irgendwann wirklich sicher fühlen kann?
Und hat eventuell auch jemand Erfahrungen mit Betablockern (speziell Concor), ob man sich wirklich irgendwann daran gewöhnt oder ob irgendwas gegen die Nebenwirkungen hilft (vor Allem der Schwindel und das beduselte Gefühl)?
Und hat jemand Erfahrung mit einem Herzstillstand und dessen Erholungsdauer?

Ich bin im Moment über jeden Ratschlag dankbar, über jedes aufbauende Wort und Geschichten von Menschen, die solch eine Situation bzw. ihr Leben gemeistert haben und trotz allem Freude an ihrem Leben haben. Vielen, vielen Dank schon mal im Voraus!

Liebste Grüße,
Nina

Re: Brauche dringend aufmunternde Worte

#2
Hallo Nina,

ich hatte vor etwas über drei Jahren plötzlich und ohne irgendeine Vorwarnung auf der Arbeit Kammerflimmern und bin vom Stuhl gekippt. Auch ich hatte wahnsinniges Glück, dass ein Kollege die Situation sofort erkannt hat und mich wiederbelebt hat. Unsere Werkssanitäter waren auch nach wenigen Minuten vor Ort und haben einen externen Defi zum Einsatz gebracht.
Ich war danach auch einige Tage im Koma und hatte beim Aufwachen das Gefühl, dass alles nur ein Traum war. Erst als meine Tochter mich besuchen kam, habe ich erkannt, dass ich wohl doch im Krankenhaus liege. Sie muss nun damit leben, dass ich sie etwas unfreundlich mit dem Wort "Scheiße" begrüßt habe. Aber sie hat es Gott sei Dank mit Humor genommen.
In den folgenden Tagen und Wochen hatte ich dann das Gefühl, dass mein "normales" Leben nun wohl vorbei wäre und ich nicht mehr viel machen kann. Dieses Gefühl hat ich aber dann doch relativ schnell verflüchtigt und ich habe schon in der Reha gelernt, dass der Defi so gut wie gar keine Einschränkungen bringt. Mittlerweile lebe ich fast genauso wie vor dem Vorfall, einschließlich der kleinen ernährungs- und verhaltensmäßigen Sünden.

Ich bin ja einiges älter als du, habe keine bekannte Vorerkrankung und bisher ist der Defi bei mir auch nicht zum Einsatz gekommen. Trotzdem wage ich zu behaupten, dass du durch den Defi so gut wie keine Einschränkungen haben wirst und dir dein Leben noch sehr viel Gutes zu bieten hat!

Zum Beteblocker: ich nehme seit drei Jahren Metropolol 95mg. Im Krankenhaus hatte ich auch sehr starke Schwindelgefühle und bin kurz vor meiner geplanten Entlassung umgekippt (was dann ein paar neue Vorderzähne erforderlich machte). Das lag offenbar an einem zu geringen Blutdruck durch Übermedikamentierung. Ich wurde dann neu Eingestellt und seitdem ist alles in Ordnung. Vielleicht solltest du mal deinen Blutdruck kontrollieren, falls noch nicht geschehen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bischen helfen.

Kopf hoch - alles wird gut!

Gruß - Ulf

Re: Brauche dringend aufmunternde Worte

#3
Danke Ulf für die schnelle Antwort und es freut mich zu hören, dass bei dir alles so gut ausgegangen ist! :)
Wie lange hat es bei dir in etwa gedauert, bis du dich geistig wieder "wie der Alte" gefühlt hast, nach deinem Herzstillstand. Oder hattest du keine größeren Probleme danach, mit Konzentration, Sensibilität auf äußere Reize, Schreiben, Lesen, Erinnerung zum Beispiel? Aber es hat bei mir auch etwa eine halbe Stunde gebraucht, bis die Sanitäter da waren, und mich danach noch paar mal schocken mussten, vielleicht ist da bei mir ja mehr verloren gegangen ;)

Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute weiterhin, und dass du den Defi nie brauchen wirst ;)
LG, Nina

Re: Brauche dringend aufmunternde Worte

#4
Hallo Nina,
ich kenne die Konzentrations und Gedächnisprobleme nach 3 Wiederbelebungen in 2 Tagen nur allzu gut.
Die ersten Wochen danach hatte ich das Gefühl als ob Erinnerungsmässig alles auf "Neustart" gestellt
wurde-ich habe sämtliche PINs bzw. Zugangsdaten,Telefonnummern und was man sonst noch alles
nur im Kopf und sonst nirgendwo abgespeichert hat vergessen.Mehr als eine Buchseite lesen war nicht
drin,ich hätte danach nicht sagen können was ich überhaupt gelesen habe.Aber es wird wieder besser,es
dauert halt nur einige Zeit bis sich nach solchen Situationen alles wieder halbwegs normalisiert...
Auch wenn es am Anfang schwer fällt,lass die Ohren nicht hängen,es kommen auch wieder bessere Zeiten!

Re: Brauche dringend aufmunternde Worte

#5
Da bei mir die Hilfe sehr schnell da war, hatte ich anschließend auch wenig Probleme mit der Konzentration, schreiben, lesen usw.
Ich weiß noch, dass ich in den Tagen und Wochen nach dem Krankenhausaufenthalt etwas Probleme mit dem Gedächtnis hatte. Mit PIN-Nummern, Gehimzahlen u.ä. hatte ich zunächst einige Schwierigkeiten, das hat sich aber relativ schnell wieder gelegt.
Woran ich mich bis Heute nicht erinnern kann, ist das Ereignis selbst und alles was am Tag zuvor passiert ist.

Re: Brauche dringend aufmunternde Worte

#6
Danke für eure Antworten! :) Mittlerweile geht es schon ein wenig besser. Gewisse Sachen meiner Vergangenheit werden wohl immer im Dunklen verharren, aber immerhin hab ich ab und zu wieder Momente, in denen ich glaube, dass alles wieder gut wird, und mein Körper mich doch noch nicht aufgegeben hat ;)
cron