Re: Angst nach Tv Bericht

#11
Hi allerseits*
Ich weiß nicht ob dieser Thread richtig ist, aber es geht auch um die Fidelis Elektrode, die bei mir 2007 eingesetzt wurde (aber noch heile ist).
Mein Problem:

Am 21. Oktober, nach 7 Jahren, steht nun die erste Batteriewechsel - Op bevor. Außerdem wurde ich mit der bruchgefährdeten Fidelis Elektrode gesegnet, die die Op etwas komplizierter macht und mir mehrere Möglichkeiten bereit stellt:

1. Ich lasse sie drinnen. Die Elektrode wird abgekapselt und mit einem Noppen im Körper gesichert. Dabei wird eine neue, dickere, Elektrode am Herzen befestigt.

2. Ich lasse sie entfernen. Die Elektrode wird über ein Schneide-Röhrchen gezogen und am Ende, dreht man diese und die Elektrode wird herausgezogen/ geschnitten. Eine neue Elektrode wird am Herzen angebracht.
Höheres Risiko: Herzspezialisten-Team und Vollnarkose sind hierbei ein muss. Außerdem ein Beobachtungsgerät, dass durch die Speiseröhre geführt wird und das Herz von allen Seiten betrachtet. Da das Herz ausbluten kann. Dabei wurden Risiken wie eben verbluten, beschädigen des Herzens und öffnen des Brustkorbs vom Arzt genannt (Naja. Hauptsache am Leben oder?).

3. Ich lasse sie drinnen und sie wird weiterhin als Elektrode benutzt. Dabei wird mir ein Gerät/ Kasten bereitgestellt, womit ich, innerhalb eines 2 Meter Radiuses, überprüfen kann ob die Elektrode intakt ist.

Natürlich bestehen bei Op`s immer Risiken. Aber 2. Lässt mich schaudern :/
Wie handhabt ihr dies wenn die Entscheidung gefällt werden muss, dass die Elektrode raus muss?
Variante 1. Finde ich immer noch am unkompliziertesten. Man möchte ja jedes Risiko für dem Körper vermeiden. Ich vertraue den Ärzten (was bleibt auch einem übrig :D ) und die MHH Hannover ist ganz gut, soweit ich das beurteilen kann (auch wenn sie mir die zu 75% bruchgefährdete Fidelis Elektrode 6 Jahre vorenthalten haben  und ich nur durch einen Bericht auf Arte darauf aufmerksam gemacht wurde… ). Aber der Arzt tendiert zu 2., da ich noch nicht über 30 Jahre bin und noch mehrere Operationen vor mir habe.

Frage: werden Elektroden immer beim Batterie wechsel entfernt? Es hieß so im Durchschnitt halten sie 7 -13 Jahre und müssen nicht immer ausgetauscht werden.

Aber trotzdem: nach 7-10 Jahren Defi-dauer kommt ja dann immer die Entscheidung: „Mach ich sie raus oder nicht?“ Das Herz ist ja nicht groß und 6 Elektroden immer kleben lassen am Herzen…gruselig.
Außerdem war ich bei der ersten einsetzen Op „durcheinander“. Also die Venen waren kompliziert versteckt im Körper (?). Jetzt habe ich auch bedenken, dass das wieder so kompliziert wird.

Fazit: ich tendiere zu 1.
Ich möchte nicht weitere 7 Jahre mit dem Gedanken dieser bruchgefährdeten Elektrode leben (und Variante 3. kommt gar nicht in Frage!). Ich möchte überhaupt nicht, dass jemand meine Entscheidung abnimmt, aber hier kann man sich ja austauschen 
Es folgt sowieso noch ein Folgegespräch mit dem Narkosearzt usw. Fragen tauchen eh noch auf :/ das kam nur alles jetzt so schnell, da es hieß:

“März wird es passieren.“
Dann:“Ah, stellen Sie sich auf November ein!“
und dann am Freitag: piep piep piep beim Brot schmieren :D 3 Tage vorher piepte ich schon und dachte das wäre mein Laptop oder es käme von draußen (neben unserer Wohnung steht eine Bar). Tolle Erfahrung das piepen :/ nächstes mal möchte ich bitte ACDC drauf haben :D



Re: Angst nach Tv Bericht

#12
Hallo Kira,

die Variante 1 ist die Beste Lösung (meine Meinung) da es bei dir der 1. Wechsel ist.

Zu deiner Frage:

Die Elektroden werden NICHT bei jedem Aggregatwechsel gewechselt, sondern erst, wenn Impedanz und das Sensing es erfordern. Eine Elektrode kann bis zu 20-25 Jahre halten.

Sollte eine Elektrode kaputt gehen, wird in der Regel immer Nachgeschoben, das heißt: die kaputte abgeklemmt und/oder gekürzt und die neue nachgesetzt. Ist dies nicht mehr möglich, müssen alle entfernt werden (nach Variante 2) und neue werden gelegt.


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Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

Herztod am 29.04.96 + 02.03.16

Manchmal klingt es hart & tut weh, aber danach weißt Du warum !

Re: Angst nach Tv Bericht

#13
Ich habe die Sprint Fidelis Sonde auch schon 7 Jahre drin und einen Defi-Wechsel hinter mir. Von einem Austausch war nie die Rede, da die Sonde keinerlei Probleme bereitet. Das kann zwar noch kommen, aber man sagte mir, daß durchaus nicht alle Sonden fehlerhaft sind.



Re: Angst nach Tv Bericht

#14
Achso. So lange halten sie? Man lernt immer noch dazu :) Na das ist ja schön.

Mich haben sie sozusagen sehr zugesprochen, dass sie raus muss/ soll. Als der Bericht im Fernsehen kam (auf arte) war mir auch sehr mulmig und wollte gar nicht die nummern vergleichen. Naja gut, da war sie nun.
Nach einiger Zeit denkt man sich nicht mehr soviel dabei ob sie nun bricht.

Mmh, wenn die Fidelis gekürzt wird...auch seltsam, dass dies im Körper rumschwimmt und hin und her pendelt (hoffentlich nichts ein piekst (auch wenns eingenoppt ist).) :D



Re: Angst nach Tv Bericht

#15
Hallo Kira,

ich habe meine Sprint Fidelis Sonde schon seit 16 Jahren und sie macht keinerlei Probleme.
Habe vor 2 Jahren einen neuen Defi bekommen. Es wurde in Erwägung gezogen, bei dieser OP gleich eine neue Sonde zu legen, weil die Fidelis Sonde zu diesem Zeitpunkt ja schon nicht mehr die Jüngste war; von den bekannten Problemen mit diesem Modell mal ganz abgesehen . . . Es zeigte sich bei den Messungen und der genauen Überprüfung der Sonde aber, dass sie absolut in Ordnung und weiterhin voll Funktionsfähig war. Der neue Defi wurde dann also an die vorhandene Sonde angeschlossen, denn es gab keinerlei Notwendigkeit, eine neue Sonde zu platzieren. Bis heute versieht sie ihren Dienst tadellos.


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Restriktive Kardiomyopathie, Zustand nach Reanimation bei Kammerflimmern und mehrfacher VT, Defi-Implatation 1998, Perikarderguss mit Herzversagen u. mehrstündiger Reanimation 1999

Re: Angst nach Tv Bericht

#16
Wäre eine eventuelle Materialermüdung ggf. durch eine Änderung der Elektrodenimpendanz vor einem effektiven Bruch theoretisch meßbar, wenn rechtzeitig ein Kontrolltermin stattfände?


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Angst nach Tv Bericht

#17
    Zitat: Evi
    Wäre eine eventuelle Materialermüdung ggf. durch eine Änderung der Elektrodenimpendanz vor einem effektiven Bruch theoretisch meßbar, wenn rechtzeitig ein Kontrolltermin stattfände?
Moin Evi,
ja, aber es wäre keine Garantie. Eine Materialermüdung hinsichtlich einer elektrischen Alterung der Sonde ist über die Impedanz messbar aber nur annähernd prognostizierbar, da diese Alterung nicht linear verläuft. Ebenso ist eine Alterung der mechanischen Stabilität des Sondenmaterials über die Impedanz messbar. Aber beides kann nicht wirklich voneinander getrennt werden und somit ist damit nicht zwangsläufig ein Bruch vorhersehbar. Und die Impedanz misst ein Defi in regelmäßigen Abständen sogar selbst und gibt bei Überschreitung eines Grenzwertes eine Fehlermeldung über den Warnton ab. Zudem gibt es keinen Idealfall - selbst wenn man die Impedanz von zwei aufeinanderfolgend hergestellten Sonden unter gleichen Laborbedingungen misst, müssen sie sie nicht zwangsläufig dieselbe Impedanz haben sondern werden sich eher unterscheiden. Es wir deswegen immer ein Impedanzbereich zuzüglich einer bestimmten Toleranz angegeben in dem die Sonden für "gut" befunden werden.

Es kommt bei einem Bruch auf die Änderungen in der mechanischen Belastung an. Theoretisch kann jede Sonde bei einer verkehren Bewegung brechen wobei schon das Wort "verkehrt" falsch ist - Denn die Sonde ist nicht nur der Teil, der im Herzen steckt sondern dazu gehört auch das Kabel bis zum Defi. Somit ist bei dem Einen diese Bewegung, bei jemand Anderem eine andere Bewegung der Auslöser für einen Bruch und hängt auch davon ab wie das Kabel verlegt ist.

Da es hier viele Betroffene mit Sprint Fidelis Sonden gibt, die keinerlei Probleme machen, deutet es darauf hin, dass überwiegend nur Sonden aus einer bestimmten Charge (z.B. nur die Sonden, die an einem bestimmten Tag hergestellt wurden) teilweise betroffen sind und das vielleicht auch nur dann, wenn sie vom Operateur zu eng im Körper gebogen und gelegt wurden. Laut med. Qualitätssicherung aus dem Medizinproduktegesetz muss es von Medtronic verfolgbar sein, welche Kliniken welche Sonden(chargen) geliefert bekommen haben - zumindest in Europa. Ob die Kliniken für sich dann ebenfalls archiviert haben, welche Sonde aus welchen Chargen sie in wen implantiert haben, dass weis ich nicht. Ich könnte mir aber vorstellen dass auch hier die Vorschriften dafür vorhanden sind. Rein theoretisch müsste es also mit Rechercheaufwand möglich sein eindeutig festzustellen, wer eine möglicherweise anfällige Sonde implantiert bekommen hat (Diese Daten gelten aber gerne als Betriebsgeheimnis - obwohl sie vorgeschrieben sind). Das sagt aber dann immer noch nicht darüber aus, ob der Operateur die Sonde nicht vielleicht falsch verlegt hat und sie per se von Anfang an schon eine zu hohe mechanische Belastung hat.

Und die ganzen Unwägbarkeiten nachzuvollziehen und einen Schuldigen zu finden sind schon sehr aufwändig und fast ein Lotteriespiel, da wird, wie oben schon angedeutet, hier scheinbar leider lieber von Herstellern und Kliniken die Verschleierungs-, Aussitzungs- und Wer-schiebt-wem-den-schwarzen-Peter-zu-taktik gefahren um Kosten zu sparen und darauf zu hoffen, dass nicht zu viele Patienten betroffen sind und diesen dann zudem in einer gerichtlichen Auseinandersetzung möglichst viele Steine in den Weg zu legen um ja keinen Präzedenzfall zu schaffen.

Gruß

Thorsten



Re: Angst nach Tv Bericht

#18
Danke für die ausführliche Erklärung, Thorsten!
Sind bis jetzt nur Sonden von Medtronic gebrochen, oder sind im Forum Fälle von anderen Herstellern bekannt?


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Angst nach Tv Bericht

#20
Danke Maria, Christine und Birgitt*
Werde die fidelis wahrscheinlich drinnenlassen und eine neue soll verlegt werden. Man meinte, dass man sowieso alles überprüft ob da was nicht in Ordnung ist, mit den kabeln usw, wenn der defi neu verlegt werden muss. Bin immer noch aufgeregt und bis zum termin ist einen mulmig zumute. Vielleicht wird das mit den jahren besser und routinierter. Komisch-freu mich den alten defi mal in der hand zu halten :D

Wegen dem tv-bericht: um die doku anzukurbeln müssen eh immer die dramatischsten Situationen gezeigt werden :/ man macht sich selber verrückt.

Meine fidelis ist vom Jahre 2007.