Reisen

#1
Hallo zusammen

Zum ersten Mal seit meiner Defiimplantation vom Februar wage ich kommenden Freitag eine Bahnreise von Basel nach Berlin. Ich will endlich mal wieder meine Freunde besuchen. Ich war früher alle zwei- drei Monate nach Berlin gefahren.
Ich bin in einem komischen Zustand, auf der einen Seite freue ich mich sehr. Auf der anderen Seite habe ich einfach nur Angst. Angst davor, dass mir unterwegs was passiert. Dann kommt die Angst, dass mir in den 5 Tagen Berlin was passieren könnte ...
Es ist schon verrückt, dass ich in der Zwischenzeit öfters an Angst- und Panikattacken leide. Sowas konnte ich mir nie vorstellen.
Vielleicht sind für einige von Euch 7-stündige Bahnfahrten Alltag ... aber mir macht es Angst. Trotzdem will ich fahren, denn sonst traue ich mich bald nicht mehr aus der Wohnung.

LG
Florence


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Herzinsuffienz 3. Grades. 2012 Implantation Herzschrittmacher. Februar 2014 Lungenembolien und Implantation Defibrillator. Seit Februar 2014 zweimal Kammerflimmern mit lebensrettender Schockabgabe Defi.

Re: Reisen

#2
Hallo Florence,
das kann ich alles gut nachvollziehen weil ich genau wie Du gegen diese diffusen Ängste kämpfe. Ich habe einen Defi seit 2005 und habe damals etwa 1 1/2 Jahre gebraucht um wieder relativ unbeschwert durch's Leben zu gehen. Allerdings hatte ich auch genug Zeit zu vergessen denn der Defi war 9 Jahre ruhig. Nun im Juni hat es mich erwischt und wieder kamen die Ängste zurück. Dann mußte der alte Defi auch noch raus weil ich eine Sondenendokarditis bekam und nach etlichen Wochen habe ich nun einen neuen implantiert bekommen. Komischerweise kommen die Ängste immer zeitversetzt erst hinterher....
Ich mache es wie Du und versuche trotzdem raus zu gehen, mich mit den Ängsten zu konfrontieren, rede mit meinen Leuten auch darüber und bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute aus den verschiedensten Gründen mit Ängsten zu kämpfen haben. Damals habe ich eine Verhaltens- und Gesprächstherapie gemacht von der ich jetzt wieder profitiere. Zincum Valerianicum hilft mir auch sehr gut in akuten Situationen. Ich weiß, es wird wieder eine Weile dauern aber wir schaffen das! Ich wünsche Dir eine schöne Reise, gute Erfahrungen und Du wirtst sehen: es wird nix passieren und Du wirst stolz auf Dich sein hinterher!
Liebe Grüße
Christine

Re: Reisen

#3
Auch ich hatte vor meiner letzten Reise Angst - obwohl ich nicht alleine gefahren bin. Nachdem ich bewußt alle Eventualitäten und Lösungsmöglichkeiten und schlimmsten Szenarien durchgegangen bin, habe ich mich dann doch getraut. Es ist schließlich alles wunderbar verlaufen, und das Erlebnis hat mich schließlich ermutigt, viele meine Ängste hinter mir zu lassen und mich wieder auf meinen Alltag inklusive neue Abenteuer einzulassen. Ich wünsche dir eine gute Reise!
Evi


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Reisen

#4
Hallo Florence,

bei solch gravierenden Ängsten therapeutische HILFE holen, denn das ist und wird sehr lebenseinschränkend unbehandelt.


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Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

Herztod am 29.04.96 + 02.03.16

Manchmal klingt es hart & tut weh, aber danach weißt Du warum !

Re: Reisen

#5
Ich würde noch warten mit dem Psycho Doc,das ist alles noch recht frisch.Wir haben doch alle mehr oder weniger zu kämpfen gehabt mit der neuen Situation,und nach einer Weile sind die Ängste verschwunden/gemindert und ist der Alltag wieder eingekehrt.
Wenn ich noch an meine Panikattacken denke im ersten halben Jahr nach der Defi Implantation,die waren nicht ohne.Jetzt hab ich so etwas nur noch ganz selten.

Gruß Reiner

Re: Reisen

#6
Danke für eure Antworten und eure Unterstützung.
Ich werde nicht alleine nach Berlin fahren, eine Freundin fährt mit - glücklicherweise. Dies obwohl ich vor nicht allzulangerr Zeit in die Bahn gestiegen bin und einfach losfuhr ... egal ob alleine oder nicht.
Heute gibt es Momente, da traue ich mich gar nichts mehr zu, mein Selbstvertrauen ist im Keller. Besonders dann, wenn ich mich nicht mehr wirklich traue, die Wohnung zu verlassen -sei es nur für einen Arztbesuch.

@ Birgitt: ich habe vor kurzem mit einer Therapie wegen meiner Angst- und Panikattacken sowie wegen meiner traumatischen Erlebnisse.

Liebe Grüsse
Florence


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Herzinsuffienz 3. Grades. 2012 Implantation Herzschrittmacher. Februar 2014 Lungenembolien und Implantation Defibrillator. Seit Februar 2014 zweimal Kammerflimmern mit lebensrettender Schockabgabe Defi.

Re: Reisen

#7
Liebe Florence,

mir geht es ganz genauso! :-(

Ich war auch immer alleine unterwegs, egal wohin in der großen weiten Welt.
An Urlaub ist gar nicht zu denken, weil ich nicht mehr weiss wie ich das alleine meistern soll.
Ich kenne auch die Ängste, sich nicht mehr aus dem Haus zu trauen.

Das legt sich aber wieder! :-)

Therapeutische Unterstützung ist da ganz wichtig und zwar als Langzeittherpie.

Ich war vor kurzem endlich recht gut gefestigt, noch nicht für Urlaub bereit, aber endlich wieder arbeiten gehen.
Naja, was soll ich sagen.... am 1. Arbeitstag wurde ich im Parkhaus überfallen, dabei massiv mit nem Messer bedroht und musste die Geldbörse rausgeben.

Und schwups fange ich mit den Ängsten wieder von Vorne an. :-(

Ich gebe aber nicht auf und Angstbewältigung ist auch auch viel Übung.

Irgendwann werde ich auch wieder mit dem Zug fahren, mein geliebtes Fuerteventura besuchen und vor Allem Lebensqualität haben!

Liebe Grüße von
Bärbel

Re: Reisen

#8
Liebe Bärbel

Das hört sich ja schrecklich an, dieser Überfall. Ich kann mir gut vorstellen, dass alles Erreichte mit einem Schlag wieder weg war.

Ich habe mit einer Lanzeittherapie begonnen - es ist mir bewusst, dass ich viel Arbeit vor mir habe.
Besonders zu schaffen macht es mir, mich immer wieder aus dem Haus zu trauen. Aus Sicherheit eben ... wie ich mir immer einrede.
Da ich nicht mehr arbeite, entfällt auch der Grund rauszugehen.
Umso mehr zittere ich auf die lange Bahnfahrt hin - und freue mich gleichzeitig endlich die Freunde wiederzusehen.

Liebe Grüsse
Florence


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Herzinsuffienz 3. Grades. 2012 Implantation Herzschrittmacher. Februar 2014 Lungenembolien und Implantation Defibrillator. Seit Februar 2014 zweimal Kammerflimmern mit lebensrettender Schockabgabe Defi.

Re: Reisen

#9
Auch mir ist es lange schwergefallen, das Haus zu verlassen. Immer, wenn eine Aufgabe vor mir stand, und oft auch, wenn keine vor mir stand, lieferten die Symptome der Panikattacken mir noch mehr "Gründe", im Haus zu bleiben. Aber in meiner Therapie habe ich allmählich gelernt, diese Ängste zu überwinden, und Dinge trotzdem zu machen. Als ersten Schritt zusätzliche Sicherheiten "einzubauen", und dann trotzdem zu gehen. Mir Strategien zu überlegen, was ich in welchem Fall mache, und mich dann nicht mehr einzuigeln. Diese Reise damals zu schaffen, war für mich der größte Schritt - und brachte den schnellsten und größten Fortschritt.
Als konkreten Tip: sprich dich vorher genau mit deiner Freundin ab, was in welchem Fall zu machen ist - bei Notfällen, bei Panikattacken, bei Herzproblemen aller Arten. Im Notfall weiß sie es dann, und du kannst beruhigt sein, daß du dann nicht selber denken mußt. So habe ich das damals gemacht. Es gab keinen Notfall.
Und überleg dir, was dir unterwegs helfen könnte. Von Ablenkung bis hin zu Notfallmedikamenten aller Arten, Notlösungen, wo ihr unterwegs bleiben könntet, falls ihr die Reise unterbrechen müßtet (ich sagte damals, ich wolle irgendwie ans Ziel geschleift werden, koste es, was es wolle) etc.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Reisen

#10
Hallo Florence,

eine gute Reise ! Das ist ohne wenn und aber toll, dass du die Reise angehst.

Und wenn eine Angst- oder Panikattacke kommt, gehe ihr offensiv entgegen. Komm doch du Attacke. Du kannst mir nichts anhaben. Du kannst mich nicht töten.

Du wirst sehen, wie schön es in Berlin wird.

Alles Gute
Dieter


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Dilatative Kardiomypathie, non-compaction Kardiomyopathie, linker ventrikel stark vergrößert, KHK ausgeschlossen, EF 20, Defi Empfänger März 2011. Insulin pflichtiger Diabetes Mellitus.