Re: Reisen

#11
Hallo, mit der Zeit lernt man ja uach, mit seinen Ängsten umzugehen. Anfangs fand ich es aber unabhängig von Therapie etc. hilfreich, am Tag der Reise 1mg Tavor einzunehmen (bei mir 2x bei Flugreisen). Ansonsten ist von dem Zeug abzuraten, keinesfalls über längere Zeit einnehmen! Andererseits ist es auch nicht zu verteufeln, viele haben es wohl als 'Notfallpille' dabei. Die Angst vor einer Panikattacke ist m.E. einer der wichtigsten Auslöser für selbige, ist deshalb auch ein therapeutischer Ansatzpunkt.
Grüße Axel



Bis zum Beweis des Gegenteils bin ich unsterblich!

Re: Reisen

#12
Hallo Evi

Danke für Deine Tipps. Ich habe mich gestern mit meiner Therapeutin über die bevorstehende Reise unterhalten. Sie konnte mir auch noch ein paar Hinweise geben. So überwiegen im Moment die positiven Gefühle ... und ausserdem sollen es ein paar Tage Urlaub werden!
Mehr Sorgen bereitet mir aber meine Angst die Wohnung zu verlassen. Einen "Grund" dafür finde ich immer. Ich musste mich heute morgen richtig überwinden, meinen Arzttermin wahrzunehmen. Da kommt noch einiges an Arbeit auf mich zu ... aber ich werde es schaffen! So wird sonst meine Welt von Tag zu Tag ein Stück kleiner.

Liebe Grüsse
Florence


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Herzinsuffienz 3. Grades. 2012 Implantation Herzschrittmacher. Februar 2014 Lungenembolien und Implantation Defibrillator. Seit Februar 2014 zweimal Kammerflimmern mit lebensrettender Schockabgabe Defi.

Re: Reisen

#13
Genau! Die Welt wird kleiner, und automatisch bleibt den Gedanken mehr "Freiraum", um die negativen, angstauslösenden Dinge zu kreisen... Auch ich bin damals kaum noch aus dem Haus gekommen, vor allem anfangs. Und die Syptome lieferten scheinbar neue Gründe... jedesmal. Doch nachdem man es zigmal trotzdem geschafft hat, beweist man sich allmählich selber, daß es irgendwie doch geht. Mir ist es oft und oft mißlungen. Gib nicht auf, das alles braucht seine Zeit! Ich habe mir meine Ängste anfangs vorgeworfen. Doch es ist keine Feigheit. Es ist bei solchen Erkrankungen wie unseren in manchen Fällen "normal", daß sie sich irgendwann entwickeln. Man kann nicht von sich verlangen, immer alles gleich zu schaffen. Hab Geduld mit dir (ja, immer noch, auch wenn du diesen Satz schon so oft gehört, angewandt, und dir vorgebetet hast - es braucht davon immer noch ein bißchen mehr, als man eigentlich hat).
Was mir noch geholfen hat, ist, die Dinge schrittweise anzugehen. Leider leider fällt mir diese Idee jetzt ein paar Tage zu spät für dich ein, tut mir Leid: Bahnreisen üben. Mit einer kleineren Strecke als Probefahrt starten, ein- zwei - drei-, vier-...mal üben.
Oder in Bezug auf die Wohnung: erstmal vielleicht nur kurz vor die Wohnungstür, dann vors Haus, dann ein paar Meter weiter, und vielleicht die Zeit in Minuten steigern. Damit du mit Erfolgserlebnissen beginnen kannst, und dich nicht gleich überforderst. Anfangs nicht alleine, dann schon. Oder wie auch immer - schrittweise war das, was ich meine.
Und ansonsten: immer auf die positiven Erlebnisse schauen. Dir immer vor Augen halten, welche Fortschritte du machst, was du schaffst. Das ermutigt.
Außerdem dir überlegen, womit du dich bei Panikattacken konkret selber helfen kannst. Ich habe ausprobiert: Entspannungsübungen, telefonieren, rechnen, zählen, Ablenkung,... Am besten hat mir telefonieren geholfen, gefolgt von Mathe.
Paradoxerweise hat mich auch ein bestimmter Gedanke - entstanden im Gespräch mit einem Therapeuten, der mich zunächst erschreckt hat, später ermutigt: Es kann mir überall passieren. Ich bin daheim nicht sicherer, als auf der Reise. (Natürlich habe ich dem als Erhöhung des Risikos die Reisestrapaze dem entgegengehalten, aber...)
Ich habe mich vor der Reise gründlich vorinformiert, wo der Defi ausgelesen werden könnte (war ziemlich weit weg, und hat mich zunächst zusätzlich verunsichert), und mir überlegt, was wir in welchem Notfall machen.
Ich wünsche dir, daß du es schaffst, diese Reise durchzuziehen! Vorfreude ist die beste Motivation.
Schönen Urlaub ;)

Evi


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Reisen

#14
    Zitat: Florence
    Da kommt noch einiges an Arbeit auf mich zu ... aber ich werde es schaffen! So wird sonst meine Welt von Tag zu Tag ein Stück kleiner.

    Liebe Grüsse
    Florence
Tolle Einstellung und schon ein gutes Zeichen für die Kraft es anzugehen !

Wünsch Dir gute Fortschritte.

Gruß
Dieter


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Dilatative Kardiomypathie, non-compaction Kardiomyopathie, linker ventrikel stark vergrößert, KHK ausgeschlossen, EF 20, Defi Empfänger März 2011. Insulin pflichtiger Diabetes Mellitus.

Re: Reisen

#15
ich danke Euch allen für die Unterstützung.
Heute bin ich aus Berlin zurück nach Basel gefahren. Der Hin- und Rückweg verlief gut. Ich war froh durch eine Freundin begleitet zu werden, sie hat mir ein Stück Sicherheit gegeben. Ich konnte die Angst zwar nicht ganz beiseite schieben ... aber immerhin ist ein Anfang gemacht. Und ich bin ein bisschen stolz auf mich.
Jetzt geht es wieder in den Alltag. Es liegt viel Arbeit vor mir, u.a. der Kampf mit mir das Haus zu verlassen.

liebe Grüsse
Florence


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Herzinsuffienz 3. Grades. 2012 Implantation Herzschrittmacher. Februar 2014 Lungenembolien und Implantation Defibrillator. Seit Februar 2014 zweimal Kammerflimmern mit lebensrettender Schockabgabe Defi.

Re: Reisen

#16
Klasse! Du darfst wirklich stolz sein auf dich!


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Reisen

#17
Liebe Florence,
ich war jetzt lange Zeit nicht mehr im Forum. Heute habe ich mal wieder ein bisschen durchgeschaut und bin auf deinen Artikel gestoßen.
Ich habe inzwischen meinen 2. Defi, den 1. habe ich 2004 implantiert bekommen.
Als ich das gelesen hatte, musste ich wieder an meine Anfangszeit denken. Mir ging es ganz genauso. Ich hatte schreckliche Angst, allein zuhause zu sein. Auch beim rausgehen habe ich alle paar Meter meinen Puls gemessen, ob er nicht zu hoch ist. Habe auch ständig in mich hineingehört, ob ich irgendeine Unregelmäßigkeit spüre. Es war echt schlimm.
Irgendwann hat mein damaliger Chef angerufen und gemeint, ich solle doch wieder zur Arbeit kommen, auch nur für 1 Stunde erstmal. Es sei einfach nicht gut zuhause zu sitzen. Eigentlich ne gute Idee, wie aber komme ich zur Arbeit? Hatte ja auch Angst Straßenbahn zu fahren. Also hat mein Mann mir anfangs ein Taxi bestellt, das mich dann zur Arbeit gefahren hat. Heim hat mich mein Chef gebracht, da er ja genauso Angst hatte.
Einmal war er dann nicht da, als ich nach Hause wollte und da habe ich all meinen Mut zusammengenommen und bin mit der Bahn gefahren. Und es hat funktioniert. Ich glaube, das hat damals den Ausschlag gegeben, dass ich mich Stück für Stück wieder zurück ins Leben gekämpft habe.
Vor meinem ersten Urlaub ging es mir dann genauso wie dir. Aber wenn man merkt, dass nichts passiert, bekommt man doch nach und nach wieder etwas Sicherheit zurück.
Es war aber ein sehr langer Weg. Deshalb verliere nicht den Mut und lass dir Zeit. Mach immer kleine Schritte vorwärts.
Vielleicht schließt du dich einer Herzsportgruppe o.ä. an. Es gibt auch in vielen Städten Defiselbsthilfegruppen. Das wären einfach auch Gründe, dass du aus dem Haus gehen muss.
Ich wünsch dir alles Gute
LG Chris



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