Re: Forum oder Austausch für Angehörige

#11
Das sehe ich sachlich genauso, wenn auch vielleicht nicht so dramatisch. Es bleibt jedem selbst überlassen, wie er sich mit seiner Krankheit arangiert und wenn jemand etwas positiv sieht oder etwas Gutes aus einer schlechten Situation ziehen kann, dann ist das gut und wenn jemand sagt, nein diese Methode mit Volksmusikcharakter "Das Leben ist immer toll und ich freue mich den ganzen Tag." ist nichts für mich, weil das Leben einfach nicht nur aus Friede, Freude, Sonnenschein besteht und ich mich damit nur selbst etwas vormache, dann hat derjenige eben eine andere Art mit der Erkrankung umzugehen und wenn der Eine mit dem Glücklichsein besser fährt und der Andere mit dem Ehrlichsein aber dafür nicht ganz so glücklich, dann gibts da nichts zu bedauern.
Geholfen werden muß denen, die ihren individuellen Weg damit umzugehen noch nicht gefunden haben. Denen kann man aber auch nicht sagen, du mußt das so und so machen, so ist das richtig, sondern jeder kann seine Art und Weise empfehlen und der Ratsuchende kann dann für sich sagen, das ist nichts für mich oder das versuche ich auch mal. Naja und dafür ist so ein Forum da. Da muß man sich ja nicht gegenseitig belehren. Dafür gibts ja wieder im technischen Bereich des Forums genügend Reibungspunkte. Bei Sachen, die dann auf physikalischen Gesetzen beruhen gibts ja sehr wohl "richtig" und "falsch" um das man gepflegt streiten kann, wo ich kein Problem drin sehe, solange man ohne Beleidigungen auskommt.



St. Jude, don't make it bad. Take a sad song and make it better. Remember to let her into your heart. Then you can start to make it better...

Re: Forum oder Austausch für Angehörige

#12
Es wäre schön, wenn ich das immer so hinkriegen würde. Leben für das Leben. Doch es gibt Phasen, in denen verfolgen mich die Gedanken an die Krankheit zu sehr, ich grüble zu viel und hab die Krankheit immer im Hinterkopf. Ich glaube, einfach Leben, genießen und weitermachen, schaffen was man kann, wäre für mich schon der richtige Weg. Aber noch kriege ich es nicht hin. Ich denke, hier geht es mehreren so. Manchmal begleitet einen die Krankheit, und manchmal fühlt man sie wie ein Damoklesschwert über sich hängen. Ich will auch wieder mehr mit ihr leben lernen, als für sie, oder wie auch immer man das nennen soll. Aber man muß es sich selbst wohl verzeihen können, wenn das nicht immer so einfach klappt, weil uns schwere Momente geprägt haben, wir Zeit brauchen, mit neuen Situationen umzugehen, und weil die Seele nicht immer so kann, wie der Verstand befiehlt.
Vorgenommen habe ich mir ja, das Leben erst recht zu genießen, weil ich noch lebe, und es hätte anders kommen können. Und doch rauben meine Ängste mir immer wieder die Kraft für die Freude und haben mich lange Zeit davon abgehalten, aktiv zu sein, am Leben teilzuhaben. Es nützt aber auch nicht viel, mich dafür selber zu rügen, denn ich kann nunmal nicht auf Knopfdruck Gefühle einstellen, die ich grad haben will. Und so ist es ja bei uns allen. Das Leben einfach genießen und sich nicht zu viele Gedanken machen ist eine tolle Einstellung. Manchmal muß man sie sich aber hart erarbeiten, und manchmal läßt sich der Gedanke nicht so leicht aufs praktische Leben übertragen. Mir wäre es wichtig, es für mich wieder neu zu schaffen, oder zu lernen.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Forum oder Austausch für Angehörige

#13
Ich hatte auch vor mein Leben mehr zu genießen. Aber irgendwann holt einen der Alltag einfach wieder ein. Nachdem ich das Kammerflimmern und die Defiimpflantation einigermaßen überwunden hatte, hat mein Mann sein Geschäft "verloren". Da mussten wir uns gemeinsam wieder hochziehen, um nochmals von vorne anzufangen. Durch Existenzängste usw. war es dann auch nicht möglich, das Leben zu "genießen". Aber auch das haben wir geschafft. Nun ist unsere Ehe vor 2 Jahren "gestorben" - wieder nichts mit Leben genießen. Jetzt musste und muss mich noch wieder neu finden.
Also ganz so einfach ist es nicht.
Was ich allerdings versuche, nicht mehr zu allem Ja und Amen zu sagen, mir einfach auch Auszeiten zu nehmen, wenn mir danach ist. Und das klappt eigentlich sehr gut.

An die Ängste von Angehörigen kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Ich selbst hatte auch ständig Angst, es könnte wieder passieren. Wenn ich mal länger z.B. im Keller war oder mich von unterwegs nicht wie abgesprochen gemeldet habe, hat meine Familie auch gleich gedacht, es wäre was passiert. Ich hatte mein Kammerflimmern damals bei der Arbeit. Auch die Kolleginnen waren sehr traumatisiert und hatten noch sehr lange Zeit ständig Angst um mich.
Aber das ist eine Sache, die wirklich die Zeit heilt.
LG
Chris



Re: Forum oder Austausch für Angehörige

#15
Alles Gute für deinen Mann! Wir wünschen ihm einen stillen Wächter.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Forum oder Austausch für Angehörige

#16
@Kylie2011:
Ich bin auch eine Ehefrau von einem Defiträger.
Mein Mann hat schon mit mir gemeckert, weil ich mir
mehr Sorgen mache als er. So möchte er z.B. gerne
wieder eine Kreuzfahrt machen. Ich habe aber Angst,
dass der Defi nicht schnell genug ausgelesen werden kann,
wenn wir auf See sind (erst im nächsten Hafen).
Wir haben den Reiseführer des Herstellers schon gründlich
studiert und uns die Länder rausgesucht, wo eine entspr.
Klinik wäre.

Re: Forum oder Austausch für Angehörige

#18
"schön" das es noch jemanden hier gibt, der genauso denkt.

Mein Mann sagte gerade : was machst Du schon wieder in dem Forum. Ich will nichts wissen, Hauptsache der Defi hilft.

Ich glaube wir als Partner haben es so schwer, da wir nicht wissen wie es im inneren des anderen aussieht. - schmerzt was ? erschöpft ? etc

Ich reagiere wohl in allem überempfindlich und jedes zucken, tiefer atmen etc wird von mir mit einem schreckhaften : ist was ? wie geht es ? kommentiert.

Zurück in "leben" zu finden, empfinde ich als sehr schwer.

Re: Forum oder Austausch für Angehörige

#20
@
Hallo zusammen,

ich kann Euch verstehen, meiner Frau geht es genauso. Ich habe meinen Defi seit März diesen Jahres.
Obwohl durch Herzinfarkt eine Vorerkrankung bereits vorlag, hat mich der Defi auch wie der Blitz aus heiteren Himmel getroffen.
Wir hatten uns mit KHK recht gut arrangiert, nach all dem Stress der durch den Infarkt mit all seinen Begleiterscheinungen aufgetreten ist/war.

Ich möchte eigentlich eine Lanze für Eure Männer brechen. Auch ich habe mich in der ersten Zeit sehr mit Äußerungen zum (Un)Wohlbefinden zurückgehalten. Einerseits, weil ich mit mir selbst zu tun hatte, andererseits wollte ich meine Frau nicht wieder zusätzlich belasten.
Mittlerweile gehe ich mit diesen Dingen weitaus offener um, da ich relativ schnell erkannt habe, dass meine Frau eh merkt, wenn es mir nicht so gut geht.
Ich gehe mit der Erkrankung auch nach dem Motto um, dass es andere viel härter erwischt hat und ich noch Glück im Unglück hatte.
Ach ja, seht es Euren Gatten nach, wenn Sie derzeit nicht immer mit jeder Veränderung auf Euch zukommen. Wir wissen schon, was wir an Euch haben.

beste Grüße
EDe