Re: Antidepressiva

#12
Laut ärztlicher Auskunft erhöhen alle (nicht nur fast alle) Antidepressiva das Risiko für Rhythmusstörungen. Aber jeder entscheidet für sich und mit seinem Arzt, wieweit das vertretbar ist.
Meine Diagnose in der Zeit nach dem Kammerflimmern lautete auf beides. Es wurden Angststörung und Panikattacken diagnostiziert, und von einem anderen Arzt auch Depression.
Rick, manchmal Angst zu haben ist nicht dasselbe, wie eine Angststörung zu entwickeln. Jeder hat manchmal Angst. Angst haben davor, eine Straße zu überqueren, ist etwas anderes, als eine berechtigte Todesangst.
Eine Angststörung oder Panikattacken zu haben ist aber nochmal etwas völlig anderes. Es ist eine Diagnose für sich.


Zitat Wikipedia: "Panikstörungen (ICD-10 F41.0): Spontan auftretende Angstattacken, die nicht auf ein spezifisches Objekt oder eine spezifische Situation bezogen sind. Sie beginnen abrupt, erreichen innerhalb weniger Minuten einen Höhepunkt und dauern mindestens einige Minuten an.
Generalisierte Angststörung (ICD-10 F41.1): Eine diffuse Angst mit Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen über alltägliche Ereignisse und Probleme über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten, begleitet von weiteren psychischen und körperlichen Symptomen.
Angst und depressive Störung, gemischt (ICD-10 F41.2): Angst und Depression sind gleichzeitig vorhanden, eher leicht ausgeprägt ohne Überwiegen des einen oder anderen."
Mögliche Symptome: "Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Schwindel, Schweißausbruch, Zittern, Beben, Mundtrockenheit, Hitzewallungen, Sprachschwierigkeiten, dazu Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Brustschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, auch Bewusstseinsstörungen, zum Beispiel das Gefühl, verrückt zu werden, das Gefühl, dass Dinge unwirklich sind oder man selbst „nicht richtig da“ ist, dass man nicht mehr die Kontrolle über die eigenen Gedanken hat, Benommenheit, Angst zu sterben, allgemeines Vernichtungsgefühl. Jeder vierte Patient mit Angststörung klagt über chronische Schmerzen"


____________________
Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Antidepressiva

#13
    Zitat: EviGirl
    Laut ärztlicher Auskunft erhöhen alle (nicht nur fast alle) Antidepressiva das Risiko für Rhythmusstörungen. Aber jeder entscheidet für sich und mit seinem Arzt, wieweit das vertretbar ist.
Kann ich so nicht ganz unterschreiben. Für die Anti-Depressiva Sertralin, Citalopram und Mirtapazin konnten bislang keine Hinweise auf unerwünschten Nebenwirkungen auf das Kardiovaskuläre System festgestellt werden (siehe books.google.de/books?id=6CsQVIYcJAQC&lpg=PA31&dq=psychokardiologie%20sertralin&hl=de&pg=PA31#v=onepage&q=psychokardiologie%20sertralin&f=false

Ich habe selbst auch im Laufe der letzten Monate trotz aller positiven Lebenseinstellung und deutlicher Fortschritte bei meinem Gesundheitszustand eine Angst-/Panikstörung entwickelt. Nehme seit vier Wochen Sertralin (parallel zu einer Therapie natürlich) und es geht mir viel besser. Vom Herz her merke ich überhaupt nichts mehr, z.B. fallen mir Extrasystolen nicht mehr auf, ich habe auch nicht mehr diese unnötigen Ängste, mich zu belasten.
Sicherlich kommt es hier auch immer noch auf die Grunderkrankung an und man muss auch aktiv in einer Therapie an den Ursachen arbeiten. Für mich war der Einsatz des Anti-Depressivums zumindest ein ganz wesentlicher Schritt, um aus diesem Teufelskreis zu entkommen und wieder mehr ins Leben zurück zu kommen.

Es stimmt allerdings, dass viele Psychotherapeuten sich nicht wirklich damit auskennen, was für "uns" an Substanzen in Frage kommt. Ich würde daher immer auch den Kardiologen mit ins Boot holen - ich habe auch direkt am Anfang ein Langzeit-EKG gemacht.


Viele Grüße
Olly


____________________
Defi seit 03/2013, Non-Compaction-Kardiomyopathie, 1,25mg Nebivolol

Re: Antidepressiva

#15
Interessant, Olly!
Aber wie ich das verstehe, beziehen sich die Studien hauptsächlich auf Infarktpatienten, oder? Trotzdem interessant. Es könnte also doch Mittel geben, die helfen, ohne das Risiko zu erhöhen.
Meine Ärzte wollten mir jedenfalls nix geben.


____________________
Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Antidepressiva

#17
Ich denke, dass Deine Aussage nur teilweise richtig ist, vor Citalopram wird aber gewarnt! Gruß Axel

http://www.aerzteblatt.de/archiv/135644/Antidepressiva-Verlaengern-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer-das-QT-Intervall-im-EKG

Fazit: Die retrospektive Datenbankanalyse ergab, dass das QT-Intervall im EKG nicht von allen Antidepressiva beeinflusst wird. Citalopram, Escitalopram und Amitriptylin verlängern es dosisabhängig, während es durch Bupropion verkürzt wird. Der Nutzen der Substanzen überwiegt jedoch nach wie vor das Risiko.



Bis zum Beweis des Gegenteils bin ich unsterblich!

Re: Antidepressiva

#18
    Zitat: wibbi31577
    Citalopram und Mirtazapin verlaengern die Qt -Zeit, also keine gute Idee fuers Herz. Buproprion hab ich auch genommen, das hat die Qt -Zeit verkuerzt, aber die Panikattacken wurden dadurch schlimmer anstatt besser und die Nebenwirkungen sind die Hoelle.
Bei mir wurde die Panik anfangs auch schlimmer und ja, die Nebenwirkungen sind nicht ohne gewesen. Das vergeht aber normalerweise innerhalb von einigen Wochen wieder - ich kämpfe im Moment noch etwas mit Durchschlafproblemen und zeitweise etwas Mundtrockenheit, wird aber auch immer besser und das ist es mie allemal wert, hauptsache angstfrei. Leider weisen vielen Therapeuten auch nicht genug auf diese mögliche Erstverschlimmerung hin und dass die Nebenwirkungen wieder abnehmen.

Viele Grüße
Olly


____________________
Defi seit 03/2013, Non-Compaction-Kardiomyopathie, 1,25mg Nebivolol

Re: Antidepressiva

#19
Hallo

die Angst war zu Beginn meiner Krankheit und vor allem auch nach diversen Schocks auch bei mir ein ständiger Begleiter.
Mehrer Gesprächstherapien haben nicht geholfen.

Deshalb habe ich vor ca. 2 Jahren Sertralin verordnet bekommen.
Nehme täglich 50 mg ein und mir geht es bedeutend besser.
Nebenwirkungen habe ich bisher keine verspürt.

Natürlich ist es besser, wenn man keine Medikamente für die Psyche einnehmen muss. Wenn es aber die Lebensqualität steigert, finde ich, muss man die Risiken abwägen. Wir haben ohnehin genügend Probleme mit unseren Herzerkrankungen.

Liebe Grüße Roland