Re: Posttraumatische Belastungsstörung

#11
Hallo zusammen,

der Thread ist zwar schon was älter, aber der Titel passt so schön zu meinem kleinen Ausflug in die psychatrische Behandlung.

Ich hatte vor 2 Tagen einen Termin beim Psychologen.
Hintergrund: Inadäquate Schocks, Todesangst etc.

Ich erzählte dem guten Mann meine komplette Story und sagte Ihm auch, dass ich mich im Internet ein wenig schlau gemacht habe und mal ganz lapidar ein posttraumatisches Belastungssyndrom diagnostizieren würde.

Mir wurde dann gesagt (wortwörtlich): Ein posttraumatisches Belastungssyndrom haben Menschen, die beispielsweise aus dem KZ entkommen sind. Sie haben nur gewöhnlich Alltagswehwehchen, egal, ob die von einer Krankheit herrühren, oder nicht.

Jetzt weiss ich Bescheid....

lg, Kathrin



Man muss durch die Nacht wandern, wenn man die Morgenröte sehen will. Khali Gibran

Re: Posttraumatische Belastungsstörung

#12
Hallo Kathrin,

eine aehnliche Erfahrung musste ich anfangs auch mit meinem Kardiologen und bei einer stationaeren Psychotherapie machen, wo man zuerst eine Herzangstneurose bzw. Psychose diagnostiziert hat. In der Tat kommt die Posttraumatische Belastungsstoerung vermutlich nur in einem einstelligen Prozentsatz der Defitraeger vor und ist daher in diesem Umfeld kaum bekannt, aber es gibt sie doch, wie man an mir sehen kann.

Leider hast Du Deine Emailadresse nicht hinterlassen. Ich moechte Dir aber unbedingt raten, Dich nicht entmutigen zu lassen und Dich in psychotherapeutische Behandlung zu begeben, da die Posttraumatische Belastungsstoerung in der Regel nicht von alleine weggeht. Es ist eine Schutzfunktion des Gehirns, welche leider meistens in einer psychischen Sackgasse endet. Je eher man etwas tut, desto besser sind die Heilungschancen. Beruhigungsmittel versprechen leider langfristig keine Besserung.

Prof. Jordan (Klinik für Psychokardiologie, Bad Nauheim) hat sich bereits intensiv mit PTBS-Fällen bei Defitraegern beschäftigt. Vielleicht nimmt Dein Psychotherapeut dort mal Kontakt auf und informiert sich.

Mehr Infos ueber die Symptome gibt es u.a. hier:
http://www.polizeieinsatzstress.de/was_ist_ptsd.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung
http://de.wikipedia.org/wiki/Komplexe_Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung

Gruesse

Rainer



Re: Posttraumatische Belastungsstörung

#13
Hallo Kathrin,
als ich nach der ersten Defi -op zur Reha kam, standen auch Gespräche mit dem Psychologen auf dem Program. Ich hoffte doch so, das mir das hilft mit der Situation plötzlich "Schwerkrank" zu sein, umzugehen. Weit gefehlt ! Der Psychologe der Klinik, konnte keinen Blickkontakt halten, war fahrig und nervös. Und als er mir dann eröffnete, ich solle mich doch ein wenig mehr in Demut üben, war die Sache für mich gelaufen. Der Typ an sich hat mich schon rasend gemacht - die wellenlänge stimmte wohl nicht - aber er war noch sowas von überheblich ! Anderen Menschen ging es doch viel schlechter als mir. Schon klar, das weiß ich auch. Aber hier ging es nunmal um mich ! Mir ging es schlecht, ich wollte das mir jemand hilft... Freunde, Bekannte und Familie fragen zwar wie es mir geht, verstehen kann aber ein "Nichtbetroffener" unsere Ängste nicht. Die Sprüche " Kann ich mir vorstellen", "...du bist doch so stark", "..jetzt kann dir doch nix mehr passieren"....ect,ect, ich kann es nicht mehr hören !!! Im Grunde ist man also alleine mit seiner kaputten Seele. Wie gut aber, das es dieses Forum gibt, hier hat jeder ähnliches erlebt und ich finde immer wieder Paralelen. Das hilft mir.
Liebe Grüße



idiophatisches kammerflimmern vielleicht auch brugada. implantiert nov.´05.
wer rechtschreibfehler findet, darf sie behalten

Re: Posttraumatische Belastungsstörung

#14
Mittlerweile kann ich zum Thema auch zwei Literaturstellen nennen, die man seinem Psychotherapeuten nennen kann, wenn er sich keine Posttraumatische Belastungsstörung in Zusammenhang mit dem Defi vorstellen kann. Ich habe gehoert, dass es hierzu recht wenige Untersuchungen gibt, weil die Erhebung der Posttraumatischen Belastungsstoerung nicht ueber Fragebogen moeglich ist, sondern ein Interview erfordert und daher sind die Untersuchungen zu teuer. PTSD kommt aus dem Englischen und heisst PTBS (Posttraumatische Belastungsstoerung) im Deutschen.

Neel, M (2000) Posttraumatic stress symptomatology in patients with automatic implantable cardioverter defibrillators: nature and intervention. Int.J.Emerg.Ment.Health, 2, 259-263

Hamner, M., Hunt, N., Gee, J. Garrell, R. Monroe, R. (1999) PTSD and Automatic Implantable Cardioverter Defibrillators, Psychosomatics 40:1, 82-85

Gruesse

Rainer



Re: Posttraumatische Belastungsstörung

#15
Schade, Rainer...Komm bei Thieme leider nicht weiter, da ich dort nicht angemeldet bin...Muss man aber sein, um die Datei runterladen zu können.....



Wer lang leevt - de ward uk old!!!
(friesisches Sprichwort ;-) )


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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)

Re: Posttraumatische Belastungsstörung

#16
Hallo Bibi,

bitte bedenke, dass die Literaturhinweise in Englisch sind und aufgrund des Fachvokabulars nicht ganz leicht zu verstehen sind. Ich denke, dass man diese nicht unbedingt gelesen haben muss. Wichtiger ist meiner Meinung nach, dass ein Zusammenhang von Defis und Posttraumatischer Belastungsstoerung schon seit einiger Zeit in der Literatur beschrieben wird.

Wesentlich sind die dort diskutierten Kriterien fuer die Posttraumatische Belastungsstoerung nach DSM-IV, die auch auf folgender englischsprachigen Internetseite zu finden sind:
http://www.mental-health-today.com/ptsd/dsm.htm.

Grundsätzlich kann man sich Literatur u.a. bei www.subito-doc.de fuer 8 Euro pro Artikel bestellen, teilweise muss man Artikel auch kostenpflichtig direkt beim Verlag bestellen.