Defi-Implantation und die Gründe

#1
Hallo zusammen,

ich frage mich immer, was der ausschlaggebende Grund für einen Arzt ist, einen Defi zu empfehlen. Stimmt es, dass "man es einfach macht", wenn die EF im Bereich "hochgradig" ist?

Dass jemand einen ICD bekommt, wenn er bereits reanimiert wurde oder regelmäßige VTs hat oder ständig bewusstlos wird, verstehe ich. Aber was ist mit denjenigen, die niemals diese Probleme hatten? Ok, ich hatte in den Monaten vor der Implantation ein paar wenige VTs, die alle selbstlimitierend gewesen sind, ich habe sie also live mitbekommen, tief Luft geholt und bewusst durchgeatmet und dann wars nach 20 Sekunden wieder weg. Und das kam alle paar Jahre mal vor. 2015 vor der Implantation war es häufiger, aber da hatte ich akute Probleme, sämtliche Medikamente waren abgesetzt. Seitdem habe ich keine mehr, bis auf regelmäßige Extrasystolen.

Den ICD hat dann das Krankenhaus empfohlen, daher war ich mir nie sicher, ob sie damit Geld verdienen wollen oder mir helfen wollen. Wenn man so einige Geschichten hört, bekommt man da wirklich Zweifel. Wenn der Hausarzt einen ICD vorschlägt kann ich das verstehen, er verdient ja nichts daran. Aber jedes Krankenhaus, dass ihn empfiehlt schon.

Ich kann mir vorstellen, dass dies ein blödes Thema ist, aber ich dachte ich frage mal nach Euren Meinungen dazu...



= Don´t Panic! =

Grüße, Jan

DCM, S-ICD (Boston Scientific) seit Dez 2015

Re: Defi-Implantation und die Gründe

#2
Hallo Jan,

es gibt eine Leitlinie, die zur Implantation von Defis Stellung bezieht. Darin steht auch die Sache mit hochgradig eingeschränkter Pumpfunktion und Implantation zur Primärprävention. Auch in anderen Leitlinien, z.B. zum Thema Herzinsuffizienz, findet das Erwähnung.
Ich denke, dass das Grundlagen für die Entscheidung sind und weniger das "Bauchgefühl" der Ärzte.

Die Studien scheinen also zumindest einen Überlebebsvorteil mit Defi zu bescheinigen, wenn das Risiko für plötzlichen Hertod durch die Insuffizienz so gross ist.

Ich habe den Defi auch aus diesem Grund prophylaktisch. Sind auch einige VTs und ständiger Extrasystolen-Murks da, fühle mich seit dem Defi deshalb auch sicherer. Obwohl es andererseits auch Angst macht, wenn ein möglicher Schock plötzlich vom Gefühl her nicht weit liegt (kam bisher noch nicht vor und durch die Medis ist auch alles in niedrigere Frequenzen gerutscht glaube ich...).

Re: Defi-Implantation und die Gründe

#3
Danke für Deine Antwort, Marie!

Vielleicht bin ich immer so skeptisch, weil mir bisher nie das Leben gerettet werden musste. Da ist es wohl normal, dass man sich denkt "ach, bisher war nichts, dann brauch ich das auch nicht". Das ändert sich wohl dann wirklich spätestens dann, wenn der Defi-Einsatz wirklich nötig und lebensrettend war.

Mein Hausarzt sagte, ich hätte seit Jahren eine stabile EF von 30% gehabt (komischerweise habe ich damit Sport getrieben ohne Einschränkungen, Klettern, Bouldern, Joggen, Radfahren) aber vom Defi hat er da nie gesprochen.

Aber Du hast recht, es ist rein prophylaktisch, gerade auch im Hinblick auf den Plötzlichen Herztod.



= Don´t Panic! =

Grüße, Jan

DCM, S-ICD (Boston Scientific) seit Dez 2015

Re: Defi-Implantation und die Gründe

#4
Hallo Gwaihir,
ich habe das andersrum erlebt. Im Laufe des Jahres 2015 hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Probleme mit Extrasystolen und Vorhofflimmern. Einmal war ich deswegen in der Klinik. Es wurde eine Herzkatheteruntersuchung gemacht. Ich bekam Blutverdünner und Betablocker verschrieben. Anfang 2016 dann erneut Vorhofflimmern. Die Ursache für meine Probleme war bis dahin unklar, der Herzkatheter o.B. Den vorsorglichen Einbau eines ICD hatten weder Kardiologe noch Hausarzt in Erwägung gezogen.
Im Mai 2016 hat mich der plötzliche Herztod erwischt.
Ich finde es gut dass Deine Ärzte vorgesorgt haben. Bei mir wäre es beinahe zu spät gewesen.



Aggregat: Boston Scientific INOGEN EL ICD VR
Sonde: ENDOTAK RELIANCE G

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