Körperliche Arbeiten

#1
Hallo,

mir wurde empfohlen einen Defi vorsorglich implantieren zu lassen. Seit ich dies weiß (und sich der erste Schock gelegt hat), habe ich im Internet recherchiert und auch zahlreiche Informationen zu diesem Thema gefunden. Was ich aber noch nicht einschätzen kann ist, wie sich mein Alltag mit einem Defi verändert. Ich bin fast 50 Jahre alt und bin ein begeisterter Heimwerker und mache z.B. mein Brennholz selber. Diese körperlichen Tätigkeiten sind der Ausgleich für meinen Bürojob und sind zugleich auch mein Hobby. Dies nicht mehr machen zu können oder zu dürfen kann ich mir nicht vorstellen und es würde mich extrem "runterziehen".
Kann mir jemand von seinen Erfahrungen berichten, der in einer ähnlichen Situation war, d.h. mir sagen kann, was hat sich mit einen Defi verändert ? Also welche körperlichen Arbeiten darf man noch machen und welche Geräte bzw. Maschinen (Motorsäge, Bohrmaschine, Flex, usw.) kann man ohne Bedenken bedienen und welche nicht ? Ist man beim Heben von Gewichten limitiert, usw. ?

Der zweite Aspekt, der mich in diesem Zusammenhang beschäftigt ist, ob man mit einem Defi in seiner Bewegung eingeschränkt ist. Sind Tätigkeiten mit Streckbewegungen (z.B. Schwimmen, Volleyball spielen) noch problemlos möglich oder muss man ständig Angst haben, dass die Sonde bricht oder sich löst ?


Gruß, Wendi

Re: Körperliche Arbeiten

#2
Wichtig ist zunächst mal, warum dir der Defi eingesetzt wird, denn häufig schränkt die Grunderkrankung mehr ein, als der Defi selbst.
Bei mir wurde der Defi präventiv eingesetzt nachdem ich aus heiterem Himmel Kammerflimmern hatte. Ich habe keine bekannte Grunderkrankung und habe den Defi nur vorsorglich bekommen. Meine Antwort bezieht sich also ausschließlich auf den Defi selbst- ich gehe mal davon aus, dass das bei dir ähnlich ist.

Mein Defi wurde im April 2015 eingesetzt, bisher hat er nicht eingreifen müssen. Er schränkt mich im Alltag so gut wie gar nicht ein. Ich mache im Schnitt vier mal die Woche Sport (Spinning, Radfahren, Fitness, Gymnastik, Inlineskaten und im Winter Skifahren). Beim Heimwerken mache ich alles wie früher, ich arbeite auch weiterhin mit allen meinen Elektrogeräten. Bedenken hätte ich vielleicht beim Elektro-Schweißen aber nicht beim Einsatz von Bohrmaschinen, Heckenscheren, Schleifmaschinen usw.
Ich spüre den Defi zwar, aber er schränkt nicht meine Beweglichkeit ein.

Ausnahme: ich vermeide weitestgehend Bewegungen, wobei der linke Arm über den Kopf geht. Also kein Kraul- oder Rückenschwimmen, keine Fitnessgeräte mit Belastung über dem Kopf usw. Auch beim Holzhacken wäre ich eher vorsichtig. Das alles, um das Sondenkabel nicht allzu sehr zu belasten. Körperlich möglich sind diese Bewegungen aber problemlos.

Außerdem kann ich keinen Rucksack mehr tragen, weil der Defi und das Kabel spürbar dicht unter der Haut liegen. Und Volleyball dürfte wohl auch nicht die optimale Sportart mehr sein.

Ich hoffe, das hilft dir weiter.

Gruß - Ulf



Re: Körperliche Arbeiten

#3
Auch ich habe letztes Jahr einen Defi prophylaktisch bekommen, der bis jetzt (Gottseidank) noch nicht eingreifen mußte.
Ich mache eigentlich alles wie vorher, auch heimwerkerischenTätigkeiten und hatte auch bis jetzt auch bei Streckbewegungen nie Probleme.
Was das Arbeiten mit elektrischen Geräten angeht sollte man gewisse Mindestabstände einhalten, da sonst die Funktion des Defi‘s beeinträchtigt werden kann. Im Internet gibt es dazu genügend Infos.
Ansonsten lasse ich mich (bis jetzt) nicht von dem Defi verrückt machen. Klar, ich weis er ist da, aber ich versuche einfach normal weiter zu leben.




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Seitenwandinfarkt, EF 35%, Dilative Kardiomyopathie, Herzrythmusstörung Lown 4B, NYHA-Stadium II, ventrikuläre Tachykardie, Defi seit 6/2015, Behinderungsgrad 80% mit Kennzeichen G

Re: Körperliche Arbeiten

#4
Zu den handwerklichen Tätigkeiten kann ich nichts sagen, da ich sowas nicht mache. Habe den Defi seit 2011, in 2012 hat er mich einmal geschockt und sonst beeinträchtigt er mich überhaupt nicht. Ich weiß, dass er auf mich aufpasst, denn sonst wäre ich am 04.04.2012 gestorben.
Ich gehe 2 x wöchentlich in die Muckibude und im Sommer dann auch schwimmen.


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Jutta43

Re: Körperliche Arbeiten

#5
    Zitat: stoni
    …Bedenken hätte ich vielleicht beim Elektro-Schweißen aber nicht beim Einsatz von Bohrmaschinen, Heckenscheren, Schleifmaschinen usw.
    Ich spüre den Defi zwar, aber er schränkt nicht meine Beweglichkeit ein…
Selbst beim E-Schweißen steht, dass man zwar vorsichtig sein soll aber dass es nicht strikt verboten ist. Man soll wohl nur möglichst die Nähte schön durchziehen und nicht soviel Popeln und natürlich aufpassen, was man anfässt, da ja die ganzen Elektronen durch das Werkstück hopsen wenn es gerade spannend ist.



Ich schaue manchmal unter meine Füße, ob da wohl ein Verfallsdatum schon steht
manche Menschen, die bestell'n mir Grüße, obwohl sie nicht wissen wollen wie's mir geht
ich brauche wirklich keine Einbauküche, ich will mir auch kein kleines Häuschen bau'n
Was ich gerne hätt' das wäre eine Schaukel, dann würd' ich schaukeln und in den Himmel schau'n

Re: Körperliche Arbeiten

#6
Erstmal vielen Dank für die Antworten !

Es beruhigt mich zu hören, dass man sein Leben mit einem Defi nicht komplett umstellen muss und weiterhin körperliche Arbeiten (mit Maschinen) machen kann. Einen genannten Punkt möchte ich aber dennoch aufgreifen: Es wurden die Mindestabstände, bei der Benutzung von elektrischen Geräten, angesprochen. Ich habe dies natürlich auch gelesen. Vor allem in den Broschüren der Defi-Hersteller wird dies immer beschrieben. Was ich allerdings nicht herausfinden konnte ist, wie genau elektromagnetische Strahlen einen Defi beeinflussen und wie sich dies auf den Körper auswirkt. Funktioniert er dann "nur" nicht mehr oder schockt er, obwohl er nicht sollte ? Falls hier noch jemand Erfahrungen "am eigenen Leib" gemacht hat, wäre ich für eine Antwort dankbar.

Gruß, Wendi

Re: Körperliche Arbeiten

#7
Zu elektrischen Maschinen - Antwort aus eigener Erfahrung - ich habe beruflich ständig mit elektrischen Handmaschinen zu tun. Vom Akku Schrauber bis zum 30 Kilo Abbruchhammer. Als Produkttrainer arbeite ich natürlich mit den Geräten. Ohh, ich weiß noch im Juni, das erste mal einen 230 er WKS angeworfen, ging. Dann die 5 und 8kg Hämmer Zähne zusammenbeißen und - alles geht Glatt. Mitllerweile nutze ich auch die großen Abbruchhämmer.

Achte auf die Gehäuse und Kabel - Beschädigungen mit Kriechströmen können tatsächlich einen Schock auslösen. Vibrationen stellen - so meine Erfahrung - weniger das Problem dar.

Die Magnetfelder können den Defi kurz aussetzen lassen - bei mir war hier aber bisher nichts verzeichnet.

Wenn Du unsicher bist - verpflichte Freunde und Familie am Anfang dabei zu Sein - ich hab Mitarbeiter und Kollegen "zwangsverpflichtet" - brachte mir Sicherheit, im Falle jemanden dabei zu wissen.

Ansonsten: http://www.asktheicd.com

Da findest Du viele (fast alle) Antworten.

Re: Körperliche Arbeiten

#8
Hallo Wendi,
grundsätzlich ist, wie schon geschrieben, Deine Grunderkrankung für eventuelle Einschränkungen Deiner zukünftigen Aktivitäten ausschlaggebend - ob mit Defi oder ohne. Und das betrifft neben Arbeit und Sport Deine Aktivitäten im allgemeinen - also alles was Du tust.

Das Problem ist, das Du durch die Grunderkrankung mehr als andere von jetzt auf gleich bewusstlos wirst, umfallen und sterben könntest weil Dein Herz unkontrollierbare Kapriolen schlägt. Auch der Defi brauch ca. 10 Sekunden um das zu erkennen, und Gegenmaßnahmen einzuleiten. In dieser Zeit hast Du Dich nicht unter Kontrolle, weshalb Du anfänglich nicht mehr Autofahren darfst und z.B. auch nicht an sich drehenden oder bewegenden Maschinen, wie z.B. einer Drehbank, arbeiten darfst weil Du hineinfallen könntest. Erst nach ein paar Monaten wird entschieden ob Deine Grunderkrankung so stabil wird, das Du das eine oder andere wieder tun darfst/könntest. Wie gesagt: diese Einschränkungen legt Dir bereits Deine Grunderkrankung auf - der Defi hat damit nichts zu tun. Im Gegenteil: durch die regelmäßige Kontrolle Deiner Herzleistung und das regelmäßige Auslesen der vom Defi aufgezeichneten Daten wird Dir erst das Eine oder Andere vom Gesetzgeber wieder erlaubt - das ist keine Willkür oder Schikane sondern dient dem Schutz der Allgemeinheit, Deiner Umgebung und letztendlich auch Dir.

Beim Defi selbst liegen die Einschränkungen, wie ebenfalls schon beschrieben, vordringlich im Bereich der Bewegung und dem Schutz des Gerätes und seiner Sonden. Starke Streckbewegungen sollten vermieden werden um die Sondenkabel nicht zu brechen oder diese aus den Adern zu reissen, Tätigkeiten und Sportarten bei denen Dir etwas auf den Defi oder Oberkörper knallen kann solltest Du ebenfalls meiden.

Elektromagnetische Strahlung ist aus mehreren Gründen für den Defi gefährlich. Je nach Stärke der Strahlung - und die hängt von der Quelle der Strahlung, also dem strahlenden Gerät ab (und ist z.B. bei einem Handy oder einer Bohrmaschine relativ gering, bei einem Elektroschweißgerät in einem mittleren Bereich und bei einem Transformatorenhäuschen recht hoch) und Deinem Abstand dazu. Je weiter Du davon weg bist, umso weniger Strahlung bekommst Du davon ab. Dadurch das die Strahlung in einem Vielfachen mit der Entfernung weniger wird, ist also schon jeder Zentimeter Abstand mehr gut.

Bei genügend Intensität bzw. Stärke der Strahlung kann die Strahlung den Defi ausschalten. Das passiert z.B. wenn der Defi ausgelesen wird. Die "Maus" die auf den Defi gelegt wird arbeitet so, das heißt über Impulse von elektromagnetischer Strahlung wird das Gerät angesteuert, ausgelesen und programmiert. Wird die Strahlung höher, kann sie die Programmierung durcheinander bringen und der Defi könnte auslösen, wird die Strahlung noch höher zerstört sie ggf. die Mikrochips und Leiterbahnen im Defi. Zudem "induziert" (erzeugt) eine Strahlung in einem leitenden Material einen elektr. Strom der dem Defi falsche Impulse schicken kann, worauf der dann mit einem Schock reagieren könnte. Wird der Strom zu hoch erhitzen sich Defi und Sonden unkontrollierbar und - zu guter letzt - zieht der Magnetismus an Sonden, Kabel und Gerät. Wie gesagt, all das ist möglich, aber rel. unwahrscheinlich bzw. abhängig von der Stärke der Strahlung. Also bei "starken" Strahlern lieber Abstand halten.

Das wirklich Ausschlaggebende für den Defi ist aber: Er rettet Dir innerhalb von 10 Sekunden Dein Leben. Und da ich das schon mehrfach erleben musste ist es mir völlig egal welche Einschränkungen er mir auferlegt. Mit diesen kann ich leben - ohne den Defi ist das ein Lotteriespiel.

Beste Grüße

Thorsten



Re: Körperliche Arbeiten

#9
Der Defi ansich ist nicht so das Ding,wie auch andere Schreiben.Man muss nur beachten das gewisse Sachen was Bewegung angeht auf der Seite wo der Defi sitzt nicht mehr so gehen wie zuvor wegen dem Kabel das ins Herz geht.Entsprechende Bewegungen sollte man da schon vormeiden.

Der wirkliche Hauotgrund selbst ist genau wie andere es auch sagen die Erkrankung weswegen du den Defi bekommen hast.

Sind deine Beschwerden entsprechend musst du dich auch Entsprechend verhalten und darauf achten was du machst.

Am besten ist aber wenn du deinen Arzt fragst der in dieser Sache mit dir zu tun hat.Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt den Hausarzt,eher den Kardiologen bzw Ärzte die dir den Defi eingesetzt haben.

Re: Körperliche Arbeiten

#10
Hy "Wendi",

also um auf deine Frage zurück zu kommen...ich habe eigentlich keine Einschränkungen. Kann auch Holz hacken, schwer heben usw. Man merkt schon, dass man den Arm nicht ganz so hoch bekommt wie vorher. Auch empfinde ich Holperpisten als unangenehm, weil der schwere Defi dann springt. Ansonsten nutze ich auch mal ne Kreissäge, den Akkuschrauber usw.
Man ist aber automatisch etwas vorsichtiger und geht mit den Gerätschaften nicht direkt an den ICD ran. Das der Arm aber kraftmäßig weniger belastbar ist, kann ich nicht sagen!

Man muss allerdings etwas gedult haben, bis sich das alles etwas eingespielt hat und verheilt ist.

Da brauchst du dir also echt keine Gedanken machen und kannst auch mit Defi weiter heimwerkeln ;)

Grüße Alex


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Carpe Diem...!
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Kardiomyopathie/ler und Defiträger seit 04/09.

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