Druck auf dem Herzen

#1
Hallo,
seit neuestem klagt mein Bruder von einem Druck auf dem Herzen, bzw einem heftigen Herzpochen, dass er von früher nicht kennt.

Nicht ständig, sondern plötzlich aus heiterem Himmel hat er das Gefühl er bekommt einen Druck auf dem Herzen und bekommt Angst.
oder aber das Herz fängt plötzlich laut an zu klopfen so dass man es bis zum Ohr hören kann

medizinisch ist ja eigentlich alles ausgeschlossen. Herz als Organ ist ok nur die Elektronik stimmt nicht. / Brugada Syndrom

meine Frage, kann das psychosomatisch sein, als Folge des Stresses
kennt jemand diese Symptome ?
oder hat das was mit dem Defi zu tun ?
oder mit den Medikamenten ? Beloc zonk

Vielen Dank
ich hab schon überlegt, dass man notfalls zum Herzspezialisten geht und den Defi auslesen lässt. Aber wenn man Neu auf dem Gebiet ist, reagiert man heftiger als normal.
Vielen Dank
Martina



Re: Druck auf dem Herzen

#2
Hallo!
Die Angst die dein Bruder anspricht ist vielen sehr bekannt. Das Herz klopft bis zum Hals. Die Brust wird eng usw.Die Angst ist eine große Belastung für Defiträger. Nach meiner Inplantation bin ich sofort in Terapie gegangen.Die Angst versuchte mein Leben zu bestimmen. Mir hat es geholfen.Ich bin nun seit Jahren in der Defi-Liga Münster tätig. Mache dort auch Telefondienst .Bei Patienten mit Angstatacken rate ich immer sich einen Terapeut zu suchen. Vielen ist dieser Weg nicht angenehm.Sie wollen das dann auch nicht so gerne. Manchen reicht es auch Menschen persönlich kennen zu lernen, die das gleiche Problem haben. Bei unserer nächsten Tagung ( März) haben wir auch wieder zwei Psychologen eingeladen. Dort merkt mann sehr schnell das es vielen so geht wie deinem Bruder. Vieleicht könnt ihr euch ja auf den Weg machen.
Gruß Geli






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Wer sich auf den Weg macht, kann anderen begegnen.

Re: Druck auf dem Herzen

#3
Vielen Dank für die Antwort.
ist denn medizinisch abgeklärt worden, ob es sich bei den Herzsymptomen wirklich nicht um organische Krankheiten handelt?

man ist ja schnell dabei alles abzustempeln, und die Gefühle wie Enge in der Brust oder einen holpernden, viel zu lauten Puls etc. werden ja realistisch empfunden.



Re: Druck auf dem Herzen

#4
apropos
noch eine Frage,
wie war es denn mit der Nachtruhe nach der Impl.

Bei meinem Bruder wird es immer schlimmer mit dem nicht schlafen können.
Habt ihr Erfahrungen mit bestimmten Medikamenten die hilfreich waren ?

Bei mir geht es auch langsam los mit dem nicht schlafen können.
ich bin allerdings auch zur Zeit diejenige die für die notwendige Hillfe aufkommt.

Bin dankbar für Antworten
Martina



Re: Druck auf dem Herzen

#6
Hallo Martina!
Vieleicht habe ich mich etwas falsch ausgedrückt.Ich bin vor 9 Jahren wiederbelebt worden.Ich weiß worüber dein Bruder spricht.Es ist mir sehr vertraut.Die meisten Patienenten mit Defi haben nachweislich Herzrytmußstörungen.Sie haben den Plözlichen Herztod überlebt ,einen schweren Herinfarkt hinter sich oder haben eine Herzmuskelentzündung gehabt.Oder etwas anderes. Das sind nur ein paar Beispiele.Nach so einer Lebensbedrohlichen Situation hört man ganz anders in sich rein.Früher hat unser Herz auch mal gestolpert,aber das war denn eben so.Heute denkt man gleich ,kommt nun was?Springt der Defi an ?Das ist die Angst von der ich sprach.Das Leben mit Defi ,Angst und ein Herz was nicht so will wie wir es uns wünschen in den Griff zu bekommen.Für diese Dinge braucht man einen Terapeuten.In dieser Lebenssituation kann man auch nicht gut schlafen.Alles ist ruhig im Haus und das Herz gibt laut seinen Tackt an.Auch da hören wir wieder in uns rein. Schlägt das Herz normal,wird es schneller oder holpert es.
Mach deinem Bruder Mut sich auszutauschen.Gerade hier gibt es viele offene Ohren.
Gruß Geli






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Re: Druck auf dem Herzen

#7
Ja, ich tue was ich kann.
Ich konnte ihn sogar überreden mal zu einem Psychologen zu gehen.
Gott sei Dank hat sein Hausarzt mir zugestimmt und Ingo will mal schauen wie es so ist / grins

Leider hat er noch kein Internet aber ich lese ihm oft eure Antworten vor, und so hat er schon den ein oder anderen Tip bekommen, den ich nicht als so wichtig angesehen habe.

Aber bald bald hat er auch Internet und kann selbst schauen. Bis dahin bin ich sein Sprachrohr.

Tja und als Angehöriger hat man ja auch so seine Probleme alles zu verstehen und richtig zu machen.
Vielen Dank euch !
Grüssli
Martin



Re: Druck auf dem Herzen

#8
Hallo Martina,

ich habe meinen Defi im Mai 2002 im Herzzentrum Rhein-Sieg bekommen – die Ursache der Rhythmusstörung wurde (trotz EPU) nicht gefunden.
Angstzustände und Schlafstörungen hat es anfangs auch bei mir gegeben – einmal ist meine Frau mit mir mitten in der Nacht in die Ambulanz gefahren; zum Glück nur „blinder Alarm“! In dieser Phase hat mir Autogenes Training sehr geholfen, auch die Progressive Muskelentspannung ist mir bis heute hilfreich. Inzwischen führe ich wieder ein ganz normales Leben und denke kaum noch an den Defi.

Dir und Deinem Bruder viel Glück

Volker






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Life should NOT be a journey to the grave with the intention of arriving safely in an attractive and well preserved body,
but rather to skid in sideways - champagne in one hand – strawberries in the other – body thoroughly used up, totally worn out, and screaming - WOO HOO! What a Ride!

Re: Druck auf dem Herzen

#9
Hallo, Ihr Lieben...auch mir ging es so: Am 08.02.2002 (kurz nach meinem 41. Geburtstag)bin ich in der Schule meiner Tochter (nach dem Gespräch mit dem Klassenlehrer meiner Tochter, in welchem es um ihre evtl. Nichtversetzung ging) plötzlich zusammengebrochen...ich habe den pötzlichen Herztod ohne Defi-Maßnahmen überlebt...Zwei Wochen später hatte ich meinen Lebensretter in der Brust...6 Wochen vor dem Zusammenbruch hatte ich mit dem Rauchen aufgehört.(starke Gewichtszunahme-8 Kilo )..8 Wochen zuvor eine "Drei-Monats-Spritze" zur Empfängnisverhütung bekommen (Hormone)....ein Jahr zuvor eine Virus-Infektion (wahrscheinlich nicht richtig auskuriert, also wahrscheinlich auch eine Herzmuskelentzündung )...kurz vor der DEFI-OP auch mehrere MPU-Untersuchungen, bei denen Herzrhythmusstörungen auftraten und ich mit externem Defi zurückgeholt wurde...und es wurde ein älterer Vorderwandinfarkt festgestellt....Im Nachhinein vermute ich, dass der Infarkt auftrat während einer Zeit, in der ich unter seelischem Stress litt...die Symptome des Infarktes aber nicht ernst genommen hatte.
Nach der Defi-OP hatte ich ca. 4 Wochen einen steifen Arm und war arbeitsunfähig ( PC-Tätigkeiten ), aber dann gings bergauf (mit Hilfe eines Physio-Therapeuten)...Das Schlimmste nach der OP war jedoch die ständige ANGST...weil ich natürlich ständig in meinen Körper hinein horchte...Durch die Medikamte kam zu meinem sowieso schon sehr niedrigen Blutdruck ein ständiges Schwindelgefühl, genau wie kurz vor dem Zusammensacken in der Schule...Das machte mir ständig Angst, ich fürchtete jede Minute, gleich fällst Du wieder um...Ich fahre seither zwar wieder Auto..hab aber Angst, längere Strecken per Autobahn zurückzulegen..und ich habe auch Angst, mein normales Wohnumfeld allein zu verlassen:Angst vor einem Auslösen des Defis, wenn niemand bei mir ist...Natürlich trage ich meinen Ausweis im Portemonnaie, aber würde danach gesucht werden im Ernstfall?Da bin ich mir nicht so sicher...Fazit: Soweit ich meinen gewöhnlichen Alltag hab, ist alles in Ordnung..Muss ich jedoch das Umfeld allein verlassen, melden sich auch wieder körperliche Symptome...Hervorgerufen durch die Angst...Denn ansonsten gibt es Tage, an denen ich meinen Lebensretter einfache vergesse...






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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)

Re: Druck auf dem Herzen

#10
...Ich lese heute - nach über zweieinhalb Jahren - diesen ersten Beitrag nach meiner damaligen Anmeldung und meinen letzten Beitrag zu diesem Thema gerade ( und ich hoffe, diesen Beitrag jetzt wieder zum Vorschein geholt zu haben für eine Person, die mir heute eine sehr nette Mail schrieb und somit jetzt auf dieses Thema stößt...und dann bitte auch auf DAS FOLGENDE von mir jetzt ;-)......:

Es geht mir heute so richtig gut....! Keine übermäßigen Ängste mehr!
Ich kann selbst kaum glauben, wenn ich das hier HEUTE lese, dass MIR all das vor noch gar nicht langer Zeit so widerfuhr....Und weil ja meist diejenigen hier im Forum aktuell aus genau diesem Grund so viel schreiben, möchte ich versuchen, ihnen hiermit die Angst vor der Angst einmal nehmen...Ihr werdet sehen: In gar nicht allzu langer Zeit habt auch Ihr Euch mit Eurem DEFI so angefreundet und arrangiert, dass die Angst mit der Zeit verfliegt...und Ihr zeitweise ihn sogar vergesst!!! (Vorausgesetzt, die Medikamention ist vollkommen ok .. natürlich! Ich spreche hier lediglich von der Angst vor dem Schock oder davor, "wieder umzufallen"... und von der Angst VOR IHM!)

FAZIT aus heutiger Sicht: Die Patienten werden IMMER NOCH NICHT richtig über das Implantat/mediz. Therapie-Gerät DEFI, seine genaue Funktion und die damit verbundenen Beeinträchtigungen - und auftretenden Ängste vor ihm auch-, etc. durch die Ärzteschaft aufgeklärt....Noch nicht einmal eine Sprechstunde speziell über Fragen (was muss ich meiden etc.pp.) zu diesem technischen Gerät in uns nach der Implantation wird von Seiten der Krankenhäuser angeboten...!!!In meinem Fall hätten sich viele Arztbesuche (und sogar auch einmal eine Einlieferung mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus) allein aus dem Grunde schon erübrigen können..., denn meist hatte ich die körperlichen Probleme nur allein ausgelöst durch die aufkeimende ANGST....( Thema z.B.: Schwindel und dann das Gefühl, jeden Moment umzufallen)....
(*womit wir wieder beim leidigen Thema Gesundheitssystem wären*Ein Kreislauf!!*)
Und hätte man sich mehr um meine individuelle Medikamentation bemüht (und der Arzt z.B. keine Schreibfehler in seinem PC-und somit mir körperliche Probleme bereitet durch ein überflüssiges PLUS-Zeichen in einer Medikam.-Bezeichnung ), dann hätte meine Krankenkasse ein paar "Eurönchen" eingespart..., dadurch ( ich werde ja schließlich nicht der einzige Patient in diesem Lande sein, dem DAS schon passiert ist ) hätte mehr Geld für mehr Ärzte (Anz. der Ärzte / Personalaufstockung ) zur Verfügung gestanden..., dadurch hätten überlastete/übermüdete Ärzte weniger Fehler gemacht...,wären sogar FREUNDLICHER zu uns(!?)...dadurch....(never-ending-story) Ihr seht...(Bibbi spinnt um diese nächtliche Zeit mal einfach so rum...Hätte, WENN und ABER....)

Liebe....., lange Rede, kurzer Sinn: ich möchte Dir MUT machen...! An meinem Beispiel siehst Du:
Die Angst verblasst (mit der Zeit...und durch das Leben an und für sich....) Man sollte sich nicht allzu viel und zu lange mit sich selbst beschäftigen...Es besteht die Gefahr, dass man sich in etwas hineinsteigert....

In meinem Falle heute: Wenn ich "ihn" nicht spüre, vergess ich "ihn" ...und mir gehts gut....Kaum vorstellbar zwar so kurz nach der Implantation...Aber so ist es.... ;-) - auch dank richtiger medikamentöser Einstellung heute, das ist Voraussetzung natürlich!

Eine gute Nacht und einen schönen Sonntag wünscht nun....Bibbi, die Mondsüchtige... ;-)


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