Krankmeldung nach Defiimplantation / arbeitslosigkeit

#1
Hallo,
ich habe schon des öfteren geschriebe und immer gute Ideen von euch bekommen. auch heute habe ich mal wieder eine Frage zu dem zukünftigen Leben meines Bruders.

Mein Bruder, 44, bis Dez06 berufstätig, ab 01/ 07 gekündigt, also arbeitslos, dann 01/07 plötzlich ventrikuläre Tachycardie bis 250, ein Defi implantiert, vorher keine Herzsymptomatik ausser ein paar Herzrythmusstörungen.

Nun bis heute war er krank geschrieben, die Wunde ist gut verheilt, so langsam gehts auf bergauf, er traut sich mehr und mehr, darf ja nun auch wieder PKW fahren ist allerdings noch nicht so sicher auf den Beinen.....wenn ich das mal so sagen darf.
bisher ging er nur unter Aufsicht / ich habe ihn begleitet so oft ich konnte zum einkaufen etc.etc. sogut wie nichts hat er sich alleine getraut. Seit ca. 3 Monaten Psychotherapie.

nun meint der HA er soll wieder arbeiten gehen.
ich frage mich wenn er gerade mal auf den Beinen steht, und bis jetzt zwei mal allein unterwegs war, wie soll er dann beim Arbeitsamt da muss er dann ja hin wenn er nicht mehr krank geschrieben wird auftreten und was wollen die mit ihm anfangen ? ich sehe noch keine komplett arbeitsfähige Person vor mir !

ich denke mal das wird sicher noch ein paar Monate dauern. ..
die Krankenkasse meint er soll sich Zeit lassen.
Der Hausarzt meint er soll wieder arbeiten........Arbeitsamtt
die Psychol. ist ähnlicher Meinung

was kann ich als Angehöriger raten oder wo kann ich helfen ???

Danke und Gruss
Martina



Re: Krankmeldung nach Defiimplantation / arbeitslosigkeit

#2
Hallo Martina,
das ist eine schwierige Frage. Zum einen sollte man sich nicht in Watte packen und in seine Gedanken vergraben. Das hat eher negative Auswirkungen, man möchte ja aus diesem Kreislauf heraus und wieder so normal wie möglich Leben. Andererseits muss man natürlich auch soweit sein und den inneren Antrieb haben sich dem Leben wieder zu stellen. Im Endeffekt entscheidet es Dein Bruder und der Therapeut - und wenn der Arzt nicht mitspielen will, sucht Euch einen anderen.

Gruß
Thorsten



Re: Krankmeldung nach Defiimplantation / arbeitslosigkeit

#3
Hm..........
ich muss sagen es ist schon schwer zu unterscheiden was denn nun angebracht ist und was nicht.
als Angehöriger kann ich ja nur vermuten oder versuchen mich in meinen Bruder reinzufinden. Die Angst, die neue Gefühlswelt, die Aufmerksamkeit die man seinem Herzen entgegenbringt all das sind Dinge die ich höre, aber nicht nachfühlen kann.

auch die zur Zeit körperliche Schwäche, die ich nicht nachfühlen kann / er ist älter als ich / oder aber die Angst vorm Einkaufen / ich gehe mit ihm als jüngere Schwester einkaufen, ist nicht so ganz nachvollziehbar.
schliesslich ist er älter als ich ..( denke ich mir sage aber nichts weil ich ihn nicht verletzten will, ist ja schon schwer genug sich helfen lassen zu müssen )

ab und zu versucht er alleine seine Dinge zu erledigen und ich sage dann eben toll gemacht, super Klasse, mach weiter so !

naja und nun eben die Situation wo der HA meint er soll wieder arbeiten gehen......... hm.....in seinem Fall eben arbeitslos melden, weil ja gekündigt.......
aber gibt es nicht Hilfe von Seiten des Arbeitsamtes bei Schwerbehinderten ??? ist ja nun mal so ihr habt ja alle einen Ausweiss.........
bin was ratlos
Grüssli
Martina



Re: Krankmeldung nach Defiimplantation / arbeitslosigkeit

#4
Hallo Martina,
hast Du schon mal mit der LVA/BFA über das Problem gesprochen.Du kannst auch mit der AG zusammen. mit der Krankenkasse ein Eingliederungsantrag stellen.,dann wird glaube ich eine Reha beantragt .Bei der Stadt gibt es auch ein Amt für Schwerbehinderte, die können Dir auch mit Rad und Tat zur Seite stehen .Wichtig ist aber auch ,das der oder diejenige Intereses daran zeigen das sie wieder Arbeiten möchten .Ich persönlich habe meine Probleme mit und bei der Arbeit verdrängt,ich habe den Defi und gut ist.Ist aber auch nur meine Situation.Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deiem Bruder bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt,auch wenn es schwer wird. Grüße aus dem Revier wo die Sonne heute nicht scheint! Georg



Re: Krankmeldung nach Defiimplantation / arbeitslosigkeit

#5
Wenn Du mich fragst, Martina....
Rein ins Arbeitsleben - für mich war es das Allerbeste...Nun ja, ich stand auch in einem festen Arbeitsverhältnis. Bin vier Wochen nach der OP unter Schmerzen - und doch noch geschwächt - wieder arbeiten gegangen, weil ich auch zu Hause nicht allein sein wollte, und hab mich vorher gefragt, wie willst Du Deine Arbeit dort nur erledigen mit nur einem bewegungsfähigen Arm? Aber es wurde dann von Tag zu Tag besser ( morgens 5-6 Std. Arbeit- nachmittags Physiotherapie )..Es ging bergauf! Bei der Arbeit denkt man nicht so viel nach - und schwupps, plötzlich war ich wieder in der alten Form.....! (womit meine Chefs insgeheim nie gerechnet hätten).....
Kannst Du ihn nicht begleiten zum Arbeitsamt?Irgendwas muss ja passieren...(Ab Jahrgang 1961 ist auch nix mit Berufsunfähigkeit etc....)
Man wird ihm dort schon sagen, was zu tun ist. Er sollte aber nicht den Fehler machen, sich "einzu-igeln"
Zum Thema "Angst": Ich hatte (und hab teilweise heute noch) auch Angst. Auf der Arbeit z.B. hab ich den Kollegen Bescheid gesagt, wenn ich z.B. nur zur Toilette gehen musste. Anfangs stellte sich sogar eine Kollegin vor die Tür, weil ich mich nicht traute, abzuschließen. Wir haben natürlich auch Spaß gehabt und uns drüber lustig gemacht und unsere Witze gerissen-man darf doch schließlich auch seinen Humor nicht verlieren ;-))...Später achteten sie drauf, ob ich nach einer gewissen Zeit auch zurück war...So gehts Stück für Stück aufwärts....Zum Einkaufen ging ich anfangs auch nur in Begleitung ( mir war ständig schwindlig und natürlich Angst, wieder plötzlich umzufallen - der starke Schwindel verflog nach einer richtigen Medikamentation )...Beim Autofahren (anfangs nur zur Arbeit und zurück ) fuhr auch die Angst mit...Aber da muss man durch, wenn man sein Leben einigermaßen normal weiterführen will...Ich habe mir selbst gesagt:Wofür hast Du all das überlebt, wenn Du später so eingeschränkt leben solltest? Stück für Stück verliert man die Angst dann und traut sich immer mehr zu ( ich bin d.J. z.B. das erste Mal wieder auf der Autobahn unterwegs gewesen, weil ich meinen Urlaub nicht zu Hause verbringen wollte. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt- und es klappte auch gut! Bin im Morgengrauen los...an einem Sonntag, weil dann am wenigsten Verkehr)Allerdings fahre ich jetzt auch wieder nur im Stadtverkehr und Land-/Bundesstraßen ;-). Aber wenn man MUSS, dann geht es....Dauert nur alles seine Zeit!



Wer lang leevt - de ward uk old!!!
(friesisches Sprichwort ;-) )


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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)