Sport - Frustration

#1
Hallo ihr Lieben,

da nicht so recht wusste unter welchem Namen ich dieses Thema veröffentlichen soll und diese Schlagwörter allesamt im Thema enthalten sind, klingt es nun womöglich ein wenig unverständlich.

Also zu mir:
Ich war immer sportlich, schon als Kind machte ich viel Sport, war immer draußen unterwegs, im Sommer habe ich stets alles auf Inlinern gemacht, schwamm in der DLRG 3x die Woche, joggte in meiner Freizeit abends 4x die Woche, ging zeitweise auch ins Fitnessstudio, nahm mit meinem Bruder an mehrere Halbmarathonläufen teil usw.
Kurz: Sport gehörte zu meinem Leben.
Seit Ende 2015 bin ich nun nicht mehr in der Lage Sport zu treiben. Erst musste ich mich nach meiner Reanimation (Ende 2015) schonen, dann fingen die heftigen Rhythmusstörungen wieder an und bis zur ICD-Implantation im Oktober 2016 (LQTS) ging gar nichts. Und dann danach wurden die Rhythmusstörungen ja wieder schlimmer (deshalb in 2 Wochen wieder KH und nun Betablockergabe).

Also, es ist einfach so, dass ich keinen Sport mehr treiben kann. Egal was ich tu, ich habe immer Rhythmusstörungen und es ist einfach so belastend.
Nicht nur mein Körper vermisst den Sport, ich denke vielmehr, dass meine Seele, also die Psyche den Sport auch vermisst.

Ich bin einfach nur noch gefrustet, selbst bei der kleinsten Belastung fängt mein Herz an zu spinnen und zickt.
Zwar springt der Defi nicht an, also es sind in dem Falle keine lebensgefährlichen Rhythmusstörungen, aber mir wird schwindelig, schlecht, ich bin null belastbar. Oft ist es sogar mittlerweile beim Treppensteigen schon so.
Ich bin 27 Jahre alt und fühle mich wie ... 70?
Von der Sportskanone zum Sportlooser ... :-(

Sorry, aber ich musste mich nun einfach mal ausko**en. Ich bin immer so positiv gestimmt und nehme alles so an wie es kommt und kann mit vielem umgehen aber momentan habe ich einfach nen Durchhänger und bin nur noch wütend, frustriert und traurig.

Gibt es jemanden der vielleicht auch von 100 auf 0 ist?
Oder weiß vielleicht noch jemand eine "Sportart" die ich mit Rhythmusstörungen machen könnte, die euch vielleicht gut tut?
Yoga mache ich nebenbei noch, aber das ist für mich kein wirklicher Aktivsport.
Klar, ich werde kein Marathonläufer mehr, das will ich auch gar nicht, damit habe ich mich abgefunden.


Ich wünsche euch allen noch einen schönen Rest-Feiertag.

Liebe Grüße

pinksand



Long-QT-Syndrom
Herzstillstand mit Reanimation 2015
ICD-Implantation im Oktober 2016

Re: Sport - Frustration

#2
Hallo pinksand,
ich kann Dich da sehr gut verstehen,bin auf der gleichen Frustwelle unterwegs
wenn auch nicht in der gleichen Sportart.Ich war über 35 Jahre im.Reitsport
unterwegs und konnte alles von jetzt auf gleich an den berühmten Nagel hängen:
Herzinfarkt,Defi,Reha,mittlerweile Stammgast im HDZ weil nichts wirklich wirkt.
Reiten ist ausdrücklich verboten weil ein Sturz fatale Folgen nicht nur für die 3
Sonden sondern auch für ein Aneurysma und eine extrem dünne Herzwand hätte.
In meinem nicht mehr ganz jugendlichem Leichtsinn habe ich mir dann ein
Trampolin gekauft weil man will ja nicht einrosten-und damit wiederum Frau Doktor
fast vom Stuhl geholt-ist jetzt auch auf der Roten Liste...
Was bleibt ist 1x die Woche Herzsportgruppe mit der Erkenntnis das mein Rentnertrupp
noch wesentlich besser drauf ist als ich.
Viele Grüsse Sabine


____________________
ST-Hebungsinfarkt 9.8.13,2 Gefäss KHK mit 2 Stents,AV-Block 3,
ICD Implantation 14.8.13(Medtronic Cardia),Herzinsuffienz NYHA 3
CRT Aufrüstung 25.8.15(St.Jude Quadra Assura MP)
EF 15-20~

Re: Sport - Frustration

#3
Hallo Sabine,

na super, das klingt ja auch ziemlich deprimierend aber dann sind wir "wenigstens" nicht alleine mit unserem Frust. Ein schwacher Trost.
Oh Oh das mit dem Trampolin kenne ich aber auch :-D Nur hatte ich es schon hier und musste es nicht extra kaufen. Aber mein Arzt hat auch die Hände über'm Kopf zusammengeschlagen :-D

Herzsportgruppe habe ich mir auch schon überlegt und auch mal geschaut was "Goggle dazu sagt", aber ich habe nicht wirklich viel gefunden, was mich wundert da ich in einer Großstadt wohne und wir hier auch ein Herzzentrum usw. haben. Muss wohl noch mal richtig schauen oder meine Ärzte fragen wenn ich bald sowieso wieder im Krankenhaus bin.
Meine Befürchtung ist irgendwo auch, dass in einer Herzsportgruppe eher "ältere" Personen sind... gerade mit Herzinsuffizienz usw.... vielleicht liege ich ja aber auch falsch und es sind viele junge Leute dort?

Liebe Grüße :-)



Long-QT-Syndrom
Herzstillstand mit Reanimation 2015
ICD-Implantation im Oktober 2016

Re: Sport - Frustration

#4
hey Pieksand

ich muss dich da enttäuschen, Herzsport sind durchweg ältere Leute, selten bis gar keine Jungen Personen dabei.

Ich war vorher auch Leistungssportler (Schwimmen, Kampfsport, Reiten) alles mit der 1. Implantation 1996 dahin.

Ich bin da auf Kraftsport & Fahrradfahren umgestiegen, dies geht seit 2009 nicht mehr.

Nun bin ich power-spazieren-geherin bzw. wandern und das hilft mir.

Dein Körper muss sich langsam an die Belastung gewöhnen und ja, es treten am Anfang immer Rythmusstörungen noch vermehrt auf.

Langsam ist das Zauberwort .... so ungern es man hören/lesen möchte
Geduld ..... und den längeren Atem ;-)

LG und schönen 1. Mai


____________________
Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

Herztod am 29.04.96 + 02.03.16

Manchmal klingt es hart & tut weh, aber danach weißt Du warum !

Re: Sport - Frustration

#5
Hallo liebe Birgitt,

ich habe es mir schon fast gedacht, dass in den Herzsportgruppen eher ältere Altersgruppen wie meine anzutreffen sind.
Das würde ja wahrscheinlich auch als Reha-Sport zählen und müsste dann ärztlich verordnet werden oder?

Dass es dir auch so erging und du den Sport aufgeben musstest, tut mir leid aber ich finde es toll, dass du dich trotzdem bewegst, auch wenn es "nur" Spazieren gehen ist oder eben wandern (wobei wandern ja auch ganz schön anstrengend sein kann).

Was mir Sorge bereitet, ist eben nicht die Tatsache, dass es eben schlimmer wird.
Zeitweise konnte ich ja auch wieder Sport machen aber jetzt in den letzten Wochen wurden die Rhythmusstörungen immer schlimmer und es geht gar nichts mehr, das mit dem Treppensteigen ist auch erst seit circa einem Monat so schlimm, dass ich mich oben erstmal hinsetzen muss.
Das war vor Kurzem noch nicht.
Ich hoffe, dass sich das mit dem Medikament beheben lässt.

Langsam und Geduld, da hast du wohl recht :-D


Liebe Grüße :-)



Long-QT-Syndrom
Herzstillstand mit Reanimation 2015
ICD-Implantation im Oktober 2016

Re: Sport - Frustration

#6
Das Thema Sportfrustration kenne ich auch zur genüge: Früher Leistungssport betrieben, danach mehr oder weniger regelmäßig Sport und lange Spaziergänge mit meinen beiden Hunden.
Dann stiller Herzinfarkt, der bei einer Routineuntersuchung festgestellt wurde mit sehr starken Herzrythmusstörungen (die ich wahrscheinlich nie beachtet habe), Defi-Implantation und die üblichen Medikamente.
Das war wie ne Vollbremsung. Ich bin in ein ziemliches Loch gefallen, habe nur noch in mich reingehorcht und mir nichts mehr zugetraut.
Geholfen hat dann eine Therapie (zu der ich mich ziemlich überwinden mußte) aber vor allem die Einsicht, dass ich mich nicht mehr verrückt machen werde! Seitdem ich aufgehört habe in mich reinzuhorchen und mich selbstprogrammiert per se schlecht zu fühlen klappt mein Leben weitaus besser. Ich fühle mich mittlerweile belastbar und habe auch wieder mit Radfahren angefangen, was ich auch gut vertrage.
Was will ich damit sagen? Es gibt neben der körperlichen auch noch eine mentale Komponente, die die Wahrnehmung der Krankheit und den Allgemeinzustand sehr beeinflußt. Ich will damit die Krankheit und die Auswirkungen bestimmt nicht kleinreden, aber ich habe echt gelernt, dass sich durch den mentalen Einfluss die Beschwerden und deren Wahrnehmung echt verselbstständigen können.
So, hoffentlich war das jetzt nicht alles zu philosophisch!


____________________
Seitenwandinfarkt, EF 35%, Dilative Kardiomyopathie, Herzrythmusstörung Lown 4B, NYHA-Stadium II, ventrikuläre Tachykardie, Defi seit 6/2015, Behinderungsgrad 80% mit Kennzeichen G

Re: Sport - Frustration

#7
Hallo pinksand,

Kenn ich auch, wenn auch nicht ganz so plötzlich.
Hatte letzte Woche mal wieder eine Spiro-Ergometrie...Ergebnis: Sport erlaubt bis 100 Watt und Puls 70 - da bin ich früher nicht mal aufgestanden.

Ich halte es wie Birgit. Ich bin Power-spazieren-geher...ich kann das in der Ebene auch ausdauernd ohne Probleme machen, bergauf geht mir schnell die Luft aus.
Früher bin ich 1 Stunde gejoggt, heute gehe ich 2 Stunden spazieren und genieße die Natur.

Es gab Phasen, da war das nicht ohne Rhythmusstörungen möglich. Mittlerweile geht das ganz gut. Wenn ich es übertreibe merke ich das allerdings nach wie vor.

Ich denke, dass es bei Dir auch wieder besser wird. Braucht Zeit, leider.

Viele Grüße
Frank



Re: Sport - Frustration

#8
Hallo Frank,

ja, ich muss wohl einfach abwarten und weiterhin so positiv bleiben wie ich es ja auch sonst bin.
Könnten ja theoretisch sogar zusammen spazieren gehen :-D
Sehe gerade, dass du aus Esslingen bist, ich muss nur einmal umfallen dann bin ich schon in Esslingen!

Liebe Grüße



Long-QT-Syndrom
Herzstillstand mit Reanimation 2015
ICD-Implantation im Oktober 2016

Re: Sport - Frustration

#10
Liebe pinksand,
deinen Frust kann ich gut nachvollziehen.Wenn man ein aktiver Mensch ist, der sich gern bewegt, wird es zur Belastung, wenn man das auf einmal nicht mehr kann.
Ich bin von Hause aus kein Sportler, ich habe noch nie aktiv eine Sportart ausgeübt, außer dass ich regelmäßig Fahrrad fahre und viel spazierengehe und auch gern wandere.
Das alles konnte ich vor einigen Jahren auch problemlos tun.
Seit dem ersten Auftreten von Symptomen meiner Herzerkrankung fällt mir intensive Bewegung zunehmend schwerer.Leider ist das Bedürfnis nach Bewegung aber dennoch da und so nervt es mich ebenso, dass ich so limitiert bin.Der Betablocker gibt sein Übriges dazu.Ohne Metoprolol starke Rhythmusstörungen unter körperlicher Belastung, mit Metoprolol kann das Herz seine Frequenzen unter körperlicher Belastung zuwenig steigern, so dass man schnell erschöpft ist.Fahrradfahren geht nur noch langsam und auf kürzeren Strecken.Schnelles Treppensteigen...sofort Rhythmusstörungen und Schwindel.
Schwimmen wurde vom Arzt gleich gänzlich untersagt.Bleibt noch Spazierengehen, was ich je nach Wetter und Laune auch oft und ausgiebig mache.Ich habe Glück, dass ich bisher schlank geblieben bin und nicht zugenommen habe. (sind wahrscheinlich auch die Gene) Ansonsten wäre ich noch unzufriedener.Aber ich versuche halt, das Beste daraus zu machen.Nützt ja alles nichts! Grüße von Anett



cron