Krankenversicherung

#1
Hallo zusammen,

folgendes Problem hat sich für mich ergeben.
Im Juni 2005 wurde mir ein Defi implantiert. Zu dieser Zeit studierte ich bereits. Aus verschiedenen Gründen habe ich mich zwischenzeitig dafür entschieden wieder arbeiten zu gehen. Leider ist dies leichter gesagt wie getan. Habe mich jetzt arbeitssuchend gemeldet. War heute bei der Arge und die setzen mich ein wenig unter Druck. Eigentlich geht es mir in erster Linie darum weiter Krankenversichert zu sein und nicht um das Geld was ich zusätzlich bekommen könnte. Jetzt wurde mir gesagt das ich mich bis Dienstag entscheiden sollte ob ich eine 1 Euro Stelle 6 Stunden täglich annehme oder halt nicht versichert werde. Ich fühle mich etwas vorm Kopf gestossen, als wenn wir es nicht schwer genug hätten. Kennt sich vielleicht einer damit aus?


Liebe Grüße,

>Rita

Re: Krankenversicherung

#3
Hallo Carmen,

mit der Krankenkasse habe ich ja gesprochen. Wenn das nicht über die Arge läuft muss ich selber Versichern. Nur wie soll ich das bezahlen wenn ich kein Geld verdiene/bekomme. Irgendwie verstehe ich unser Sozialsystem nicht mehr. Ich war noch nie in der Situation arbeitslos zu sein. Habe 10 Jahre vo meinem Studium als Erzieherin gearbeitet. Das die mich jetzt so unter Druck setzen wo soviele andere ohne Probleme Jahrenlang auf Staatskosten leben geht nicht in meinem Kopf rein.
Na ja, mal schauen wie es weiter geht.

Gruß,

Rita

Re: Krankenversicherung

#5
Hallo Rita,

das ist wirklich eine blöde Situation.

Aber ich denke Du hast praktisch keine andere Möglichkeit da raus zu kommen, als den 1€ Job anzunehmen.

Das Problem ist ja folgendes: Du hast Dich bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend gemeldet, daß heißt aber auch, daß Du jeden zumutbaren(und als zumutbar gilt ziemlich viel) Job annehmen mußt, um alle Formen der Unterstützung, darunter fällt natürlich auch die Weiterversicherung in der Krankenkasse, gewährt zu bekommen.

Natürlich muß deine Erkrankung bei der Zumutbarkeit berücksichtigt werden, evtl. läßt man Dich dann zur Überprüfung beim medizinischen Dienst antreten. Solange Du aber nicht voll erwerbsgemindert bist wird es sicherlich immer Jobs geben, die für Dich in Frage kommen.

Wenn es Dir finanziell möglich ist, solltest Du Dich vielleicht mal bei einem Fachanwalt für Sozialrecht beraten lassen oder wenn Du Mitglied im VdK bist, die bieten auch Beratungstermine an.

Tut mir leid wenn ich Dir keine positivere Auskunft geben kann.

Alles Gute für Dich
Anja

Re: Krankenversicherung

#6
    Zitat: Thorsten
    Hallo Rita,
    wende Dich 'mal an die Sozialverbände. Die müssten Antworten kennen und es Dir erklären können. Auch was es in dem Fall mit der Behinderung auf sich hat (Wenn Du sie eingetragen hast)

    Gruß
    Thorsten



Hallo Thorsten,

die Behinderung ist eingetragen, mir ist im Februar ein GdB von 50% bewilligt worden.


Hallo Anja,

danke für deine ausführliche Antwort. Ich hätte ja nicht gedacht das die einen so unter Druck setzen können. Ich weiß ja noch nicht mal mehr ob ich sechs Stunden täglich arbeiten kann, inwieweit ich da belastbar bin. Woher auch, als Stundentin hatte man ja doch ein etwas ruhigers Leben und vorher hatte ich ja noch nichts wo ich gearbeitet habe. Aber was mich mehr gestört hat ist die Art und Weise wie man dort abgehandelt wurde. Ich habe mich während meiner Studienzeit schon um einen Job bemüht, aber leider ist die Gesellschaft doch sehr intolerant sobald sie lesen das man Defiträger ist. Das soll jetzt nicht hier so aussehen das ich nicht mehr arbeiten wollte, mir gehts nur darum das man doch noch mit ein bisschen Achtung behandelt wird. Ich war bisher noch nie abhängig von denen, haben 10 Jahre lang gearbeitet, dann kann ich doch wenigstens eine vernünftige Beratung erwarten bevor man so abserviert wird.


Liebe Grüße,

Rita

Re: Krankenversicherung

#7
Hallo, Rita!
Ich habe auch so meine Erfahrung mit der ARGE gemacht...und mache sie derzeit immer noch...
Bei mir liegt der Fall aber etwas anders...Ich bin alleinerziehend und vor und nach meiner Erkrankung 27 Stunden/Wo. arbeiten gegangen...
Der Vater meiner Tochter stellte dann vor einem Jahr von heute auf morgen die Unterhaltszahlung für meine Tochter ein...Und dann begann die Odyssee....
Ich sollte für die Zeit, während der der Vater meiner Tochter keinen Unterhalt zahlt und während der der von mir bitte umgehend einzuleitende Unterhaltsprozess gegen diesen läuft, einen Antrag auf Kinderzuschlag stellen, sagte mir damals die ARGE ( somit waren sie erstmal raus - und mich erstmal los ) zwecks Beantragung von Leistungen nach dem SGB. Der wurde nach 2 Monaten Bearbeitungszeit abgeschmettert (was für ein Glück für die ARGE-so konnte man 2 Monatsbeträge einsparen), weil ich etwas zu wenig ( ja! Zu WENIG!!) verdiente, als dass ich die Grenze erreichte, ab der man einen Anspruch auf 140 Euro Kinderzuschlag hätte...Unterhaltsvorschuss gibts für Kinder ab 12 J. nicht mehr...D.h. die Mutter ( oder der Alleinerziehende) ist allein zuständig, sein Kind "durchzubringen"...Man verwies mich dann an die ARGE...und da braucht man einen laaangen Atem...Ich stand in endlos langen Warteschlangen mit Menschen, die nicht auf die Uhr schauen mussten, weil sie pünktlich auf der Arbeit sein mussten...Nach 2 1/2 Stunden Wartezeit kam ich an die Reihe, um ein einziges Formular ausgehändigt zu erhalten ( welches man zu Hause auszufüllen hat - um es dann nach vorheriger Terminsvereinbarung >welcher dann ca. 2 Wo. -frühestens- später zu bekommen ist > - bei der ARGE abzugeben hat )...Ich musste 20 versch. Unterlagen in Kopie einreichen - angefangen von der Geburtsurkunde ...endend bei einer Schulbescheinigung der Tochter und Kontoauszügen von drei Monaten...Und nun kommts: Ich musste eine "Wiedereingliederungsvereinbarung" unterschreiben! D.h., ich wurde behandelt, wie jemand, der ohne Arbeit ist, obwohl ich ja arbeite...und eigentlich ja nur einen Kinderzuschlag beanspruchen wollte! Ich hab mich geweigert, dies zu tun, denn ich sollte mir einen neuen Job suchen ( ich arbeite seit 15 (!) Jahren in ein- und demselben Betrieb, bin dort die Dienstälteste-und sobald mehr Personal benötigt werden sollte, würde meine Wochenstundenzahl aufgestockt werden, woraufhin ich dann auch mehr verdiene und nicht auf Leistungen vom Staat angewiesen wäre ). Aber nein! Man bestand darauf, ich solle mir eine neue, besser bezahlte Arbeitsstelle suchen...
Ich wandte ein, dass das unmöglich sei..da mir demnächst eine erneute OP bevorstünde, nach welcher ich arbeitsunfähig sein würde..Spätestens dann würde mich ein neuer Arbeitgeber an die Luft setzen! Nachdem ich mich weigerte, diesen Vertrag zu unterschreiben, sagte man mir: "Dieser Vertrag wird Ihnen jetzt nach Hause geschickt, sollte er nicht binnen einer gesetzten Frist unterschrieben bei uns eingehen, dann gibts keine finanzielle Hilfe!" Eine kleinere Wohnung solle ich mir auch suchen, sie müsse 51 Euro billiger sein, als die jetzt von mir mit 435 Euro aufzubringende Warm-Miete!
Daraufhin schaltete ich meinen Anwalt ein...und er schaffte es dann, in einem Telefonat den sturen Beamten bei der ARGE ( man entscheidet dort im übrigen auch nach Ermessen ) davon zu überzeugen, dass es mir mit Sicherheit nicht gelingen würde, mit 46 Jahren eine neue Arbeitsstelle zu finden, der Arbeitgeber mich dann während eines evtl. gleich erforderlichen längeren Krankenhausaufenthaltes -viell. sogar noch während einer Probezeit ?- fest einstellt...-und man dann spätestens eine Langzeitarbeitslose mehr auf der Liste hätte. Das war dann auch der Zeitpunkt, zu dem ich meinen Behinderten-Ausweis ( Dank nochmals den Mitgliedern des Forums hier - sonst wäre ich NIE auf die Idee gekommen, dass mir ein solcher überhaupt zustünde...) beantragte.
Was ich hiermit jetzt ( lange Rede-kurzer Sinn) nur sagen möchte: Du bist bei den Ämtern der Willkür und dem Ermessen einzelner Mitarbeiter dort ausgesetzt, engere - individuell eingegrenzte - Richtlinien gibts dort nicht....Sie arbeiten jeden Fall "nach Schema F" ab...
Das sind meine Erfahrungen mit der ARGE, der ich gerade eben wieder mit dem Anwalt "drohen" muss, nachdem man mir jetzt schon wieder einmal nachweislich völlig falsche Auskünfte gab..Die Linke weiß dort nicht, was die Rechte macht...Sie "schieben nur ab"-zum nächsten Amt,... damit die Statistik dort besser ausschaut, denn auch die Mitarbeiter der ARGE stehen unter "Erfolgsdruck"...Es ist traurig aber wahr!
Nimm Dir notfalls einen Anwalt! Solltest Du finanziell nicht gut dastehen, bekommst Du Beratungshilfe, die Du beim für Dich zuständigen Amtsgericht vorab beantragen kannst (Beratungshilfeschein nennt sich das! Mit dem Schein gehst Du dann zum Anwalt)
Ich drücke Dir die Daumen!



Wer lang leevt - de ward uk old!!!
(friesisches Sprichwort ;-) )


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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)

Re: Krankenversicherung

#8
@Rita
Was Bibbi schreibt ist mal wieder ein erstklassiges Beispiel dafür, was bei der Arge bzw. Agentur für Arbeit so abgeht. Der Umgangston ist in den letzten Jahren wesentlich schärfer geworden, was einer gewissen Klientel sicher mal nicht schadet. Bedenklich ist allerdings, wenn die Sachbearbeiter nicht mehr differenzieren können, wen sie da vor sich haben. Da sollte man sich auch nicht scheuen evtl. mal den Vorgesetzten zu verlangen. Und ganz wichtig: Kompetent und selbstbewußt auftreten und sich nicht einschüchtern lassen, die Mitarbeiter sind zur Beratung und Hilfestellung verpflichtet, auch wenn man es manchmal kaum glauben kann.
Übrigens, mach Dir mal keine Sorge das Dich hier jemand für arbeitsscheu hält, wir alle kennen die Probleme mit den Ämtern (mein Mann ist übrigens auch Defi-Träger)

@Bibbi
Was soll man da noch zu sagen, Kommentar überflüssig.
Wenns nicht so traurig wäre, könnte ma echt schon darüber lachen.
Armes Deutschland!

Re: Krankenversicherung

#9
Hallo Bibbi,

vielen Dank auch für deine Antwort. Werde mich morgen erst mal an höhere Instanz wenden und mich über diesen Typen, der meinen Antrag eigentlich erst mal bearbeiten und mit mir durchgehen sollte, beschweren.
Mir gehts wie gesagt in erster Linie nur um die Krankenversicherung. Die ist ja nun mal, wie für uns alles, Lebenswichtig. Habe ihm ja auch gesagt gehabt das ich kein Problem damit habe drei Stunden täglich erst mal was zu machen, davon wollte er aber nichts hören. Nur 6 Stunden täglich in einer Schule für geistig und körperlich behinderte Kinder sind mir erst mal zuviel. Da ich die arbeit dort kenne weiß ich auch das sie physisch sowie psychisch doch sehr belastend sein kann. (Habe während meiner Stundienzeit ein Jahr Praktikum in einer solchen Einrichtung gemacht).
Ich versuche morgen erst mal mein Glück bei einem Vorgesetzten, mal schauen was passiert.

Liebe Grüße und noch einen schönen Abend,

Rita

Re: Krankenversicherung

#10
Ja...richtig, Anja! Humor ist...wenn man trotzdem lacht...
Aber es gibt Zeiten, da vergehts mir...muss mich dann sooowas von
beherrschen...und heute hab ich doch tatsächlich erreicht, dass die
Dame von der ARGE, die mir eine falsche (schriftliche) Anweisung gab,
mich in den nächsten Tagen zurückrufen muss (nachdem sie mir schon ganz kleinlaut aufs Band sprach..Aber sooo leise....dass ich ihre knappe Entschuldigung nicht so richtig "versanden" habe....
Sooo einfach wolln wa ihrs ja mal nich machen, watt? ) ;-)


Man sollte freundlich bleiben, aber man muss sich auch wehren, wenns all zu arg wird....sonst macht mein Herz noch Purzelbäume, wo sie doch gar nicht angebracht wären....

Rita. Ich bin gespannt, ob Du was erreichst....*daumendrück*



Wer lang leevt - de ward uk old!!!
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