Re: Wie lange hält der Defi

#31
Tja Andi,

es geht doch nichts über ein sauberes künstliches Koma! Hatte ich auch, bin zuerst erschrocken, als ich das hörte und dann war ich dankbar dafür. Und die externen Defis - richtig: Brandwunden (die Ränder vom Defi) und gebrochene Rippen. Aber wenn's hilft !?!! Ohne hätte ich wohl "den Löffel abgegeben", um es salopp auszudrücken. Aber ich habe von der Reanimation auch nichts mitgekriegt, lag in gnädiger Bewußtlosigkeit. Ich wurde - lt. Aussage - 1 1/2 Std. reanimiert. Ich war erst 38 Jahre alt, da hat man sich echt Mühe gegeben.Und als ich aufgewacht bin, habe ich sowieso nur geglaubt, daß die im Krankenhaus Späßle machen: i c h und Herzinfarkt? Ich doch nicht - stehe doch voll im Leben! Jeder andere aber nicht ich. Ich war immer sooooooooo gesund!
Na ja, ist ja gut ausgegangen. Aber Du hast Recht, Gerd hat wohl schon die schlechteste Karte gezogen. Alles mitzukriegen......

Einen schönen Abend wünsche ich Euch.

Gruß Carmen

Re: Wie lange hält der Defi

#32
Ja, Carmen, man glaubt so vieles nicht. Kann ich Dir nachfühlen.
38 warst Du? Das ist wirklich jung. Was war die Ursache bei Dir? Familiäre Disposition? Und nie was gemerkt vorher?

Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich über Jahre (seit 1996) hinweg Angina-Pectoris-Anfälle hatte, mit denen die Ärzte nichts anfangen konnten. EKG war immer normal bei mir auch unter Belastung. War sportlich immer sehr aktiv und hatte anfangs zumindest eine prima Kondition. Von daher gings mir ähnlich wie Dir, nur hatte ich mehr Glück als Du. 1996 war ich nämlich auch 38...

Schönen Ostersonntag

Re: Wie lange hält der Defi

#34
Hallo Gerd,

mangels einer besseren Alternative (bei uns schneit es) habe ich mir vorhin doch glatt die Studie über den elektr. Sturm eingepfiffen. So selten ist dieses Phänomen anscheinend gar nicht, wie ich dachte!!

Hallo Andi,

Herzerkrankungen sind in meiner Familie - soweit ich das weiß - überhaupt noch keine vorgekommen, ebensowenig gibt es bei uns (gottseidank) Krebserkrankungen.
Ich bekam meinen Infarkt durch eine Thrombose, die sich bei mir gebildet hatte. In meinem Unterleib hat sich damals, als das alles losging, ein (gutartiger) Tumor entwickelt. Da ich zu der Zeit Urlaubsvertretung hatte und ich beim besten Willen nicht zum Arzt gehen, geschweige denn zu Hause bleiben konnte, weil ich die einzige war, die Ahnung von unserer Geschäftsstellentätigkeit hatte, ging ich halt trotz Fieber und Schmerzen zur Arbeit, bis meine Kollegen wieder hier war (drei Wochen). Dann erst ging ich zum Arzt, der Tumor war mittlerweile schon sehr groß und offensichtlich hatte sich durch das Fieber mein Blut verdickt (nichts getrunken) und sich dadurch wahrscheinlich auch schon die Thrombose gebildet.
Ich kam dann wegen dem Tumor in's Krankenhaus, der wurde entfernt und mir ging es gut, ich wurde nur noch nicht entlassen, weil mein Blutbild nicht ok war. Ja und da kam dann der Infarkt. Gottseidank noch im Krankenhaus, ich hätte sonst nicht die Spur einer Überlebenschance gehabt.
So war das damals. Ich habe bis heute keine Gefäßverengungen und selbst der Professor bei der Kathederuntersuchung hat den Kopf geschüttelt und sich laut gefragt, wie man bei solchen wunderbaren Arterien so einen besch.... Herzmuskel haben kann.
Das Ereignis fand damals in der sog. "Riva" statt. Da meine Riva aber dummerweise fast um den ganzen Herzmuskel führt, fiel mein Infarkt so extrem schlimm aus.
Wenn das alles nicht passiert wäre, wäre ich auch garantiert nicht herzkrank! Aber jetzt ist es halt so, wie's ist.

Liebe Grüße
Carmen

Re: Wie lange hält der Defi

#35
Gute Doktorarbeit des Bernhard Seidel. Immerhin bekommt man einige Informationen, auch wenn man da ein bisschen differenzieren muss:

Der Querschnitt der Studienpersonen ist nicht so richtig repräsentativ - es handelt sich ausnahmslos um ICD-Träger, die schon einmal einen plötzlichen Herztod überlebt haben. Davon haben lediglich 35 (!) von 415 einen elektrischen Sturm erlebt. Wenn man die Anzahl dieser 35 Patienten jetzt in Relation setzt zur Gesamtzahl nur der Herzpatienten dieser Klinik (es bekommt ja nicht jeder Herzpatient einen ICD), dann würde die Häufigkeit schon ganz anders aussehen.
In der Doktorarbeit wird ein elektrischer Sturm bereits klassifiziert/definiert, wenn der Patient mindestens 3 Episoden ventrikulärer Tachykardien innerhalb von 24 Stunden erlebt. 3 Episoden - ich glaube, dass Gerd mit 3 Episoden vergleichsweise zufrieden gewesen wäre. Mit dieser Defnition kämen wohl viele hier bereits als "Elektrischer-Sturm-Patient" in Frage.
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich um 415 für einen elektrischen Sturm prädestinierten Patienten handelt (soll heißen: wenn überhaupt jemand für einen elektr. Sturm in Frage kommt, dann wohl diese 415), würde ich die Zahl 35 als eher gering bezeichnen. Und die Überlebensrate ist nur deshalb vergleichsweise hoch, weil diese Patienten ja bereits einen ICD tragen. Aber wenn ich mir dann wiederum vor Augen führe, dass eine doch recht hohe Zahl trotz ICD letztlich nicht überlebt hat, dann kann das für den einen oder anderen doch etwas erschreckend wirken.

Hast Du sonst noch Infos in Internet gefunden, Gerd?

@Carmen

Na, das war aber wirklich Pech und absolut unvorhersehbar bei Dir, außer dem Üblichen halt: Frauen gehen eben nicht zum Arzt nach dem Motto "Nur die Harten kommen in Garten" (trifft allerdings oft auch auf Männer zu). Und wie geht's Dir jetzt so? Wie würdest Du Deinen gesundheitlichen Zustand in der Gegenwart beschreiben?

Re: Wie lange hält der Defi

#36
Hallo Andi,

danke der Nachfrage. Natürlich merke ich schon, daß ich krank bin, kann aber auch damit gut leben: medikamentös bin ich gut eingestellt, Schmerzen habe ich keine und ich kann mir meine Zeit einteilen, weil ich ja schon seit damals in Rente bin. Gehen andere malochen, gehe ich in's Cafe frühstücken. Manche Dinge gehen nicht mehr, klar, aber was ich nicht kann, brauche ich auch nicht. Darf ich nicht fliegen, fahr ich halt nach Italien. So einfach ist das. Das sehe ich dann alles ganz pragmatisch. Klar strengen mich Tätigkeiten jetzt an, die mir vor der Erkrankung ganz leicht gefallen sind und wenn ich mich bewege, schnaufe ich halt wie ein Ochs, aber damit kann ich gut leben. Im Prinzip mache ich das meiste auch wie früher, nur halt gemächlicher.
Und ansehen tut man mir meine Krankheit auch nicht - ich bin weder blaß noch gebrechlich, sondern agil und unheimlich lebensfroh. Die Einstellung zum Status Quo macht ganz schön viel aus. Und außerdem - ich lebe jetzt schon 14 Jahre länger, als ich sollte. Na, wenn das nichts ist!?!
Nee Andi, wenn ich mich beschweren würde, müßte mich sofort der Blitz derschlagen!

Dir und allen anderen noch einen schönen restlichen Sonntag.

Liebe Grüße
Carmen

Re: Wie lange hält der Defi

#37
hallo andy,

ja, hab ich. gibt schon das ein oder andere zu finden.
hab anfänglich diesem ausdruck "elektrische sturm" keine bedeutung zu gemessen. dachte, dass wäre ein ausdruck des kardiologen der dieses einfach so im zusammenhang der vielen schocks verwendete. bis ich dann mal genauer im internet nachschaute, das aber auch erst, als mir der kardiologe beim und nach dem stent setzen einige fragen stellte, wegen profesioneller hilfe psychologe, therapie, und das ich immer einen ansprechpartner in der inneren finden würde wenn ich ein problem hätte. anfänglich hab ich gar nichts damit anfangen können. bis ende januar anfang feb. als ich plötzlich aus dem nichts heraus panikattacken bekommen hab und mich umgehend ins krankenhaus bringen lassen habe. aber es war nichts, nur einbildung, beim zweiten mal auch nur einbildung, nur das sie mich über nacht zur beobachtung da behalten haben. am morgen kam dann der oberarzt und fragte nach meinem wohlbefinden und erzählte mir eben das selbe wie der chefarzt bei dem stent setzten, was mich etwas neugierig machte und diesem elecktrische sturm nachgegangen bin. da ich jetzt aber glaub zu wissen wie ich damit umgehen habe, bekomme ich keine angstschübe mehr.
was ich wirklich für gut befinden würde, wenn es hier im umkreis eine gesprächs gruppe geben würde wo man sich gemeinsam austauschen könnte. vielleicht auch ein paar unternehmumgen, halt irgend was.


vg
gerd



Re: Wie lange hält der Defi

#38
Hallo!

Zum Thema elektrischer Sturm habe ich diesen Link gefunden:
http://www.theheart.de/download/wcc2006/wcc06_ICD_BIV_MZV.pdf

Eine Arbeit bei der 162 Pat. auf den elektr. Sturm hin untersucht worden sind


Bei einer Pumpfunktionsstörung EF<25% und="" einer="" qrs-="" breite="" von="" mehr="" als="" 120ms="" ist="" mit="" einer="" häufigkeit="" des="" electrical="" storms="" von="" 15-20%="" zu="">

Mittleres Alter der Patienten 58 +- 13 J
ICD impl. 2001 – 2005
Krankheitsbild: KHK/DCM

und unter

http://www.cardiovascular-medicine.ch/pdf/2007/2007-07/2007-07-001.PDF

Stellenwert psychotherapeutischer Betreuung bei kardialen Erkrankungen

Seite 6 ...Nach häufigen Entladungen innerhalb kurzer Zeit («elektrischer Sturm») scheint gemäss Godemann et al. ein erhöhtes Risiko für eine Angststörung zu bestehen. Dies entspricht auch der eigenen klinischen Erfahrung. Hieraus kann ein circulus vitiosus entstehen,
da arrhythmische Ereignisse auch durch eine erhöhte psychische Erregung ausgelöst werden können.

Gruß
R.



Meine Fragen, Antworten, Vorschläge, Einwände etc. sind nicht bindend. Sie ersetzen auch keine ärtzliche Empfehlung!
Ich bin selber kein ICD- Träger. Ich bin familiär betroffen und interessiere mich von daher für die ICD- Technik. Nicht mehr und nicht weniger.
Für Fragen, die an mich gestellt werden, trage ich keine Haftung! Meine Informationen, die ich hier im Forum mitteile habe ich auschließlich aus dem Internet oder aus Defi- Büchern.

Re: Wie lange hält der Defi

#39
    Zitat: Roger
    Stellenwert psychotherapeutischer Betreuung bei kardialen Erkrankungen

    Seite 6 ...Nach häufigen Entladungen innerhalb kurzer Zeit («elektrischer Sturm») scheint gemäss Godemann et al. ein erhöhtes Risiko für eine Angststörung zu bestehen. Dies entspricht auch der eigenen klinischen Erfahrung. Hieraus kann ein circulus vitiosus entstehen,
    da arrhythmische Ereignisse auch durch eine erhöhte psychische Erregung ausgelöst werden können.

    Gruß
    R.
mein Reden, aber mach das 'mal den Ärzten klar. Mein "elektrischer Sturm" mit über 30 Mal bei vollem Bewusstsein ist nur aufgrund meiner Angstverkrampfung eingetreten. Als man mich dann auf der Intensivstation "zwangsschlafengelegt" hat, wars auch sofort vorbei - von alleine, ohne Defi. Aber als Patient ist man ja blöd und bekommt noch mehr Tabletten.

Gruß
Thorsten



Re: Wie lange hält der Defi

#40
Das macht das ganze so unberechenbar: multiple Ursachen von organisch bis psychosomatisch. Bei mir wars organisch und es hat auch im Koma nicht aufgehört zu stürmen.

Und das mit immer mehr Tabletten stimmt, kann ich unterschreiben. Die Kardiologen neigen dazu, immer bis an die Maximaldosis zu gehen nach dem Motto: "wenns dem Patienten schwindlig wird, dann ist es richtig...". Da wird vergessen, dass sie nicht nur Patienten behandeln, sondern auch Menschen.
Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, wenn ich sage, was ich will. Kommt vielleicht nicht unbedingt so gut an, aber insgesamt gehts mir seitdem besser. Und ich glaube, dass wir uns durchaus in der Position befinden, in der wir etwas egoistisch sein dürfen und es nicht darauf ankommt, ob jedem gefällt was wir sagen oder tun.

Gruß

Andi