Ich bin geschockt

#1
Hallo miteinander,
hier mal was Neues, was hoffentlich nicht wieder zum Anlaß genommen wird, Attacken unter und über der Gürtelinie, mit und ohne Politikverdacht gegeeinander auszufechten. Ich würde mich freuen, wenn andere von dem "Erlebnis" profitieren oder fachlich weiterführende Kommentare abgeben können!

Zunächst einmal melde ich mich aus dem Krankenhaus zurück.
Mein Defi hatte am Donnerstagabend bei vollem Bewusstsein zwei Mal volle Ladung abgegeben, so dass ich wieder Mal per Krankenwagen abtransportiert werden musste.
Auf dem Weg von der Garage zum Hauseingang bekam ich ohne Vorwarnung einen Schuss von links hinten, der mich irgendwie in Laufrichtung nach vorne rechts zu Boden streckte. Ich ließ mich dabei quasi halbbewusst fallen. Den Kopf nach links gewandt, sah ich während des Fallens einen Blitzkranz im Halbdunkel. Zunächst dachte ich überhaupt nicht an den Defi. Vor Wochen war auf dem Hof Stromkabel neu verlegt worden und ich dachte: Hier ist irgendein Kabel blank. Du befindest Dich in einer Gefahrenzone, also weg hier! Aber in dem Moment, in dem ich mich abstützen und aufstehen will, bekomme ich noch einen geschossen. Instinktiv strecke ich mich auf den Rücken und bleibe liegen und rufe zwei Mal laut nach meinem Sohn, der schon 20 Meter weiter, hinter der Hausecke die Haustür aufgeschlossen hat. Er fragt gleich, ob er einen Notarzt rufen soll. Da ich aber bei vollem Bewusstsein bin, versuche ich ihn erst mal zu beruhigen, auch um selbst in Ruhe nachdenken zu können. Allerdings kommt bei mir innerlich Panik auf. Ich wage nicht mich zu bewegen, da ich befürchte, dass es wieder los geht. Nachdem die Nachbarn zusammen gelaufen kamen, war schon der RTW geordert. Da wir ländlich wohnen, brauchte der Wagen mehr als 25 Minuten. Ich war mittlerweile am Zittern und Schlottern und hatte echt Angst. Später gegen 19:40 Uhr im Krankenhaus war man allerdings nicht in der Lage (Bereit!), den Defi auszulesen, so dass ich bis zum folgenden Tag warten musste. Bei der Defi-Auslese kam dann heraus, dass das Gerät auf Grund eines technisch-mechanischen Defektes an der Sonde geballert hat. Diese Erfahrung (Elektroschock ohne Vorwarnung bei vollem Bewusstsein) gönne ich wirklich keinem!!! Ich wurde auf eigenen Wunsch noch am gleichen Tag operiert.
Im Vorfeld des Schockereignisses hatte sich die Batterie in den letzten Wochen durch ständiges Aufladen (und dann doch nicht Schocken) schon so weit entladen, dass nur noch für ca. 2 Jahre Saft da war. Kalkuliert waren noch ca. 6 Jahre! Deswegen hat man mir einen neuen Defi und eine neue Sonde implantiert. Großes Lob an Professor Wichter, der mich stets über alle Details klar und verständlich informierte!
Ich habe so weit alles sehr gut überstanden und es geht mir gut!
Freitag bekomme ich die Fäden gezogen. Mittlerweile kann sogar schon wieder auf der linken Seite liegen und bin nur noch wenig bewegungseingeschränkt.
Allerdings ist bei der Ulltraschall-Untersuchung am Montag herausgekommen, dass sich der Zustand des Herzens weiter verschlechtert hat. Das linke Herz ist nun auch deutlicher mitbetroffen. Die Ergebnisse des Echo-KGs waren sehr eindeutig, was diese Tendenz betrifft. Das Ganze hat also nicht zu weiterer Erheiterung beigetragen, sondern brennt sich mir nurmehr stärker ins Gehirn.
Ich habe die Röntgenaufnahme vom neuen Defi mit zwei Sonden (eine neue und die alte defekte!) ins Netz gestellt:
http://www.michael-thomsen.de/41121.html

HERZliche Grüße
Michael


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Biotronik, Lumax340 VR-T XL; ARVCM, 59 J., www.arvcm.cabanova.de
Das beste Deutsch ist, das vom Herzen kommt. (Sprichwort)

Re: Ich bin geschockt

#2
Oh je Michael,

das tut mir sehr leid, daß Du so ein so schlimmes Schock"erlebnis" hattest. Erst die Angst, daß Du auf lauter stromführenden blanken Kabeln rumlaufen könntest und dann auch noch zweimal die volle Ladung - und das dann auch noch ohne Notwendigkeit. Ganz schön übel, sag ich da nur. Ich meine, ein Defi-Schock kommt immer urplötzlich und völlig unerwartet - bei mir lief es jedenfalls immer so ab - und ist auch sehr unangenehm. Aber wenn man dann weiss, daß einem der Schock das Leben gerettet hat, kommt man über den Schrecken wieder schnell hinweg und streichelt dankbar seinen Defi. Wenn man dann aber erfährt, daß da was mit der Technik nicht gestimmt hat, tut man sich schon wesentlich schwerer, über den Schrecken hinwegzukommen.

Es freut mich sehr, daß es Dir jetzt trotz dieser "Überraschung" schon wieder einigermaßen gut geht und Du so nüchtern und realistisch mit der Situation umgehst. Hilft ja auch alles nix - passiert ist passiert.
Ich drücke dir ganz ganz fest die Daumen, daß Du jetzt keine unangenehmen Überraschungen in dieser Richtung mehr erleben mußt.
Übermorgen noch die Fäden raus und dann hoffe ich wieder auf ruhigere Zeiten für Dich und Deine Familie.

Liebe Grüße von Carmen



Re: Ich bin geschockt

#3
Hallo Michael,

das ist zwar dumm gelaufen, aber trotzdem noch gut gegangen.

Auch gut das Dein Sohn schon so groß ist und so taff reagiert hat.

Das Röntgenbild auf Deiner Website ist schon echt interessant.

Dabei fällt mir wieder folgendes ein:

Mein St.Jude lässt sich ja durch Magnetauflage von außen deaktivieren, wahrscheinlich alle anderen Marken auch.

Ich wollte mir immer mal je ein Magnet in die Wohnung, ins Auto und ins Büro legen.....................

Für genau solche Fälle wie bei Dir.

Aber man macht es nicht, es bleibt immer beim Vorsatz :-(


Gruß



Skipper



Re: Ich bin geschockt

#4
Hi Skipper,
vielen Dank für Deinen Beitrag.
Also da hast Du was Interessantes angesprochen. Im Nachhinein bin ich ja noch ein wenig verärgert, dass das Gerät bei mir nicht sofort ausgelesen wurde. Erst nach 15 Stunden erfolgte diese Maßnmahme und wenn ichs richtig betrachte, dann hätte das Ding ja noch mal schocken können!
Also die Möglichkeit das Teil durch den Träger selber abschalten zu können hat was, aber hats auch wieder nicht!

Als ich vor 2 1/2 Jahren den ersten Defi bekam, bot mir ein über die Krankenkasse vermittelter Anbieter (PHTS Telemedizin) an, dass man eine telefonische oder handytechnische Überwachung für Problemfälle gewährleisten konnte. Ich hab mich zunächst dafür entscheiden wollen (leider nicht sehr ausführlich damit beschäftigt), aber mein Kardiologe und der Hausarzt waren nicht so sehr amused, weil es als unnützes Controlling angesehen wurde und zusätzlichen Stress, (der bei meiner Erkrankung kontraindiziert ist), interpretiert wurde. Ich habs dann letzten Endes abgesagt.
Ich werde nun aber das Ganze neu diskutieren, denn in meinem konkreten Fall hätte man wohl (wenn ichs richtig verstanden habe), nicht nur sofort über diesen Anbieter einen ärztlichen Experten am Telefon gehabt, während ich noch nach dem Schock am Boden lag, sondern eventuell sogar die Möglichkeit, tele-medizinisch das Gerät auszulesen!!!!!!
Werde mich da noch mal schlau machen und mit meinen Ärzten sprechen.
Bis bald
Michael


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Biotronik, Lumax340 VR-T XL; ARVCM, 59 J., www.arvcm.cabanova.de
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Re: Ich bin geschockt

#5
Diese Magneten kann man sich mit ein bissl Glück auch bei seinem KH schnorren, wo der Defi implantiert wurde. Prinzipiell kann jeder ICD und auch jeder normale Schrittmacher von aussen durch Magnetauflage deaktiviert werden. Die Magneten für meinen St. Jude sehen von der Größer und Form her aus wie zwei Scheiben geschnittene Ananas aus der Dose.

So long
Kai

Re: Ich bin geschockt

#6
Also du kannst laut meines Wissens ,einen Schrittmacher nicht mit einem Magneten ausschalten.Der wird nur durch ein Ablesegerät ausgeschaltet.
Mathilde




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Wenn ich jemandem “Das Leben ist hart” seufzen höre, bin ich immer versucht zu fragen: “Im Vergleich wozu?”
Sydney J. Harris

Re: Ich bin geschockt

#8
Mein Kardiologe hat gesagt, meiner könne nicht ausgeschaltet, sondern nur umprogrammiert werden (für den Belastungstest wurde die Auslösefrequenz weit hoch"geschraubt" - ich bin aber eh nicht mal in die Nähe des ursprünglichen Grenzwerts gekommen). Ich gehe aber davon aus, daß er unter Magneteinwirkung vorübergehend deaktiviert wäre sozusagen, wenn ich das richtig verstehe.



Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Ich bin geschockt

#9
Hallo Michael,

wie die Meinungen bei Fachleuten doch auseinander gehen. Die mich behandelnde Klinik befürwortet die Telemedizin sehr. Ich mache das seit kurzem auch. Wie sinnvoll es ist ? na ja.Blutdruck und Gewicht kann ich auch selbst kontrollieren. Für die Telemedizin habe ich mich hauptsächlich wegen der Möglichkeit eines EKGs machen zu können und der telefonischen
" Rund um die Uhr " Betreuung entschieden. Allerdings, wenn der Defi wieder zuschlägt oder wie auch schon geschehen Atemnot aufkommt, dann gilt mein erster Anruf dem Notarzt. Aber wenn man sich mal nicht wohl fühlt oder unruhig ist, ist es schon praktisch einen med. Gespächspartner am Telefon zu haben.
Zur Defiauslese: Soweit mir bekannt ist, ist eine Auslese per Telemedizin nicht möglich.

Viele Grüße Achim



Re: Ich bin geschockt

#10
Hallo Michael,

es tut mir total leid zu lesen, was dir passiert ist. Ich hoffe, du bist bald wieder fit.

Mein Kardiologe hat mal gesagt, der nächste Defi, den ich bekäme, würde evtl. einer den ich daheim selber auslesen kann und die Daten dann per Mail an ihn übermitteln kann.
Ich glaube hier im Forum hat schon jemand so einen Defi.
Das wäre ja dann vielleicht das, was man wollte.

Mit dem Magneten wäre ich vorsichtig, weil man selber ohne Auslese ja nciht beurteilen kann, ob er nun zu Recht oder Unrecht geshcockt hat. Nachher macht man ihn aus und bräuchte ihn dann doch nochmal am gleichen Tag, oder der Magnet beschädigt die Programmierung und man macht ungewollte etwas kaputt und muss evtl. dann einen Austausch machen, der sonst nicht nötig wäre.

Allerdings kann ich dich verstehn. In der Situation hätte ich vermutlich auch nur noch gewollt, dass der Defi aus ist.

Liebe Grüße,
Christine



Wenn wir aufhören zu Leben, weil wir uns vor dem Tod fürchten, dann sind wir schon gestorben.