Sport für Herzkranke

#1
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/herz/risiko/das-ende-der-schonzeit-warum-herzkranke-sport-treiben-sollten_id_3659573.html


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Cyborg = Mischwesen aus Organismus und Maschine, deren Körper dauerhaft durch künstliche Bauteile ergänzt werden (Quelle: Wikipedia)
Diagnose: HOCM und ventrikulären Tachykardien (Septumdicke 21 mm, Ruhegradient 80 mmHg, Vasalva 110 mmHg)
Medikation: Verapamil 240 mg (1-0-1)
ICD: Biotronik 2-Kammer, links subpectoral (LUMAX 740 DR-T, Sonde-1: Solia S 53, Sonde-2: Linox Smart ProMRI S 65, MRT fähig)

Re: Sport für Herzkranke

#2
Das sind so die Horrormeldungen, die mir Angst machen.



Ich schaue manchmal unter meine Füße, ob da wohl ein Verfallsdatum schon steht
manche Menschen, die bestell'n mir Grüße, obwohl sie nicht wissen wollen wie's mir geht
ich brauche wirklich keine Einbauküche, ich will mir auch kein kleines Häuschen bau'n
Was ich gerne hätt' das wäre eine Schaukel, dann würd' ich schaukeln und in den Himmel schau'n

Re: Sport für Herzkranke

#3
Ich denke mal, daß das etwas individueller gesehen werden muß und nicht so allgemeingültig sein können wird, wie es im Bericht erscheint.
Wenn ich mir vorstelle, Defiträger regelmäßig an ihre Belastungsgrenzen zu jagen... Ich weiß nicht recht...
Trotzdem ist es interessant, daß heute allgemein zu Bewegung geraten wird, wo früher meist von Schonung die Rede war.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Sport für Herzkranke

#4
    Zitat: EviGirl

    Trotzdem ist es interessant, daß heute allgemein zu Bewegung geraten wird, wo früher meist von Schonung die Rede war.
Daher kommt bestimmt die Redewendung "Früher war alles besser."



Ich schaue manchmal unter meine Füße, ob da wohl ein Verfallsdatum schon steht
manche Menschen, die bestell'n mir Grüße, obwohl sie nicht wissen wollen wie's mir geht
ich brauche wirklich keine Einbauküche, ich will mir auch kein kleines Häuschen bau'n
Was ich gerne hätt' das wäre eine Schaukel, dann würd' ich schaukeln und in den Himmel schau'n

Re: Sport für Herzkranke

#6
Wer spinnt? Die Menschen, die diese Daten ausgewertet haben? Es handelt sich ja erstmal um Fakten, die sich nicht so einfach wegdiskutieren lassen ;-)

Das Herz ist zunächst einmal ein Muskel, der, wie jeder andere auch, auf intensive Trainingsreize stärker reagiert. Es gibt ja sogar erste Studien, in denen sich andeutet, dass hochintensives Intervalltraining sogar noch effektiver sei.
Soviel zur Theorie. Ich halte es bei Herzpatienten aber u.U. auch für problematisch zu definieren, wo die Belastungsgrenze liegt. In meinem Fall war das noch relativ easy, da ich überwiegend "nur" mit ca. 6000 gleichmäßig verteilten VES und einigen Couplets zu tun habe, EF liegt bei rund 54%. Da konnte recht schnell eine maximale Trainingsfrequenz von 160 Puls genannt werden.
Es gibt hier aber ja auch genug Mitglieder, die deutlich größere Probleme haben. Ich könnte mir vorstellen, dass kein Arzt hier irgendwelche Empfehlungen rausgeben würde, wie hoch der Patient sich "richtig" belasten darf - schon haftungsrechtlich sicherlich ein Problem, falls dann doch was passiert. Für eine Reha wäre das alles aber vermutlich schon interessanter.

Zu Selbstversuchen würde ich hier sicherlich auch niemanden raten. Aus eigener Erfahrung weiss ich aber auch, dass ich bei meiner Genesung immer die größten Sprünge gemacht habe, nachdem ich mich richtig gut ausbelastet hatte. Trotzdem, auch ich bin vorsichtig, an die abgenickten 160 Puls hab ich mich noch nicht rangewagt.

Vielleicht sollte man von dem Artikel einfach für sich mitnehmen, dass Sport im "Schongang" bei längerer Trainingsdauer nicht so effektiv ist, wie etwas intensiveres Training bei kürzerer Dauer. Was auch immer "intensiver" dann individuell bedeutet.


Grüße
Olly


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Defi seit 03/2013, Non-Compaction-Kardiomyopathie, 1,25mg Nebivolol

Re: Sport für Herzkranke

#7
    Zitat: Olly
    Wer spinnt? Die Menschen, die diese Daten ausgewertet haben? Es handelt sich ja erstmal um Fakten, die sich nicht so einfach wegdiskutieren lassen ;-)
Hi Olly,mein "spinnen" bezieht sich darauf:

Dass Sport für Herzpatienten gut ist, wissen wir schon länger.
Aktuelle Studien legen aber nahe, dass "hochintensives Training" die besten Effekte erzielt.

Es gibt ja wie du selbst schreibst nicht DEN Herzkranken,die Krankheiten sind doch sehr unterschiedlich.Mag der eine keine Probleme haben an seine Belastungsgrenze zu gehen,kann es für den anderen vielleicht lebensgefährlich werden.
Bei mir ist es so,das mein Defi VOR dem schwitzen auslöst.Meine Ärzte haben mich deshalb auch ausdrücklich davor gewarnt auch nur annähernd an meine Belastungsgrenze zu gehen.
D.h. jetzt nicht das ich nur still da sitze,ich fahr z.B. fast täglich Pedelec.Aber der Zug "Sport" ist für mich abgefahren,ich bin froh das ich meinen Alltag einigermaßen meistern kann.

Gruß Reiner

Re: Sport für Herzkranke

#8
Ich hatte neben mir im Krankenhaus jemanden, der ist zusammengeklappt beim Sport und dann wurden irgendwelche Verengungen festgestellt und dann haben die ihm Bypässe verpasst. Dem hat der Arzt gesagt, dass er durch die Bypässe nun im Prinzip leistungsfähiger ist als vorher mit den Verengungen. Der trieb aber auch vorher doll Sport und für den ist es sicherlich eine gute Idee, sich wieder sportlich an seine Leistungsfähigkeit ranzuarbeiten. Da ist das eine super Sache.

Aber icke? Ich war ja schon im Schulsport als letzter übrig, wenn Mannschaften gewählt wurden. Also nichtmal die eigene Klasse wollte, dass ich Sport mache. Ich habe mein ganzes Leben auf Nichtsport ausgerichtet. Früh nach dem Aufstehen erstmal schön 10 Liegestütze nicht gemacht und dann gleich 30 Kniebeugen nicht hinterher.



Ich schaue manchmal unter meine Füße, ob da wohl ein Verfallsdatum schon steht
manche Menschen, die bestell'n mir Grüße, obwohl sie nicht wissen wollen wie's mir geht
ich brauche wirklich keine Einbauküche, ich will mir auch kein kleines Häuschen bau'n
Was ich gerne hätt' das wäre eine Schaukel, dann würd' ich schaukeln und in den Himmel schau'n

Re: Sport für Herzkranke

#9
Für die Herzsportgruppe, in der ich seit 13 Jahren aktiv Herzsport betreibe und selbstverständlich nach dem implantierten Defibrillator weiter an den Übungsstunden teilnehme, habe ich einmal einen Bericht verfasst, den ich hier gerne veröffentlichen möchte.

Die Deutsche Herzstiftung ruft Jahr für Jahr immer im November zur Herz-Woche auf und betreibt damit im so genannten Herz-Monat wichtige Aufklärungsarbeit.
Patienten nach einem Herzinfarkt sind oft unsicher, wie sie sich belasten können. In der Rehabilitation testen Ärzte die individuelle Leistungsfähigkeit und zeigen dem Patienten, wo seine Belastungsgrenzen liegen. Dann kann ein individuelles, wohl dosiertes Training beginnen. Um ein kontrolliertes, regelmäßiges Training auf Dauer fortzusetzen, empfehlen die Ärzte die Teilnahme an Herzsportgruppen, von denen es in der Bundesrepublik zurzeit rund 5000 existieren. In ihnen werden die Patienten je nach der Leis-tungsfähigkeit in Trainingsgruppen eingeteilt. Das Risiko für Komplikationen ist bei diesem dosierten kontrollierten Training sehr gering. Grundvoraussetzung für die Teilnahme an der ambulanten Herzsportgruppe ist ein ärztliches Attest, welches den Übungsleitern und den beteiligten Ärzten die Belastungsgrenzwerte des Patienten klar mitgeteilt werden. Während der Übungsstunden nutzen die Teilnehmer die Möglichkeit, sich unter Kontrolle eines stets anwesenden Arztes sportlich zu betätigen und Erfahrungen auszutauschen.
Die Gruppenmitglieder haben erkannt, dass die aktive körperliche Betätigung mithilft, Folgeschäden eines Infarktes zu vermeiden, die psychische und physische Belastbarkeit der Betroffenen wieder aufzubauen und die Belastbarkeit zu erhöhen.
Die Herzsportgruppe verfolgt das Ziel, das Kreislaufsystem des Herzinfarktpatienten durch gezielten Koronarsport und regelmäßigem Training Ausdauer, Koordination und Körpergefühl zu verbessern und zu stärken. Darüber hinaus werden die Herzsportler- und Herzsportlerinnen zur allgemeinen Geselligkeit durch Kegeln, gemeinsamen Wandern, Besichtigung, Ausflügen und Reisen motiviert. Das führt nicht nur zu einem sportlichen, sondern auch zu einem aktiven Leben.
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Ich kann jeden nur ermuntern, an solchen Herzsportgruppen teilzunehmen.
Viele Ärzte stellen eine Verordnung darüber aus und die Krankenkassen übernehmen auch anteilig die Kosten für dieses Sport.
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Herzliche Grüße
Arche



Ein Leben mit Herz und Defi.....

Re: Sport für Herzkranke

#10
Ich war sehr enttäuscht, daß die Grundvoraussetzung bei der Gruppe in meiner Nähe sinngemäß "durch die halbe Stadt radeln können" ist, und ich für eine Aufnahme in selbige zu schwach bin. Alleine trainieren ist frustrierend, wenn sie sich schon nichtmal trauen, mich unter Aufsicht turnen zu lassen...
Mein behandelnder Kardiologe wäre nicht dagegen gewesen. Es scheint aber tatsächlich so, daß das Pensum für mich nicht zu bewältigen wäre. Schade.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern