Re: Golf und Defibrillator

#11
Hallo zusammen,
nächste Woche soll meine Frau ihren Defi eingesetzt bekommen (nach 2 Monaten Lifevest waren die Verbesserungen geringfügig, es besteht immer noch eine hochgradig reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion von 20 - 25 %). Als leidenschaftliche Golferin möchte sie natürlich nach den offensichtlich erforderlichen 3 Monaten Pause wieder bald auf den Platz; eure Beiträge stimmen uns da eher optimistisch. Nun unsere Frage: Wäre es für sie als Rechtshänderin nicht besser, den Defi auf der rechten Seite einzusetzen? Denn links wird beim Ausholen der Brustmuskel doch sehr angespannt, oder wäre doch rechts die Belastung geringer? Weitere Frage: nur unter der Haut oder doch besser unter dem Muskel? Welche Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht?
Wir hoffen auf baldige Antwort, vielen Dank schon mal. In jedem Fall werden wir hier über unsere gemachten Erfahrungen berichten.
LG Horst

Re: Golf und Defibrillator

#12
Hallo Horst_I

bei 1. Implantation ist die Einheilungszeit der Sonden von bis zu 3 Monaten zu beachten, dass heißt für deine Frau nicht über Kopf und Schulterhöhe heben, tragen, stoßen, ziehen oder drücken (max 5kg). Auch ist die Beweglichkeit sehr eingeschränkt, da doch arg gezerrt, gerissen und geschnitten wird.

Welche Methode besser ist, ob rechts oder links, Brustmuskel oder Haut, dass müsst Ihr Euch bei den Ärzten erfragen.

Grundsätzlich wird er links eingebaut in einer Tasche unter dem Schlüsselbein (je nach Art des ICDs). Probleme sind oft Wandern des Defis und die damit verbundenen Schmerzen & Einschränkungen. Wenn deine frau sehr schlank ist, dann sieht man den Defi auch deutlich.

Wenn er unter den Brustmuskel soll, dann rechne mit wesentlich mehr Schmerzen, längerer Heilungszeit, da es für den Brustmuskel wie eine Brustvergrößerung ist. Die Probleme des Wanderns und der direkten Sichtbarkeit gibt es nicht.


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Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

Herztod am 29.04.96 + 02.03.16

Manchmal klingt es hart & tut weh, aber danach weißt Du warum !

Re: Golf und Defibrillator

#13
Hallo Birgitt,

erstmal herzlichen Dank für deine prompte Antwort.

Gestern hatten wir ein vorbereitendes Gespräch beim Prof., der sich viel Zeit genommen hat. Zunächst einmal hat er die Diagnose ausführlich erläutert und an einem Herz-Modell erklärt. Danach war klar, am Defi führt kein Weg vorbei, es gibt keine vernünftige Alternative. Meine Frau hatte Glück im Unglück, dass ihre Herzkrankheit zufällig entdeckt wurde, ohne dass sie zuvor Beschwerden hatte. Jetzt endlich kann sie ernsthaft daran arbeiten, den Defi zu akzeptieren, was in den letzten 2 Monaten durchaus ein Problem war. Woher soll die Einsicht auch kommen, wenn man sich völlig gesund fühlt.
Die von dir genannte Einheilungszeit von 3 Monaten hat er sofort bestätigt. Ob rechts oder links eingebaut wird, ist seiner Meinung nach egal, auch die Methode (unter der Haut oder dem Brustmuskel) sei nicht entscheidend. Er empfahl standardmäßig links unter der Haut, da der Golfschwung nicht mehr belaste als andere Sportarten auch, wie z.B. Eishockeyspieler o.ä. Sportarten (hatte er bereits mehrfach). Kabelbruch: extrem selten (es gab wohl mal eine fehlerhafte Serie eines Herstellers), ein Wandern des Defi ist ihm bei seinen Patienten (bis zu 400 Implantationen jährlich) überhaupt nicht erinnerlich. Abschließend zeigte er uns dann Defi-Modelle seit den frühen 90ern bis heute: unglaublich, wie viel kleiner die jetzt sind.
Ich melde mich wieder und berichte, sobald es etwas Neues gibt.
LG Horst

Re: Golf und Defibrillator

#14
Hallo Horst,

deine Beschreibung klingt euforisch, wenn ein ICD-Verkaufsveranstaltung. Die Akzeptanz des ICDs kommt erst nach der Implantation, oder auch nicht, vorher ist es noch zu unwirklich.

Du wirst hier leider einige Patienten finden, bei denen das Wandern des Defis und Sondbrüche vorgekommen sind (bei fast allen Herstellern - von der fehlerhaften Produktion ganz abgesehen, die er dir beschrieben hat), so selten ist das leider nicht und wird oft verschwiegen. Ich habe beides mit unterschiedlichen Herstellermodellen erlebt und bin wesentlich jünger als deine Frau.

Wie ich dir schon beschrieb, es gibt nen erheblichen Unterschied, ob unter der Haut oder unterm Brustmuskel.

Bedenke, die Ärzte sehen nur die Implantation-Operation und Nachsorgetermine. Das Leben mit einem Defi kennen die wenigsten und die damit verbundenen möglichen Einschränkungen im Privat- und Arbeitsleben.

Die Defivorführung is nur eine Schoweinlage, hab ich auch zu hause, gesammelt in den letzten 18 Jahren. Überzeugung mit kleinerer Technik.

Lies dich einfach mal hier in den einzelnen Themenbereichen durch und informiert Euch, nicht nur bei einem Arzt und bei weiteren Patienten.

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/herzrhythmusstoerungen/article/627179/wenn-patienten-defi-schrittmacher-sport-treiben-wollen-einiges-beachten.html

http://www.medical-tribune.de/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/esc-2011-sport-mit-defibrillator-was-ist-erlaubt.html

Zitat: Golf-Drehung lässt die Elektroden des Defibrillators brechen

Auch Golf birgt mehr Risiken als man denkt. Zwar ist nicht zu befürchten, dass es dabei zu schweren Rhythmusstörungen kommt. Aber die Drehbewegungen in Arm und Oberkörper können den ICD beschädigen – bei keiner Sportart kommt es so häufig zu Elektrodenbrüchen wie beim Golf! Grundsätzlich sollte der Defi natürlich auf der nicht dominanten Seite platziert werden, aber auch da müssen heftige ipsilaterale Bewegungen vermieden werden, also besser kein Volleyball, kein Basketball, kein Bergsteigen


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Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

Herztod am 29.04.96 + 02.03.16

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Re: Golf und Defibrillator

#15
Guten Tag allerseits

Gerne gebe ich mal zu Sachen Golf und Defi meinen Erfahrungen weiter...

Wie man ja schon in den etwas älteren Beiträgen von mir lesen kann habe ich mich langsam wieder ans Golfen rangetastet...

Nach einem Jahr habe ich wieder normal gespielt und habe meinen Schwung nur minimal angepasst - ich habe lange am Bewegungsablauf des Rückschwunges gefeilt und mittlerweile spiele ich wie vorher... Selten zwickt es mal wenn ich "blöd" getroffen habe, ... aber das zwickt wohl bei allen anderen Golfern auch... Ich spiele mit Hölzern und habe einzig den Driver noch nicht wieder im Griff... könnte aber auch daran liegen, dass ich mir für den Schläger einfach zu wenig Zeit zum Üben nehme...und ich mit den Eisen halt super zu recht komme...

Ich würde auch wieder die linke Seite für die Implantation wählen, anfangs war die Bewegungsfreiheit sicher noch nicht optimal, aber wenn der Defi mal ordentlich sitzt und eingewachsen ist, spielt man und vergisst dass da ein Defi noch dazwischen "hängt"...

Mein Arzt des Vertrauens, meinte klar dass beim Golfen kein höheres Risiko besteht einen "Kabel-Sonden" Bruch oder Beschädigung zu haben als wenn ich beim Fahrrad fahren blöd stürze... ich glaube man muss einfach ein bisschen Vertrauen haben und auf den Körper und seine Signale hören... Die Erwartungen ins Golfspiel im ersten Jahr nach der Implantation sollten vielleicht nicht zu hoch sein... Putten, und nach ein paar Monaten Pitchen und Chippen werden sicherlich kein Probelm darstellen...

Beste Grüsse
Irène



Re: Golf und Defibrillator

#16
Vielen Dank für eure Antworten. Dein Beispiel macht Hoffnung, Irene, dass
es irgendwann auch mit dem Golf weitergeht.
Im Augenblick geht es darum, dass ich meine Frau mit meinem Optimismus etwas positiver einstelle und ablenke, von Euphorie keine Spur, im Gegenteil sind natürlich auch Ängste vorhanden. Der Prof. hat übrigens keinerlei ökonomische Interessen - er ist Mitte 70 und fühlt sich nur noch
der Fortbildung, Lehre und Forschung verpflichtet...er operiert auch schon lange nicht mehr selbst.
Morgen ist Aufnahme, übermorgen die Implantation.
LG, Horst

Re: Golf und Defibrillator

#17
    Zitat: Irène_M
    auf den Körper und seine Signale hören...

Also, vorausgeschickt, ich tanze wieder und treibe auch Sport, und lasse mich auch trotz Sondendislokation nicht ins Bockshorn jagen. Aber das mit der Sonde ist ein rein technisches Problem (mit ggf. körperlichen Folgen). Daher helfen die körperlichen Warnsignale wenig. Ich habe von der Sondendislokation nichts mitgekriegt, und ich gehe davon aus, daß man abgesehen vom eventuellen inadäquaten Schock (Schocks?) auch von einem Sondenbruch nichts mitbekommen würde.


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Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt, 4xOP am offenen Herzen, Herzinsuffizienz 2. Grades, Z.n. überlebtem Plötzlichem Herztod 2007, anschließend Defibrillatorimplantation, 2011 und 2012 Ballondilatation mit Stentimplantation in den Pulmonalarterien, 2012 Kammerflimmern

Re: Golf und Defibrillator

#18
Hallo

Ich weiss nicht wie es bei euch ist, aber mein Arzt meinte, dass wenn etwas mit der Sonde oder Kabel nicht richtig ist, der Defi piepst... und darauf vertraue ich... zudem gehe ich 2mal pro Jahr zum Auslesen... das gibt mir Sicherheit genug... die Rhythmusstörungen die ich ab und an habe kenne ich und stimmen mich zwar nachdenklich aber waren bis jetzt zum Glück harmlos...

Im Spital und all die Vorbereitungen die ich hatte, habe ich alle gelassen genommen, aber als ich dann den OP Saal gesehen habe, Kleber überall angeklebt bekommen habe und realistert hatte, dass es nun ernst wurde, hatte ich echt kurz eine Panik, mein Arzt und seine "Assistenz" haben sich zum Glück so viel Zeit wie nötig genommen und mich echt getröstet... das rechne ich denen echt hoch an... Sie haben mir alles erklärt, der Typ von Bosten scientific hat mir vorher nochmals alles möglich erklärt und mir meine Fragen in Ruhe beantwortet... für mich war das echt beruhigend. Die Implantation war nicht sehr einfach und das hat mir mein Arzt hinterher auch alles erklärt und ich war froh drum alles zu wissen... die Verarbeitung und das Klarkommen mit dem "Ding" ist die ersten Stunden und Tage echt hart und war eine Herausforderung, da will ich echt nichts Schönreden... aber der Verstand erklärt einem da echt zuverlässig, dass es richtig war auch wenn die Gefühle echt verrückt spielen...

Ich drücke deiner Frau die Daumen und wenn immer möglich sei so schnell wie möglich bei Ihr, einfach, dass Sie nicht alleine ist...

toitoitoit...

Herzliche Irène