Wer stellt bei euch die Medikamente ein

#1
Hallo zusammen,

eine banale Frage die mich gerade in den Wahnsinn treibt, die Einstellung meiner Medikamente. Wie werdet/wurdet ihr so eingestellt und angepasst und habt ihr irgendwelche Empfehlungen?

Ich war bis vor kurzem im Krankenhaus und dort wurden mal wieder meine Medikamente umgestellt. Wegen den festgestellten Rhythmusstörungen soll ich nun wieder Bisoprolol nehmen, noch dazu in gesteigerter Dosis von 5mg (1-0-0). Jetzt bin ich wieder daheim und kurze Zeit nach der Einnahme der Medikamente liegt mein Ruhepuls dann laut Blutdruckmessgerät bei 35 und ich fühle mich erbärmlich. Dazu leide ich ständig unter Übelkeit und habe einen sehr niedrigen Blutdruck und bin den ganzen Tag nur fertig und kann nachts nicht schlafen wegen Atembeschwerden.

In meiner Kardiologiepraxis werde ich regelmäßig von der Sprechstundenhilfe ab gewimmelt mit dem Kommentar "Sie waren doch erst im Krankenhaus und da wurde ja alles gemacht, da kann ja nicht schon wieder Bedarf sein", Termine gibt es frühestens in einem halben Jahr. Eigentlich war nach dem Krankenhaus eine Anschlussheilbehandlung geplant, einen Termin für eine Reha habe ich aber nun erst in 2 Monaten bekommen, zudem muss die Reha erst noch genehmigt werden. Somit bleibt nur noch der Hausarzt, den werde ich heute wohl noch aufsuchen. Klar kann ich das Bisoprolol wieder reduzieren, aber dann taucht ja das Problem der Rhythmusstörungen wieder auf. Somit stellt sich die Frage ob das stationär eingestellt werden muss oder in Reha. In meinem lokales Krankenhaus kann/werde ich nicht mehr gehen. Ich kann mich noch an das Herzzentrum wenden, aber nehmen die einen wegen so etwas stationär auf? Das Zentrum ist zudem auch in einiger Entfernung und momentan bin ich nicht sonderlich mobil.

Viele Grüße
Löwenzahn

Re: Wer stellt bei euch die Medikamente ein

#2
Hallo Löwenzahn,

oh je, das hört sich nicht wirklich gut an. Weil du fragst: also ich kenne das Gefühl, "überall und nirgends" in Behandlung zu sein, keiner fühlt sich wirklich verantwortlich, mal kontinuierlich am Thema dranzubleiben und es zu begleiten. Andererseits will ich nicht klagen, eigentlich habe ich eher (zu) viele Behandler - nur halt keinen, bei dem ich mich WIRKLICH aufgehoben fühlen würde. Die Medikationsentscheidungen haben bisher meist mein Kardiologe, und/ oder inzwischen eher die Ambulanz getroffen. Wobei letztere oft auch schnell irgendwelche Empfehlungen abgibt, die aber (z.B. aus solchen Gründen, wie du sie nanntest) nicht richtig praktikabel sind - aber dazu sind die ganzen individuellen Alltagsproblemchen dort halt zu wenig bekannt. Aber für die interessiert sich ja auch sowieso niemand, außer vielleicht dem Hausarzt, der wiederum - verständlicherweise - keine Entscheidungen treffen möchte :roll: .
In einer Reha vor drei Jahren wurde übrigens auch nochmal auf die Medikation geschaut und letztendlich auch leitliniengerecht eingestellt. Aber das gibt es natürlich auch anders, dass da kompletter Murks fabriziert wird mit einer funktionierenden Medikation. Muss man eben etwas drauf schauen.

Aber zurück zu deinem Problem: wie warst du denn vor dem Krankenhausaufenthalt eingestellt?
Gerade bei den Betablockern braucht es oft echt etwas Zeit, bis der Körper sich daran gewöhnt. Mir ging es da regelmäßig bei Steigerung auch schlecht und ich dachte, die Erkrankung würde sich verschlechtern (gerade auch wegen diesem "keine-Luft-kriegen"). Da bestehen vielleicht schon noch Hoffnungen, dass es sich mit der Zeit bessert! Zu Beginn hätte ich niemals die Dosis, die ich jetzt bekomme, vertragen. Es ist wichtig, das Schritt für Schritt zu steigern und nicht so plötzlich.
Hilft es dir denn ausreichend bzgl. der Arrhythmien?
Wenn ich die sonstigen Antiarrhythmika vor Augen habe, ist ein Betablocker schon die schönere Wahl, so lange es geht... finde es aber auch keine tolle Medikation, da sie doch so einiges im Körper beeinflusst. Aber wie gesagt, vielleicht braucht es auch einfach noch etwas Zeit, bis Gewöhnung eintritt? Als Dauerzustand wäre das ja wirklich nicht toll. Ich würde glaube ich auch erstmal dem Hausarzt mein Leid klagen. Wenn der keinen Rat weiß, aber empfiehlt, den Kardiologen aufzusuchen, dann hat man wenigstens jemanden hinter sich stehen...

Liebe Grüße,
Riera

Re: Wer stellt bei euch die Medikamente ein

#3
Hallo Riera,

danke für deine Antwort. Das hilft mir schon mal weiter. Heute Morgen war der Puls auch vor der Einnahme der Tabletten bei 34, ist nach dem Aufstehen aber wieder gestiegen. Das Bisoprolol habe ich nach Rücksprache meiner Hausärztin erst mal wieder halbiert. Dies entspricht der Dosis die bis Ende Juni genommen habe. Damals bin ich auf Ivabradin umgestiegen weil ich Atemnot und dadurch bedingte Schlafstörungen hatte. Die hatten sich dann nach dem Wechsel zu Ivabradin gelegt und sind nun wieder neu aufgetreten.

Seit über 4 Wochen kann ich nachts wieder kaum schlafen, ich habe das Gefühl zu wenig Luft zu bekommen. Ich schlafe nachts 1-2 Stunden, bin dann 5 Stunden wach und schlafe mit etwas Glück noch 1-2 Stunden. Tagsüber habe ich mit ständiger Übelkeit zu kämpfen und ich bin einfach total fertig. Womöglich ist das ganze auch psychosomatisch. Aber diese komplexen Themen mag sich kein Arzt wirklich so genau anschauen. Hier bleibt es nur auf die Reha zu warten und zu hoffen. Mein Traum wäre es die Sache stationär abzuklären, bzw. einen Weg zu finden wie ich den Alltag wieder meistern kann.

Aktuell unterstützt mich der Hausarzt super. Aber sobald man etwas von Fachärzten mag muss man sich mit großer Mühe darum kümmern und noch schlimmer man muss die Behandlung selbst in die Hand nehmen. Bisher hat noch keiner einen Lungenfunktionstest gemacht (wäre bei Atemnot ja nicht so abwegig). Also müsste ich einen Termin beim Lungenfacharzt machen, Schlaflabor wäre auch nicht verkehrt um nächtliche Atemnot zu analysieren.

Bisoprolol ist sich besser gegen die Rhythmusstörungen als die heftigeren Tabletten. Aber es senkt halt meinen eh schon sehr niedrigen Blutdruck noch weiter und der Puls geht wahrscheinlich auch weiter runter.

Liebe Grüße
Löwenzahn

Re: Wer stellt bei euch die Medikamente ein

#4
Hallo Löwenzahn!

Das ist echt blöd, dass man sich mit so vielen Herzmedikamenten auch die Blutdruck-/ Puls-Senkung gleich mit einkauft... Das ist klar, dass man sich allein deshalb dann auch nicht so gut fühlt.
Schön, dass du bei deinem Hausarzt auf offene Ohren gestoßen bist. Dosis reduzieren bringt dir hoffentlich erstmal etwas Besserung. Und vielleicht klappt es anschließend auch wieder mit höherer Dosierung, wenn nötig...

Mhm, was ich gerade noch überlegte: war mal in der Diskussion, deinen Schrittmacher im Defi etwas höher einzustellen, sodass du nicht mehr in diese arg niedrigen Frequenzen rutschen kannst? Ich kann das natürlich überhaupt nicht beurteilen, ob das bei dir jetzt angebracht, gut oder schlecht wäre, auch von der Grunderkrankung her, aber nur mal als Gedanke - gemacht wird das manchmal aus diesem Grund.

Mit der Atemnot, fühlt sich das für dich eher an, wie als ob deine Atemwege verengt sind, oder ist es eher so, dass das Atmen einfach sehr anstrengt und der Körper gefühlt nicht damit hinterherkommt? Oder ganz anders?
Hast du Asthma o.ä. in der Vorgeschichte? Betablocker können ja schon Einfluss auf die Bronchien haben, von daher würde ich es jetzt nicht wegreden. Wobei Bisoprolol da eigentlich ziemlich "gut" dasteht, also diese Nebenwirkung eher wenig machen sollte.
Naja, wahrscheinlich sollte man erstmal herausfinden, woran es wirklich liegt. Hat dein Hausarzt nicht vielleicht auch ein Lungenfunktionsgerät, einfach, um mal einen groben Anhaltswert zu haben? Wenn dort alles in Ordnung wäre, könnte man sich den Lungenfacharzt sparen.
Hast du schon einmal einen anderen Betablocker gehabt und damit Erfahrungen gesammelt?

Liebe Grüße,

Riera

Re: Wer stellt bei euch die Medikamente ein

#5
HI Riera,

mein Defi ist ein S-ICD der kann nichts außer schocken und das macht er wohl irgendwo ab 240 Schlägen pro Minute. Er ist also eine reine Schockbox und kann sonst wirklich ncihts. Jetzt war ich gestern mit meiner Frau beim Arzt und wir haben eine Lösung gefunden. Ich bekomme noch einige Medis zur Beruhigung und muss dann einfach noch 12 Tage durchalten. Was plötzlich ganz gut klappt weil ich heute schon über 8 Stunden schlafen konnte. Eigentlich war ich überzeugt ins Krankenhaus zu müssen, aber hier daheim läuft es so jetzt sehr genial.
Die Medis sind krass. Ich habe im Schlaf sogar gemerkt wie die Atmung so kurz aussetzt bzw. "knattert" hab aber keine Panik bekommen dank der Medis. Mir wurde klar das ich das frühers auch schon öfter hatte mir das aber immer egal war. Da ich in meinem Lebeb nie irgendwas genommen (geraucht, getrunken) habe wirken die Sachen recht heftig und ich fühle mich wie auf einem kleinen Trip :? 8-) Aber was soll's, ich kann entspannt schlafen und dadurch gemütlich durch die Bude latschen, ich brauch auch kaum noch Extra-Energie zum aufstehen und selbst Treppen verschmähe ich nicht mehr. Wenn es so weiter geht kann ich bald wieder mehrere Stockwerke laufen. Das einzige ist das ich nun etwas torkle, stört mich aber gar nicht. Ich bin plötzlich echt verdammt gut drauf dadurch. Gut zu wissen, das es solche Medis gibt, da hätte ich mir im Krankenhaus einiges ersparen können.

Liebe Grüße
Löwenzahn

Re: Wer stellt bei euch die Medikamente ein

#7
Bei mir ist das so, dass die Ärzte im Krankenhaus meiner Hausärztin und meinem Kardiologen Empfehlungen aussprechen, also was aus deren Sicht sinnvoll wäre. Meine Hausärztin ist wiederum die Frau meines Kardiologen und Beide haben eine Gemeinschaftspraxis. Wenn da beim Hausarztbesuch etwas unklar ist, geht sie rasch rüber und nach fünf Minuten ist das geklärt. Wenn ich die Sprechstundenhilfe meiner Hausärztin etwas frage und eigentlich ist mein Kardiologe zuständig, dann schickt die mich am selben Tresen einfach zwei Meter weiter und da sitzt die Sprechstundenhilfe meines Kardiologen. Da könnte man eigentlich das alte Schild »Praktischer Arzt« wieder anschrauben.

Re: Wer stellt bei euch die Medikamente ein

#8
@Gitarrenmann das klingt nach einer super praktischen Kombi bei dir. Mein Kardiologe ist quasi nicht ansprechbar, Termine gibt es frühestens in 6 Monaten.

@Purzel nein, beide Medikamente sind nicht dabei.

Ich habe weiterhin Problem mit den Treppen und versuche die Tage bis zum Krankenhaus möglichst gut zu verbringen. Morgen wollte ich mich mal vor die Türe trauen um ein paar Meter zu spazieren, sonst roste ich ja noch total ein.
cron