Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#1
Hallo liebes Forum !

Bin noch recht neu hier dabei, habe schon viel gelesen,
aber einige Fragen sind bei mir noch offen geblieben.

Darum hab ich mich entschlossen hier mal ein eigenes Faß auf zu machen.

Es geht um Eure Erfahrungen mit dem wieder arbeiten gehen.

Wann habt Ihr wieder angefangen ?
Seid Ihr noch in Eurem alten Beruf ?
Wieviel arbeitet Ihr jetzt ?

Zur Info :

Bin m, 45 J., Beruf Schreiner

  1. Infarkt vermutlich 2012 - nicht erkannt, nicht behandelt.
  2. Infarkt 15.08.13 - alle drei Gefäße zu, 4 Stents bei Not-OP
11.9. bis 01.10. Reha, dort eine EF von 20% festgestellt,
am 15.12.13 dann der Defi implantiert (also NACH der Reha ...)
seit 6.1.14 in der Wiedereingliederung und
seit 17.02. schon wieder auf 6 Stunden.
Am 11.3. ist bei mir das 1. Auslesen des ICD vorgesehen,
und abhängig von dem Ergebnis dann wohl wieder voll arbeiten,
so ist der Plan.

Bisher geht es mir eigentlich ganz gut dabei, keine Schwindelanfälle, keine Atemnot, nur bin ich abends halt geschafft.

Ich denke auch, das der ICD dabei eigentlich keine Rolle spielt,
entscheidend ist wohl eher die EF von 20 %.
Da ist auch keine Besserung zu erwarten, da durch den 1. Infarkt schon zuviel kaputt gegangen ist.

Bin gespannt darauf welche Erfahrungen Ihr so gemacht habt .....

LG Hannes




Re: Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#2
Ich bin gelernter Motorenschlosser, war dann nach der Lehre aber 7 Jahre auf dem Bau. Dort wurde aber die Auftragslage immer dünner und dann war so wenig zu tun, dass ich aus betrieblichen Gründen gehen mußte (nachdem ich die jugoslawischen Kollegen angelernt hatte) Und dann war ich etwa 7 Jahre arbeitslos und habe auf eigene Initiative hin eine Umschulung zum Mediengestalter gemacht und in der Zeit kam bei mir erst die Diagnose HOCM. Die ganzen Anzeichen vorher, also fast Ohnmächtig werden und schnell außer Atem kommen wurde bis dahin auf mein leichtes Übergewicht geschoben.
Dann gings mir mal nicht gut und ich wollte nach einem Konzert nach Hause gebracht werden aber ein Bekannter, der mich da so sah sagte "Nein ich fahr dich nicht nach Hause, dich bringe ich ins Krankenhaus." dann folgte ein mit dem ganzen Klimbim: Katheter, Tashversuch, große OP, Reha, Rhythmusstörungen, Defi, krank und nachdem sich das alles wieder langsam beruhigt hatte kamen nochmal 3 Jahre Arbeitslosigkeit und dann ganz zufällig kam auf eine Initiativbewerbung leider eine Zusage und ich mußte wieder arbeiten.
Also nicht, dass ich nicht arbeiten wollte aber es ist eine ganz blöde Situation. Das einzige was stimmt ist das Klima, also menschlich gar keine Probleme, da geht man gerne hin aber es bleibt nichts hängen, ich hätte selbst dann effektiv am Ende weniger raus als mit Hartz IV zu Hause, wenn der Lohn regelmäßig käme - kommt er aber leider nicht. 80% der Arbeiten dürfte ich gar nicht machen, laut meines Schriebses mit der ärztlichen Einschätzung aber der Gutachter vom med. Dienst fand, das wären alles keine wesentlichen Einschränkungen, ich könne in dem Beruf arbeiten. Im Moment siehts aber so aus, als gehts sowieso nicht mehr lange. Da kommen mehr Durchhalteparolen als perspektivische Voraussagen. Na mal abwarten.



Ich schaue manchmal unter meine Füße, ob da wohl ein Verfallsdatum schon steht
manche Menschen, die bestell'n mir Grüße, obwohl sie nicht wissen wollen wie's mir geht
ich brauche wirklich keine Einbauküche, ich will mir auch kein kleines Häuschen bau'n
Was ich gerne hätt' das wäre eine Schaukel, dann würd' ich schaukeln und in den Himmel schau'n

Re: Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#3
Hallo Gitarremann !

Erstmal danke für Deine Antwort.

Allerdings bezog sich meine Frage eher darauf, wie ich jetzt und in Zukunft
mit meiner (oder unserer :-) ) Erkrankung noch arbeiten kann.
Ich habe meinen Job (noch) und einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber.
Dazu kommt, das ich gerne in diesem Beruf arbeite - die Frage ist nun :
Kann ich das auch ? Auch auf Dauer ?
Oder muß ich davon ausgehen, das ich in ein oder zwei Jahren wieder flach liege wenn ich so weitermache wie bisher ?

Immerhin habe ich meinen ersten Infarkt auch einfach so übergangen und
bin weiter arbeiten gegangen.
Beim zweiten Infarkt, bei dem alle drei Kranzgefäße zu waren, wäre ich
auch weiter arbeiten gegangen - ich wollte vom Arzt nur Tabletten gegen die Rückenschmerzen !
Es war reiner Zufall, das er ein EKG gemacht hat - und dann haben sie mich aus der Praxis getragen und ins KH gebracht.

Was ich damit sagen will - ich finde es schwer mein Befinden selbst zu beurteilen - ich arbeite halt gern und viel :-)
Und von KEINEM Arzt, egal ob Reha, Hausarzt, Kardiologe, Chirurg
habe ich bisher eine vernüftige Auskunft erhalten.
Jeder sagt nur - der andere ist zuständig ...

Darum meine Frage nach Euren Erfahrungen.

Habe hier gelesen, das es den Ehemännern von z.B. Nancy oder ivi69
ganz ähnlich geht wie mir ...
auch in der Hinsicht, das sich meine Frau viel mehr Sorgen macht wie ich :-))

LG Hannes



Re: Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#5
Das weiß auch kein Arzt so richtig. Ich hatte nach der Reha einen Entlassungsbericht bekommen, wo eine - sagen wir mal - allgemeine medizinische Einschätzung stand mit einem Belastungsprofil. Also sowas wie nicht schwer heben, keine Schichtarbeit und dergleichen. Dann sollte ich zum Gutachter aber es wurde keiner gefunden, der mich beurteilen konnte. Bei einem sah es dann doch ganz gut aus, weil der nicht abgesagt hatte, aber da stellte sich am Ende nur heraus, dass die Absage nicht bei mir ankam. Zum Schluß hat dann der medizinische Dienst vom Arbeitsamt per Aktenlage entschieden und den Entlassungsbericht der Reha wörtlich abgeschrieben.
Ich mache das jetzt so, dass ich ganz normal arbeiten gehe aber aufpasse, dass ich möglichst keine körperlich anstrengenden Arbeiten mache, dann schreibe ich mir auf, wenn mir irgendwas auffällt, wie Atemnot, Herzrasen, Schwindel und beim nächsten Defi-Auslesetermin gucken wir dann, ob irgendwas registriert wurde und gleichen das mit meinen Aufzeichnungen ab und dann weiß ich. Aha Dienstag 25.2. 10 Uhr war was, da war Frühstück, also Frühstück weglassen, ist zu gefährlich.



Ich schaue manchmal unter meine Füße, ob da wohl ein Verfallsdatum schon steht
manche Menschen, die bestell'n mir Grüße, obwohl sie nicht wissen wollen wie's mir geht
ich brauche wirklich keine Einbauküche, ich will mir auch kein kleines Häuschen bau'n
Was ich gerne hätt' das wäre eine Schaukel, dann würd' ich schaukeln und in den Himmel schau'n

Re: Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#6
Hallo Hannes,
was sagt denn dein Arzt (und dein Umfeld) zu deiner Erkrankung und dem zügigen wieder Arbeiten?Und von wem ist der Plan wieder voll zu arbeiten?

Meine persönliche Erfahrung ist,das ich jetzt eine zwar relativ hohe EF von 45% habe (bei Höhepunkt der Krankheit war sie 7%),aber absolut nicht belastbar bin.
Krankheit seit 01/13,Defi seit 5/13,nach 4x auslösen seitdem (immer bei Belastung) habe ich gestern einen Rentenantrag gestellt.

Gruß Reiner

Re: Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#7
Hallo Hannes,

du bist Schreiner ??
Arbeitest du mit sehr großen Industriemaschienen ?

zum medizinischen Dienst musst du erst,wenn du die Aufforderung von der Krankenkasse bekommst.

dein Arbeitgeber kann dich aber, wenn er wissen will in wie weit du noch arbeiten kannst und BGtechnisch zum Betriebsmediziner schicken.

Was steht denn in deinem Reha-Abschlussbericht ??

Hast du einen Schwerbehindertenausweis beantragt ?

es wird sich kein Arzt festlegen,weil sie das Risiko nicht tragen wollen.

WENN du wie bisher weiter machst, wirst du nicht lange Vollzeit weiter arbeiten können. . . . Der Defi schützt dich vor dem Tod, trotzdem ist deine Herzkrankheit damit nicht behoben und ohne funktionierendes Herz keine funktionierende Belastung !!


Deine Frau macht sich Sorgen,weil sie dich noch viele Jahre bei sich haben möchte,anstatt dich auf dem Friedhof zu besuchen,wenn du so weiter machst wie bisher (direkt gesagt,sorry) !!

Bei uns macht sich mein Mann die meisten Sorgen und ich kann sie mittlerweile verstehen !! am Anfang spielt man alles runter,man hat ja den Defi,aber der behebt das Grundproblem nichtbis man an seine Belastungsgrenzen kommt und der Körper dann sagt HALT Stop !!


____________________
Myokarditis im Kindesalter, ICD Implantation in den 90'ern+ 5 Reanimationen + 4 ReImplantation, 1x Sonden- & TaschenRevision, EF 45%, NYHA II, Herzinsuffiziens II°, Mitralklappeninsuffiziens I°,Trikuspidalklappeninsuffiziens I°, Amiodaron/Bisoprolol=ß-Blocker-Unverträglichkeit

Herztod am 29.04.96 + 02.03.16

Manchmal klingt es hart & tut weh, aber danach weißt Du warum !

Re: Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#8
@ Reiner111 :

Der Plan mit dem Arbeiten ist größtenteils auf meinen Mist gewachsen ...
Mein Hausarzt ist stolz darauf, das er den Infarkt erkannt und mir das Leben gerettet hat, aber wirkliche Ahnung scheint er von der weiteren Vorgehensweise nicht zu haben.
Seine Aussage ist : Ja wenn Sie das können, dann machen Sie mal ...
Meine Frau hält mich für verrückt und würde mich am liebsten garnicht arbeiten lassen.
Aber ich kann einfach die Füße nicht stillhalten ..... :-)

LG Hannes



Re: Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#9
@ Birgitt :

Nein, große Maschinen sind nicht dabei - mal abgesehen von der Kreissäge.
Wenn Du auf die Magnetfelder abzielst - damit gibts bei uns keine Probleme.

Mein Arbeitgeber macht sich Sorgen um mich - bzw. ob ich evtl. nur noch unter Aufsicht arbeiten darf.
Das wäre dann ein Problem, weil wir nur zwei Hauptamtliche in der Werkstatt sind, und wenn einer Urlaub hat ....
Es könnte ja was passieren und er hat ja eine Fürsorgepflicht.
Darum wurde ich schon zum Betriebsarzt geschickt - nur, das DER von Kardiologie noch weniger Ahnung hat wie ich.
Er möchte am liebsten garkeine Prognose abgeben und nur den Reha-Bericht zitieren - wie beim Gitarremann.

Den Abschlußbericht von der Reha habe ich noch nicht - erst den vorläufigen.
Ich war nach der Reha noch in der intensiven Nachsorge - das bedeutet zweimal in der Woche in der gleichen Klinik zum Fahrradfahren und Krafttraining.
Bevor dies beendet war kam der ICD - und dann die Eingliederung.
War heute in der Klinik und hab den Abschlußbericht angefordert.
Die haben mir aber auch gesagt, das der Rehabericht eigentlich nicht mehr aktuell ist, da ich ja den ICD erst DANACH bekommen habe.

Den Schwerbehindertenausweis haben wir beantragt - aber noch keinen Bescheid.

Ich weiss, das der ICD nichts repariert oder besser macht - Entscheidend ist die EF von 20 %.

Das ist mir schon bewußt, aber eigentlich gehts mir ganz gut.
Und an meine Grenzen bin ich - nach meinem Gefühl - noch nicht gekommen.
Wie schon gesagt, mir fällt es schwer, mich selber einzuschätzen -
ich bin da eher jemand der sagt : "ach geht schon"
Und ich arbeite gern, auch mehr als ich eigentlich muß, auch wenn ich es nicht honoriert bekomme.

Meine Frau ist sauer und sagt ich denke mehr an meinen Arbeitgeber und andere als an Sie und mich.

Aber versuch mal einen unruhigen Geist anzubinden ............

LG Hannes



Re: Wieder arbeiten - wann und wieviel ?

#10
Hannes,ich kann mich den Warnungen von Birgitt nur anschließen.

Auch mir ging es Mitte letzten Jahres gefühlt wieder "glänzend",und ich hab wieder reingehauen.Bis zur ersten Defi Auslösung.
Bei irgendeinem der zahlreichen KH Aufenthalte hat mir mal der Chefarzt den Kopf gewaschen,ob mir denn nicht klar wäre das ich mit meinem Leben spiele wenn ich so weiter mache.
Es hat danach etwas gedauert,ich hab zwischenzeitlich meinen neuen Körper besser kennengelernt,und jetzt mach ich lieber etwas langsamer als zu schnell.Auch wenn es schwer fällt.

Also,geh es langsam an und lerne deinen Körper und seine Signale besser kennen.

Gruß Reiner
cron