Defi und Selbständigkeit oder doch Erwerbsminderungsrente????

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Guten Morgen Ihr Lieben, ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen: Mein Name ist Sabine Wirth, ich bin 38 Jahre alt und komme aus Nürnberg. Vor 3 Jahren habe ich einen 5-minütigen Herzstillstand überlebt. Wurde wiederbelebt und defibrilliert und dann für 4 Tage ins künstliche Koma versetzt. Erst hatte ich Gedächtnislücken - doch das wurde schnell besser. Mittlerweile habe ich keine Einschränkungen mehr - nur die Tage davor und der Tag des Herzstillstands sind komplett in meinem Unterbewusstsein vergraben. Da ich von Kindesbeinen an Herzryhthmusstörungen und einen Herzklappenmitralprolaps habe und mit 30 auch noch eine Herzmuskelentzündung hatte, habe ich zur Sicherheit einen ICD eingesetzt bekommen. Danach ging das Drama los.... Die Schraube des Defis hat sich wohl bereits kurz nach der OP gelockert und die Sonde durch die Herzwand gebohrt. Ich selbst hatte nach der OP wahnsinnige Schmerzen und wurde von den Ärzten nicht ernst genommen... Irgendwann waren die Schmerzen weg - ich war auf Reha und bei der Abschlussuntersuchung von der Reha sagten Sie: "Sofort Reha abbrechen - sie müssen zurück ins Krankenhaus". Ich habe einen Erguss im Herzbeutel und man muss gucken was das ist... Ich wurde punktiert und es wurde festgestellt, dass die Flüssigkeit aus reinem Blut bestand. Ich wurde notoperiert und die Sonde wurde dann am Herzmuskel befestigt. Danach die Komplikation der Komplikation: Herzbeutelentzündung mit Perikadeerguss… Das hat ein halbes Jahr gedauert -dann war es vorbei. Ich hatte ein Jahr Ruhe und erfreute mich des Lebens. Ende 2016/Anfang 2017 habe ich festgestellt, dass ich keine Tätigkeiten mehr ausführen kann, wo ich den Kopf nach unten beuge (Putzen z.B.). Meine Adern am Hals und am Kopf (Ich habe eine Glatze aufgrund kreisrunden Haarausfall = Autoimmunerkrankung) sind total angeschwollen und ich hatte einen wahnsinnigen Kopfdruck und das Gefühl, die Adern würden platzen. Wenn ich mich zurücklehnte wurde es schnell wieder besser. Doch kaum war Blut im Kopf (Anstrengung, Aufregung usw.) hatte ich wieder diese Symptome. Meine Lebensqualität war stark eingeschränkt. Die Ärzte nahmen meine Beschwerden nicht ernst - ich habe einen 8 -monatigen Untersuchungsmarathon hinter mir und im deutschen Herzzentrum MÜnchen hat man mir dann endlich meine Vermutung bestätigt: Ja.... es könnte sein, dass die Sonde ein Abflusshindernis darstellt und es zu dieser oberen Einflussstauuung kommt... Ich habe mir den ICD rausmachen lassen . Dann wurde ein Kernstpint gemacht... Ich habe 3! Thrombosen in den Halsvenen, die wohl die Sonde als Einflusshindernis verursacht hat.... Dann habe ich den S-ICD implantiert bekommen - mit dem komme ich wesentlich besser zurecht. Die Einflussstauuung ist weg - geblieben sind Husten und Heiserkeit (sobald ich mich belaste oder mal mehr spreche- das fing an mit der Einflusstauuung und dem Kopfdruck).

Ich war Vollzeit beschäftigt im Vertriebsinnendienst - (10 Jahre). Nach dem ich das neue Gerät reinbekomme habe, und mein Grad der Schwerbehinderung auf 70 erhöht wurde, begann ein Mobbingattacke von meiner Chefin, man wollte mich wohl loshaben. Ob es aufgrund der Krankheitsgeschichte ist, kann ich bis heute leider nicht ausschließen. Ich war nicht stark genug, um da durchzugehen und habe mir einen Anwalt geholt. Ich bin mit Abfindung selbst gegangen. Und jetzt beginnt das Jobdrama… Wenn ich schön verschweige, dass ich Herzprobleme und nen Defi und einen Schwerbehindertenausweis habe bekomme ich auch Angebote. In dem Moment wo ich ehrlich bin hagelt es Absagen (natürlich NICHT wg. dem GEsundheitszustand). Vertrieb ist ein Druckgeschäft - Leute mit Herzproblemen sind da nicht so gern gesehen, da sie ja weniger belastbar sind usw. Und Mittelstand ist halt leider auch nicht gerade gut. Dazu mein Kleingewerbe (psychologische und systemische Beratung und Mediation). Diese Kombi kommt nicht soooo gut. Außerdem bin ich auf dem linken Ohr taub und habe ein HWS-SYndrom und kann nicht länger als 2 Stunden am Stück sitzen - sprich: Ich brauche einen höhenverstellbaren Schreibtisch... Das alles ist insgesamt nicht soooo prickelnd für einen Arbeitgeber....

Nun habe ich nach 80 Bewerbungen entschieden, dass ich den Gang in die Selbständigkeit versuchen möchte (muss) und mein Kleingewerbe zum Haupterwerb ausbauen möchte. Gründungszuschuss vom Arbeitsamt wurde abgelehnt mit der Begründung "zu krank". Die Rentenversicherung ist zuständig. Da liegt es jetzt und kommt nicht zu einer Entscheidung... Die haben jetzt gemeint, sie müssen ja erstmal gucken, ob ich überhaupt belastbar bin und wollen mich irgendwann auf Reha schicken. Ich habe den Beginn der Selbständigkeit schon von Oktober auf Januar verlegt und mich verlässt der Drive... Wenn man sich ständig nur mit seiner Vergangenheit, ärztlichen Gutachten etc. beschäftigen muss, dann bekommt man richtig Angst, obwohl ich vorher sehr positiv gestimmt war.... Private Krankentagegeldversicherung oder sonstiges werde ich nicht versichert - BU habe ich auch nicht. Irgendwie muss ich wenigstens meine Erwerbsminderungsrente erhalten - doch die erlischt in 3 Jahren, wenn ich mich nicht freiwillig pflichtversichern lasse bei der Rentenversicherung und horrente Beiträge zahle....

Ich bin gerade sehr ratlos... Meint Ihr- man (ich) kann die Selbständigkeit wagen? Den Gründungszuschuss habe ich mittlerweile geistig abgehakt.... Oder soll ich lieber für die Erwerbsminderungsrente kämpfen??? (Die jetzt noch gut ist - aber ja schlechter wird, wenn ich jetzt nichts mehr einzahle).

Mein einer Auftraggeber hat mir angeboten, mich zumindest 10 Stunden sozialversicherungspflichtig anzustellen -das ist schon mal ein Vorteil und ich werde das auch annehmen. Trotzdem weiß ich nicht weiter - Erwerbsminderungsrente oder Selbständigkeit oder alle Träume begraben und eine Stelle bei einem Amt suchen?::-(((((.

Ich bin ziemlich ratlos! Wie ist eure Meinung zu dem Ganzen. Gibt es hier im Forum Selbständige mit Herzprobllemen? WIe kommt ihr zurecht? Wie sichert ihr euch bei Ausfall ab? Oder gibt es von euch welche die in Erwerbsminderung gegangen sind?

Ich bin noch so jung und eigentlich habe ich seit dem Herzstillstand das GEfühl, ich möchte noch etwas bewegen und die Welt verändern (mit meinem Gewerbe Sonnenstrahl-Beratung und Charity-Veranstaltungen und Keynotes für den Bereich Tier- und Naturschutz). Die Power habe ich - auch wenn ich spüre, dass ich natürlich nicht mehr so belastbar bin wie früher- doch für mich sorge ich!

Ich freue mich auf eure ehrliche Einschätzung.

Schönes Wochenende
Eure Sabine Wirth

Re: Defi und Selbständigkeit oder doch Erwerbsminderungsrente????

#2
Hallo Sabine,

es ist sehr schwer, jemandem bei einer so wichtigen Entscheidung einen Rat zu geben, besonders wenn man diejenige nicht persönlich kennt.
Ich gehe mal davon aus, dass du die Voraussetzung für eine Erwerbsminderungsrente erfüllen würdest (allerdings habe ich mich bisher nicht mit dem Thema ernsthaft beschäftigen müssen).
Deine Aussagen erwecken bei mir den Eindruck, dass du noch voller Energie steckst und ich könnte mir vorstellen, dass du nicht glücklich wirst, wenn du mit 38 schon "die Hände in den Schoß legst".
Ich bin 62 und bewusst in Altersteilzeit gegangen, habe mich aber auch lange darauf vorbereitet und mir entsprechende Hobbys gesucht. Ich kenne viele ehemalige Kollegen, die mit der plötzlichen Freizeit ihre Probleme hatten...
Wenn dir die geplante selbständige Beschäftigung Spaß macht, du dich darauf freust und dübermäßigen Streß vermeiden kannst, könnte ich mir vorstellen, dass das der bessere Weg für dich ist.
Du merkst, ich formuliere das sehr vorsichtig, weil ich dich halt nicht kenne. Sieh das also bitte nur als meine Meinung und nicht als konkreten situationsbezogenen Ratschlag!

Viele Grüße und alles Gute

Ulf
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